0038 - Sie kamen aus dem Schattenreich
schob er den schwarzen Koffer in die enge Kabine, dann drückte auch er sich hinein.
Carol Creen starrte ihn mit ausdruckslosem Gesicht an. Es schien, als berge der Mann für sie keinerlei Schrecken mehr in sich.
Ja, sie schien es fast als Erlösung zu empfinden, als sich zwei kalte Hände um ihren Hals legten.
Erbarmungslos drückte Mordius zu. Der Mund der Stewardess klaffte auf, röchelnde Laute drangen heraus. Ihre Knie gaben nach, sie sank zusammen und rutschte auf den Boden.
Erst als sie völlig bewusstlos war, ließ Mordius von ihr ab. Er grinste schmal. Die hätte ihm wirklich gefährlich werden können.
Fast hätte sie ihn verraten. Doch diese Gefahr war jetzt gebannt.
Suchend schaute sich der lebende Tote in der kleinen Küche des Flugzeugs um. Und dann fand er, was er gesucht hatte, nämlich ein gutes Versteck für die ohnmächtige Stewardess.
Eingelassen in die Wand sah er einen Gefrierschrank, in dem die Mahlzeiten oder Imbissportionen für die Flugreisenden aufbewahrt wurden.
Mordius öffnete ihn. Er war fast leer, denn der Flug von London nach Paris dauerte nicht lange genug, um auch noch große Mahlzeiten einzunehmen.
Mordius riss die einzelnen Drahtkörbe heraus und Stapelte sie alle auf dem Boden des Gefrierschranks, dann hob er die Stewardess hoch und zwängte sie in den Schrank hinein. Es klappte so gerade.
Mordius schloss die Gefrierschranktür und schaute sich noch einmal um, ob er irgendwelche Spuren hinterlassen hatte. Doch er fand nichts.
Dann begab er sich wieder auf seinen Platz, als ob nichts geschehen wäre, und schnallte sich an.
In einem weiten Bogen näherte sich die Boeing dem Pariser Flughafen Orly.
Kurz darauf war die Maschine gelandet. Unbehelligt gelangte der unheimliche Reisende durch den Zoll und aus dem Flughafengebäude heraus.
Die Kriminalbeamten, die man dort postiert hatte, erkannten den Gesuchten nicht. Zu gut hatte er sich getarnt.
Mordius saß längst in einem Zug in Richtung Loiretal, als eine Putzfrau auf dem Flughafen Orly fast einen Nervenzusammenbruch hatte und einen Weinkrampf.
Sie reinigte gerade den Teppich in der Linienmaschine London-Paris und hatte die Pantrytür geöffnet, als ihr fast das Herz stehen blieb.
Zufällig schaute sie in die Bordküche hinein.
Da sah sie, wie die Tür des Gefrierschrankes wie von Geisterhand bewegt aufschwang und den Blick ins Innere freigab.
Die Putzfrau sah ein Mädchen in der Uniform der Stewardessen.
Schwerfällig zwängte sie sich aus dem Schrank heraus. Sie zitterte am ganzen Körper. Raureif bedeckte ihr Haar, und Eiskristalle hingen in ihren Augenbrauen. Ihre Stimme war nur ein kaum verständliches Krächzen, als sie fragte: »Wo bin ich?«
***
Zamorra saß schon seit Stunden wie auf glühenden Kohlen. Jeden Moment wartete er auf einen Anruf aus Paris. Er hatte bei der Kripo gebeten, ihn davon zu unterrichten, sobald man etwas Verdächtiges feststellte.
Und bis jetzt hatte sich noch niemand bei ihm gemeldet.
Er hatte sich mit Nicole sofort hingesetzt und Flugpläne und Eisenbahnfahrpläne studiert. Demnach musste Mordius, wenn er ein Flugzeug benutzt hatte, schon längst auf französischem Boden sein.
Und Zamorra war davon überzeugt, dass der wahnsinnige Wissenschaftler den kürzesten und schnellsten Weg suchen würde.
Schließlich hielt er es nicht mehr aus und rief selbst in Paris an.
Die Auskunft, die man ihm dort gab, hätte ihn eigentlich beruhigen sollen – man hatte den Unheimlichen noch nicht gesichtet – doch bewirkte sie bei Zamorra das genaue Gegenteil.
Ihm war klar, dass der Irre einen Weg gefunden haben musste, unbemerkt an den Ausschau haltenden Beamten vorbeizuschlüpfen.
Dem Professor blieb nur noch, eigene Vorbereitungen auf die Ankunft des Wahnsinnigen zu treffen und sich in Geduld zu fassen.
Zur Vorsicht, obwohl er sich nicht viel davon versprach, legte er sich die Kette mit dem Amulett um.
Sich im nahen Dorf zu erkundigen, ob man dort etwas festgestellt hatte, wäre mit Sicherheit auch nutzlos. Denn wenn Mordius es geschafft hatte, an den Kriminalbeamten einer Metropole unerkannt vorbeizugehen, dann würde er das bei der ländlichen Polizei bestimmt schaffen.
Pierre Malice, der Vorsteher der Polizeistation im Dorf, war zwar nicht dumm, doch er stand mit beiden Beinen fest auf der Erde und auf dem Boden der Tatsachen. In seiner Welt hatten Monstren und Ungeheuer aus dem Jenseits überhaupt keinen Platz.
Zamorra, der sich mit ihm recht gut verstand, schenkte es sich,
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