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0042 - Herr der wilden Wasser

0042 - Herr der wilden Wasser

Titel: 0042 - Herr der wilden Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wiemer
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kreisrunden Kessel, in dem ein silbriges Rinnsal dem Gras eine sattgrüne Farbe verlieh.
    Maruth sah sich um und kniff die Augen zusammen.
    »Da drüben vielleicht«, meinte er zögernd. »Die vorspringenden Felsen, die eigenartige Säulenformation…«
    »Charles!«, fiel ihm Patricia ins Wort.
    Er sah sich nach ihr um. Der erregte Unterton in ihrer Stimme hatte ihn alarmiert. Eine steile Falte stand auf Patricias hübscher Stirn, sie hatte den Kopf in den Nacken gelegt und spähte aus schmalen Augen nach oben.
    »Diese Vögel!«, stieß sie hervor. »Um Himmels willen, Charles – was ist das?«
    Er folgte ihrer Blickrichtung. Zuerst sah er nur Umrisse. Sie lösten sich aus dem Schatten einer Felswand, flatterten ins Licht – und Charles Maruth kämpfte mit angehaltenem Atem gegen das Gefühl, seinen eigenen Augen nicht trauen zu können.
    Vögel?
    Nein, das waren keine Vögel, konnten es nicht sein. Es gab auf der ganzen Welt keine Vögel, die so aussahen! Sie kamen näher, langsam und gleitend, wuchsen ins Riesenhafte, und die Luft schien plötzlich zu dröhnen von Flügelschlag und rauem Geschrei. Flugechsen mit einer Spannweite von acht, neun Metern! Bizarre, krallenbewehrte Gliedmaßen, zwischen denen sich gewaltige Flughäute spannten. Kleine Augen saßen an den grotesken, spitzen Schädeln, bläulich schimmernde, hornartige Auswüchse und lange, nadelscharfe Schnäbel. Mindestens ein halbes Dutzend war es. Sie schienen förmlich den Himmel zu verdunkeln, und Charles Maruth spürte, wie ihn ungläubiges Entsetzen gleich einer Woge überschwemmte.
    Irgendein Teil seines Hirns dachte immer noch nüchtern und klar.
    Er kannte diese Tiere. Er kannte sie, obwohl sein wissenschaftlich geschulter Verstand ihm sagte, dass es unmöglich war, dass es sie nicht geben konnte – nicht hier, nicht in dieser Zeit. Sein Herz hämmerte. Immer noch stand er starr da, blickte zu den unheimlichen fliegenden Wesen hinauf und schüttelte fassungslos mit dem Kopf.
    »Pteranodon«, murmelte er. »Pteranodon, nichts anderes! Es ist unmöglich, aber… Pat! Pat, siehst du es auch?«
    Das Mädchen klammerte sich an seinem Arm fest. Ihre Augen flackerten vor Furcht, ein Zittern überlief sie, als der von den riesigen Flughäuten ausgelöste Luftstrom sie traf.
    »Natürlich sehe ich es!«, rief sie mit einem Unterton beginnender Hysterie. »Charles! Was ist das? Ich habe noch nie so etwas gesehen, nie!«
    »Ich auch nicht. Sie sind ausgestorben, sie…«
    »Aber sie sind da, Charles! Sie sind da!« Patricias Stimme kippte über. »Was sollen wir tun? Mein Gott, was sollen wir…«
    »Reg dich nicht auf! Sie ernähren sich von Fischen, der spitze Schnabel dient dazu, die Beute aufzuspießen.«
    Charles Maruth hatte das Entsetzen überwunden, obwohl sein Atem immer noch schnell und erregt ging. Seine Augen leuchteten, und er legte den Kopf weit in den Nacken, um besser sehen zu können. »Schau sie dir an, Pat! Flugechsen! Echte Flugsaurier, verstehst du? Himmel, das könnte die größte naturwissenschaftliche Entdeckung dieses Jahrhunderts werden, das…«
    Er verstummte abrupt.
    Immer noch starrte er zu dem dunklen Schwarm über ihren Köpfen hinauf – aber jetzt verzerrte sich sein Gesicht in jäher Panik.
    Denn im gleichen Moment stieß eins der Tiere mit den langen, erschreckend spitzen Schnäbeln wie ein Pfeil auf sie nieder…
    ***
    »Mademoiselle Duval! Sie sehen reizend aus, wie immer!«
    Professor Lecourbé vom parapsychologischen Institut der Sorbonne strahlte, als er seine Landsmännin mit einem galanten Handkuss begrüßte. Danach schüttelte er Zamorra die Hand. »Willkommen in Paris, werter Kollege! Ich freue mich, dass Sie sich zur Mitarbeit bereiterklärt haben.«
    Der Professor lächelte leicht. Er kannte Lecourbé schon lange, und den alten Chroniken seiner Bibliothek entstammten die Informationen, die Zamorra seinerzeit gebraucht hatte, um eine Meute gefährlicher Killerwölfe unschädlich zu machen, die Paris heimsuchten.
    Heute allerdings ging es um ein wesentlich harmloseres Unterfangen. Ein junger Mann, angeblich übersinnlich begabt, der seit Monaten mit einem bildschönen Medium in der Öffentlichkeit Furore machte, wollte sich im Institut einer genauen Prüfung unterziehen.
    Ihm ging es darum, die Zweifler zum Schweigen zu bringen, die ihn für einen Scharlatan hielten. Für Professor Lecourbé ergab sich die Möglichkeit für aufschlussreiche Experimente – und er hatte Zamorra um seine Unterstützung

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