0036 - Die Seuche des Vergessens
Es dauerte auch nicht sehr lange, bis er unter den Tausenden auf ihn einströmenden Impulsen die richtigen entdecken und isolieren konnte. Mit einiger Hingabe lauschte er der Unterhaltung zwischen Enzally, Ralv und Geragk, als diese zum Hafen gingen und geschickt die Kontrollen der Wachroboter vermieden, was nicht, immer so einfach war. Denn die Gedanken von Robotern aufzufangen gelang selbst einem Telepathen wie Enzally nicht. Die Loyalität der drei Goszuls stand außerhalb jeder Diskussion; Allein die leise geführte Unterhaltung, deren Zeuge Gucky war, bewies das zur Genüge. Der Mausbiber teleportierte zu Kitai, der erschrak, als Gucky neben ihm materialisierte.
„Sie kommen.“ Kitai seufzte.
„Ist es unbedingt notwendig, daß du meine ohnehin schon strapazierten Nerven noch mehr belastest? Kannst du nicht wie ein vernünftiger Mensch die paar Schritte gehen?“
„Ich bin kein Mensch“, eröffnete Gucky triumphierend. Sein Stolz über diese Tatsache war unverkennbar. „Warum soll ich mich anstrengen, wenn es auch einfacher geht?“ Kitai grinste.
„Ich werde dir bei Gelegenheit einsuggerieren, du seist ein Huhn. Vielleicht kommen wir dann endlich wieder zu einem frischen Ei.“
Gucky verzog das Gesicht, murmelte etwas Unverständliches und zeigte zum Hafen.
„Dort kommen die drei - siehst du sie? Der ältere von ihnen ist der Telepath Enzally, mit dem John sich mehrfach unterhielt. Der rechte muß Ralv, der Anführer der Rebellen, sein. Dann ist logischerweise der linke unser Freund Geragk, den du schon in der Kur hattest.“
Kitai sah, wie die drei Männer geschickt einen Wachroboter umgingen und dann ganz so taten, als hätten sie wichtige Geschäfte im Hafen zu erledigen. Vorbei an den Lagerhäusern näherten sie sich dem Kai, an dem der Segler lag. Im Vorbeigehen grüßten sie einige Goszuls, die ihnen neugierig nachblickten.
Gucky ließ freudig erregt seinen Nagezahn verschwinden und zirpte: „Ich werde die anderen benachrichtigen. Es ist ja nicht gerade notwendig, daß die drei Unterhändler gleich unser ganzes Waffenarsenal zu Gesicht bekommen. Bei dem herrlichen Wetter können wir an Deck verhandeln. Was meinst du?“
„Erkundige dich lieber, was John dazu meint. Er ist unser Boß.“
„Auch meiner?“ machte Gucky erstaunt - und war verschwunden. Er hatte es mal wieder vorgezogen, seine körperlichen Kräfte zu schonen.
Kitai wandte nun seine ganze Aufmerksamkeit den Rebellen zu, die ein wenig unschlüssig vor der primitiven Gangway standen, die das Schiff mit dem Kai verband. Er richtete sich auf und winkte ihnen zu. Enzally gab den Gruß zurück und schritt weiter.
John Marshall und seine Gefährten erwarteten die Gäste auf dem oberen Heckdeck. Mit Hilfe der vorhandenen Hilfsmittel hatten sie ihr Aussehen endlich ändern können. Sie sahen jetzt aus wie ganz normale Goszuls, nicht mehr wie Springer. Schließlich war es ja nicht mehr ihre Aufgabe, sich unbemerkt unter die galaktischen Händler zu mischen, sondern sie wollten vielmehr als Eingeborene gelten - wenigstens den Springern gegenüber.
Gucky hielt sich ein wenig im Hintergrund. Er sollte erst später in Erscheinung treten - und der Mausbiber plante, das mit entsprechendem Nachdruck auch zu tun. Enzally und John maßen sich mit abtastenden Blicken. Unsichtbar gingen ihre Gedanken hin und her, forschten, fragten und gaben Antwort. Dann streckte Enzally beide Hände aus und ging auf John zu.
„Willkommen, Sohn einer fremden Welt“, sagte er im reinsten Interkosmo, der Verständigungssprache der Springer und auch des arkonidischen Imperiums. „Du bist gekommen, uns zu helfen. Ich sehe, daß du nicht lügst.“
„Wir sind glücklich, nicht mehr allein zu sein“, versicherte Marshall und begrüßte auch die beiden Begleiter des Telepathen. Danach stellte er die drei Japaner vor.
„Setzen wir uns, hier sind wir ungestört und können zugleich den Hafen übersehen. Ich nehme an, Enzally, wir haben uns einiges zu erzählen.“
Sie hockten auf Taurollen und Matten. Vom Himmel herab schien eine warme Sonne. Im Hafen war nur wenig Betrieb. Das plötzliche Auftauchen der vielen Wachroboter war zwar nichts Ungewohntes, aber daß auch Kampfroboter an allen wichtigen Punkten stationiert wurden, erregte doch einiges Mißtrauen.
„Ihr wollt einiges über unsere Organisation wissen“, stellte Enzally sachlich fest „Ralv ist der rechte Mann, das zu erläutern - er hat sie gegründet und ist ihr Leiter.“
Ralv nickte stolz
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