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0038 - Sie kamen aus dem Schattenreich

0038 - Sie kamen aus dem Schattenreich

Titel: 0038 - Sie kamen aus dem Schattenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kubiak
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ihr Chef, der Professor. Die graublauen Augen schauten sie unbeweglich an, versuchten sie zu bannen und waren voller Verheißung. Nicole empfand ein nie gekanntes Glücksgefühl.
    Sollte Zamorra begriffen haben, warum sie immer noch bei ihm war und ihm half?
    Immer hatte sie sich bemüht, es sich nicht anmerken zu lassen.
    Doch sie war auch nur eine Frau. Und das dauernde Zusammensein mit einem so attraktiven Mann wie dem Professor führte automatisch zu Spannungen und rief gewisse Gefühle hervor.
    Nicole hatte es sich nie eingestehen wollen, jetzt war es soweit. In ihren Träumen wagte sie es, sich Dinge vorzustellen, die sie in der Realität nie gewagt hätte.
    Sie sah, wie die Augen des Professors sich den ihren näherten.
    Sein Mund war halbgeöffnet. Deutlich konnte sie sehen, wie Zamorra mit der Zungenspitze über seine Unterlippe tastete. In ihrem Traum war Nicole bereit, beugte sich vor, gewillt, dem Mann, den sie liebte, entgegenzukommen.
    Doch plötzlich waren die Augen verschwunden. Stattdessen stand Nicole einem Grabstein gegenüber, in den ein Name eingraviert war.
    Es war der Name ihres Chefs und Geliebten!
    Sie schluchzte auf. Doch da erschien wieder das Augenpaar. Fasziniert verfolgte Nicole Duval, wie es sich ihr erneut näherte.
    Und wieder spielte sich das gleiche ab wie vorher. Und noch etwas. In den Augen lag so etwas wie eine Bitte. Eine Bitte, ihm zu folgen.
    Nicole war überzeugt, dass sie den Augen folgen musste, um ihren Chef vor irgendetwas zu retten.
    Und sie folgte der Aufforderung.
    Ohne dass sie sich dessen bewusst war, erhob sie sich aus dem Bett. Sie streifte die Decke beiseite und stand im Zimmer.
    Ihre makellose Figur wurde nur von einem Hauch Gewebe umschmeichelt. Deutlich waren ihre weiblichen Formen im Licht des Mondes, das durch das Fenster hereinfiel, zu erkennen.
    Es war ein Anblick, der das Herz eines jeden potenten Mannes hätte höher schlagen lassen. Sie war eine personifizierte Herausforderung.
    Doch im Moment war da niemand, der diese Herausforderung hätte annehmen können. Im Moment war Nicole Duval allein. Niemand konnte mitverfolgen, wie sie dastand und sich leise wiegte, als hörte sie eine geheimnisvolle Musik und müsste danach tanzen.
    Ihre Augen waren geschlossen. Ihr Gesicht war verzerrt wie unter einer inneren Anspannung. Vielleicht spürte sie unter den Bildern des Glücks und der Wolllust, die auf sie einstürmten und ihr Handeln bestirnten, den grundsätzlich bösen Einfluss desjenigen, der ihr diese Bilder übermittelte.
    Nicole verlor aber diesen inneren Widerstreit.
    Sie wandte sich um, ging zur Tür und öffnete sie. Ohne lange zu zögern setzte sie den Fuß über die Schwelle auf den Gang. Da sie barfuß war, verursachte sie kein Geräusch.
    Die Tür ihres Zimmers ließ sie offen.
    Wie ein Schemen der Nacht, ein Wesen aus einer anderen Welt, schwebte sie über den Gang. Sie eilte zur Treppe und diese hinunter.
    Ihre Füße berührten kaum den Boden. Sie lief durch die Vorhalle.
    Durch eines der farbigen Glasfenster fiel von draußen das Mondlicht herein. Es zauberte märchenhafte Reflexe auf ihr glänzendes Haar.
    Nicole erreichte die Tür. Sie verharrte keinen Augenblick. Sie streckte ihre Hand nach der Klinke aus und drückte sie herunter.
    Die Tür schwang auf. Es entstand Durchzug, um den sich Nicole aber nicht kümmerte. Oben auf dem Flur krachte laut die Tür zu ihrem Zimmer zu.
    Sie schien es nicht gehört zu haben.
    In ihr brannte nur ein Gedanke, die Zugbrücke hinunterzulassen, denn draußen wartete ihr Chef. Er musste eingelassen werden.
    Nichts anderes hatte in ihrem Kopf Platz.
    Und sie wollte der Aufforderung sofort Folge leisten.
    Mit langen Schritten rannte sie über den Burghof, nicht ahnend, dass sie dem Grauen den Weg ebnen sollte und ihren Chef in Lebensgefahr brachte…
    ***
    Zamorra schreckte hoch. Es dauerte einen Moment, bis er sich zurechtfand. Er war in seiner Bibliothek in einem Sessel eingeschlafen.
    Lange hatte er vor dem Fenster gestanden und darüber nachgedacht, was er gegen den lebenden Toten unternehmen sollte.
    Plötzlich hatte ihn Müdigkeit überfallen, und er hatte ihr nachgegeben.
    Was hatte ihn eigentlich aus dem Schlaf geschreckt?
    Es musste das Schlagen einer Tür gewesen sein.
    Er schaute auf die Uhr. Eine Stunde nach Mitternacht. Um diese Zeit musste alles in tiefem Schlaf liegen.
    Zur Vorsicht wollte er sich doch überzeugen. Vielleicht war auch ein ungebetener Gast in das Schloss eingedrungen.
    Zamorra

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