Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0042 - Herr der wilden Wasser

0042 - Herr der wilden Wasser

Titel: 0042 - Herr der wilden Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wiemer
Vom Netzwerk:
Gesichtern…
    Nur einer, der Anführer vermutlich, hob noch einmal die Faust mit dem Speer – und Zamorra riss den Lauf der Waffe herunter und visierte für den Bruchteil einer Sekunde.
    Er zog durch und traf.
    Die weiche Silberkugel vermochte es nicht, die steinerne Speerspitze zu zertrümmern – aber dem Mann wurde die Waffe wie von einer unsichtbaren Faust aus den Fingern gerissen. Er brüllte auf. Mit flackernden Augen starrte er auf seine leere Hand, auf den Speer, der gegen einen Felsen geprallt und zerbrochen war – und jetzt erst schienen die Menschen die unbekannte, unbegreifliche Drohung ganz zu erfassen.
    Sie wichen weiter zurück.
    Ein paar warfen sich herum, jagten blindlings davon, die anderen folgten ihnen. Gebüsch nahm sie auf, schützende Felsen. Für ein paar Sekunden klangen noch die Kehllaute ihrer durcheinander schreienden Stimmen herüber – dann waren die Spuren im Schnee das einzige, was zurückblieb.
    »Weg hier!«, flüsterte Zamorra. »Schnell…«
    Er griff nach Nicoles Arm. Sie schluchzte fast vor Erleichterung, widerstand dem Impuls, ihm einfach um den Hals zu fallen. Hintereinander sprangen die drei Menschen von der Felsenterrasse herunter, hasteten auf ihrer eigenen Spur zurück durch den Schnee, und zehn Minuten später erreichten sie wieder den Eingang der Höhle.
    »Und jetzt?«, fragte Nicole keuchend. »Ich – ich weiß nicht, wie ich hierher gekommen bin, ich…«
    »Durch die Zeitschranke.« Zamorra presste die Lippen zusammen, während er hastig die Grotte betrat. »Wir müssen uns beeilen. Der Alte vom Meer hat gesagt, dass seine Mission gescheitert sei, dass er für immer in sein Zwischenreich verbannt bleiben werde. Und das bedeutet möglicherweise, dass sich die Pforte wieder schließt, durch die wir gekommen sind.«
    Bill schluckte hart. »Du meinst…«
    »Ich weiß es nicht! Wir müssen es versuchen, wir haben keine Wahl. Kommt…«
    Die anderen folgten ihm.
    Da Bill immer noch die Taschenlampe hatte, kamen sie schneller vorwärts als Nicole vorher. In fliegender Hast eilten sie durch den Gang, ihre Schritte hallten dumpf von den Wänden wider, und binnen weniger Minuten hatten sie den Kratersee erreicht.
    Nicole schauerte, als sie in die glühende, wabernde Lava hinabsah.
    Zamorra tastete unwillkürlich nach dem Amulett, das Wärme ausstrahlte und zu leben schien. Er biss die Zähne zusammen und ergriff Nicoles Handgelenk.
    »Es hilft nichts«, sagte er rau. »Wir müssen es riskieren. Du zuerst, Bill!«
    »Besser ein kleines Risiko als für den Rest meines Lebens als Cro-Magnon-Mammute jagen«, knurrte der Historiker.
    Dabei trat er dicht an den Kraterrand heran – und in der nächsten Sekunde sprang er.
    Zamorra wartete nur einen Atemzug.
    Nicole klammerte sich an ihn, zitterte. Er lächelte beruhigend, legte einen Arm um ihren schlanken Körper, und dann sprang er mit ihr gemeinsam.
    Es war genau wie beim ersten Mal.
    Das Gefühl der brennenden Kälte…
    Körperlosigkeit, Empfindungslosigkeit, isoliertes Bewusstsein in einem endlosen dunklen Raum. Dann die kurze Ohnmacht, die dem endgültigen Erwachen vorausging – und genau wie beim ersten Mal fand sich Zamorra erschöpft und wie zerschlagen auf den steinigen Boden der Höhle wieder.
    Nicole lag dicht neben ihm.
    Sie atmete flach, war immer noch ohne Bewusstsein und bewegte die Augen unter den geschlossenen Lidern wie bei einem lebhaften Traum. Zamorra rüttelte sie leicht an der Schulter, während sich in einiger Entfernung Bill Fleming ächzend auf die Ellenbogen stützte.
    Nicole schlug die Augen auf.
    Ihr Blick spiegelte Verwirrung. Erst allmählich kehrte die Erinnerung wieder, und sie schluckte heftig.
    »Sind wir – zurückgekehrt?«, fragte sie.
    »Ich weiß es nicht. Wir müssen nachsehen.«
    Zamorra stand auf und half seiner Sekretärin auf die Beine. Bill hatte sich bereits in Bewegung gesetzt, leuchtete mit der Taschenlampe die Felswände ab. Wieder hasteten sie durch den endlosen Gang, den sie inzwischen schon gut genug kannten, um einzelnen Geröllansammlungen am Boden blind auszuweichen. Minuten vergingen, dann tauchte der erste schwache Lichtschimmer auf und…
    »Hey!«, zischte Bill.
    Er war abrupt stehen geblieben, lauschte. Auch Nicole und Zamorra verharrten – und sobald ihre Schritte verstummt waren, konnten sie das dumpfe Knirschen hören, das plötzlich in der Luft hing.
    Die Felsen schienen zu vibrieren.
    Ein unheimliches Grollen kam tief aus dem Berg, steigerte sich zu einem

Weitere Kostenlose Bücher