0043 - Wir stoppten den Bandenkrieg
kommen würde, und blieb kerzengerade stehen. Er haßte mich so abgrundtief, als sei ich in seinen Augen die Verkörperung des von ihm so heiß gehaßten Gesetzes. Er würde mich nicht mit einer schnellen Kugel töten.
Ich dachte an Farley, der unzählige Hiebe dieser Peitsche ausgehalten hatte. Und ich war besessen von dem verrückten Gedanken, ihm zu zeigen, was ein G-man aushalten kann.
Aus dem Liegen schnellte der starke Arm der Nilpferdpeitsche plötzlich auf mich zu. Wie Papier wurde mein Jackett zerrissen und eine siedend heiße Schmerzwelle glutete durch meinen Körper, vom Hals herab über die Brust.
Ich stand und rührte mich nicht. Lodgers kam taumelnd auf die Beine. Sein Abstand von mir betrug ungefähr sechs Meter. Er starrte mich fassungslos an. Von meinen Füßen bis zu ihm lief der gewundene Faden der dicker werdenden Peitsche, gewunden wie eine bösartige Schlange.
Keuchend holte er ein zweites Mal aus.
Ich schloß die Augen, um sie zu schützen, und biß mir in die Unterlippe. Der Schmerz tobte mir durch den Körper, daß ich fürchtete, wahnsinnig zu werden.
»Du Hund!« schrie Lodgers, als er sehen mußte, daß ich auch diesen Schlag überstand. Gleichzeitig wurde fcr völlig verwirrt durch die Tatsache, daß ich nichts zu meiner Verteidigung unternahm, obgleich ich doch die Pistole in der Hand hielt.
»Na, Lodgers«, brachte ich mühsam heraus, aber ich versuchte dabei sogar zu lächeln.
Er wurde verrückt vor Wut. Abermals peitschte die Nilpferdhaut wie ein Messer auf mich zu und grub sich in meinen Körper. Aber diesmal packte ich sie schneller, als er sie zurückziehen konnte. Ich wickelte meinen linken Arm mit ein paar raschen Drehungen so weit in die Peitsche, daß er keine Aussicht hatte, sie je wieder gebrauchen zu können.
Er keuchte wie ein gereizter Bulle. Irgend etwas flog mir entgegen. Ich duckte mich darunter weg. Er griff nach dem letzten ganzen Gegenstand im Raum und warf.
Es war der Fernsehempfänger.
Ich sprang zur Seite. Klirrend barst das Gerät an der Wand. Die Bildscheibe brach in tausend Stücke. Papier quoll hinter ihr heraus. Buntes Papier. Kleine, bedruckte Scheine.
Ben Caugh's Geld. Im Fernsehgerät hatte sie niemand gesucht, niemand vermutet.
Lodgers sah das Geld. Seine Augen verdrehten sich. Er taumelte keuchend zurück und griff nach dem Tischchen, auf dem das Telefon stand. Fluchend warf er es.
Ich sprang zur Seite. Der Tisch knallte gegen die Wand.
Nun ging er mich direkt an. Ich tänzelte vor ihm her. Er war am Rande der Erschöpfung. Als er mir einen besonders wuchtigen Schwinger verpassen wollte, schlug er selbst dabei hin, weil ich natürlich ausgewichen war.
Es dauerte eine ganze Weile, bis er wieder auf den Beinen stand. Er würde es keine fünf Minuten mehr machen, so sehr hatte er sich in seiner wahnsinnigen Zerstörungswut verausgabt.
Ich sah ihm entgegen. Auf seinen Lipoen stand blutiger Schaum.
Er holte wieder aus.
Ich trat zur Seite.
Seine Faust knallte mit aller Wucht gegen die Wand. Er stieß einen snitzen Schrei aus. Langsam ging er in die Knie. Er war fertig. Er konnte einfach nicht mehr.
Als er zusammenbrach, hörte ich, wie draußen die Wohnungstür aufgebrochen wurde. Der erste, der im Zimmer stand, war Phil, Er rief erschrocken:
»Jerry!!«
Als er mein Grinsen sah, vom Schmerz verzerrt, aber eben doch ein Grinsen, liefen ihm zwei große Tränen über das treue, gute Gesicht.
Hinter ihm kam Mister High mit zwei Kameraden.
Mister High machte nur eine Handbewegung. Da hielten mir die beiden Kollegen die Handschellen hin.
Ich nahm sie.
Guy Lodgers rappelte sich gerade wieder taumelnd auf die Füße.
Ich trat zu ihm. Seine Augen glühten in unverhohlenem Haß. Aber er war so verausgabt, daß er kaum noch stehen konnte.
Die Handschellen klickten ein. Ich hatte ihn besiegt, ohne ihn ein einziges Mal berührt zu haben. Die beiden Kameraden führten ihn ab. Unser Chef aber kramte selbst aus den Trümmern eine Flasche hervor, entkorkte sie und roch daran. Dann lächelte er:
»Wenn ich mich nicht irre, ist das Ihre Marke, Jerry!«
Er gab mir die Flasche. Ich setzte sie an. Und ich hatte sie verdammt nötig.
***
Guy Lodgers endete auf dem Stuhl. Er war nicht der einzige. Der Richter urteilte mit ungewohnter Härte. In seiner Urteilsbegründung führte er unter anderem aus:
»… die Zeiten Al Capones sind vorbei, weil es tapfere Polizisten gab, die ihr Leben einsetzten im Kampf gegen das Verbrechertum. Daß diese Zeiten nie
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