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0048 - Ausflug ins Jenseits

0048 - Ausflug ins Jenseits

Titel: 0048 - Ausflug ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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Meine früheren Vorfahren waren alle Deutschordensritter. Den Vornamen Hieronymus trägt seit Jahrhunderten jeweils der älteste männliche Spross unserer Familie als Erstnamen. Bedauerlicherweise bin ich der letzte Spross der Melibocus.«
    Ich verkniff mir zu sagen: Dafür aber ein besonders langer.
    »Bis morgen, Mr. Sinclair«, sagte der Professor, drehte sich um und fiel prompt über einen Koffer. Er stürzte zu Boden. Fitz Fitzgerald half ihm auf. »Psi krev«, schimpfte Melibocus.
    Kopfschüttelnd ging ich hinaus. Mir war nicht entgangen, wie erschüttert der Professor über den Tod der Madame Melisandra war. Auch ich war geschockt, obwohl ich schon viel erlebt hatte. An diesem späten Abend konnte ich nichts mehr ausrichten.
    Doch gleich am nächsten Morgen wollte ich alles in die Wege leiten, um die Informationen auszuwerten, für die Madame Melisandra ihr Leben hatte hingeben müssen.
    Während ich zu meiner Wohnung fuhr, zermarterte ich mir den Kopf und fragte mich, ob Madame Melisandras Tod nicht vermeidbar gewesen wäre. So sehr ich ihn bedauerte, ich kam zu dem Schluss, dass ich mir keine Vorwürfe zu machen hatte.
    Was geschehen war, das hatte keiner voraussehen können. Nicht einmal die Hellseherin selbst. Normalerweise war eine Kristallkugelbeschwörung eine harmlose Angelegenheit.
    ***
    Die blonde Privatdetektivin Jane Collins war kein Kind von Traurigkeit. Nachdem John Sinclair sie versetzt hatte, rief sie kurz entschlossen ein paar alte Bekannte an. Bald fand sie Anschluss an eine Clique, die an diesem Abend die Clubs und Diskotheken von Chelsea unsicher machen wollte.
    Jane verabredete einen Treffpunkt. Sie kleidete sich um, in Chelsea, dem Londoner Künstlerviertel, war es umso besser, je ausgefallener sie auftrat. Ein tief ausgeschnittenes Organdykleid, eine Korallenhalskette, leicht verruchtes Make-up und ein abenteuerlicher Schleierhut erschienen Jane richtig.
    Dazu nahm sie die Pailettentasche. Eine lange Zigarettenspitze konnte nichts schaden. Jane begutachtete sich im Spiegel. Sie behauptete immer, ihre Hüften seien zu breit, und ihre Nase gefiel ihr auch nicht hundertprozentig.
    Doch das war reine Effekthascherei, niemand hätte an Janes Figur und Gesicht etwas aussetzen können. Ihre Kurven konnten mit jedem Busenstar konkurrieren. Das weizenblonde Haar fiel lang auf die Schultern nieder, und Janes Gesicht hätte auf eine Schönheitsreklame gepasst.
    Sie wiegte sich in den Hüften. Zufrieden mit sich selbst verließ sie die Wohnung. John Sinclair war selbst daran schuld, wenn er mit irgendeinem alten Trottel von Professor durch die Gegend fuhr. Sie würde sich auch ohne ihn amüsieren, natürlich in Grenzen.
    Jane war verliebt in den blonden Geisterjäger, und er liebte sie. Doch ihr aufregender und turbulenter Beruf trennte sie oft, und sie lebten beide zu gefährlich, um sich fest zu binden.
    Mit ihrem Uralt-VW-Käfer fuhr Jane nach Chelsea hinüber. Die Karre sah klapprig aus, doch Jane konnte die meisten Sportwagen damit abhängen.
    Der VW hatte nämlich einen Porschemotor eingebaut, die Spur war verbreitert, die Achswellen speziell hergerichtet.
    In Chelsea, in der Diskothek »Lovers Lane«, traf Jane die andern. Im »Lovers Lane« verkehrte die etwas reifere Jugend, es war kein Pressluftschuppen für die Fünfzehn-, Sechzehn- und Siebzehnjährigen, die alle über zwanzig als Opa und Oma bezeichneten.
    Im »Lovers Lane«, gab es die modernsten elektronischen Effekte, die Lichtorgel war längst ein alter Hut. Eine Laseranlage feuerte tolle Lichteffekte über die Tanzflächen und ins Publikum. Zeitweise fühlte man sich wie im Zentrum einer Raumschlacht des Jahres 3000.
    Die Clique, vier Mädchen und sechs junge Männer, saß oben am Rang. Jane wunderte sich, dass ihre Freundin Shirley Barnard nicht mit von der Partie war. Shirleys Verlobter Tony Lamarre war anwesend.
    Jane mochte den schönen Tony nicht, der sich meist nach der neuesten Pop-Mode kleidete. Tony Lamarre trat auf wie ein Film- oder Plattenstar, er war bloß keiner. Sondern nach Janes Meinung ein Bluffer und Windhund.
    An diesem Abend schaute der schöne Tony nicht gerade fröhlich drein. Jane tanzte ein paar Mal mit wechselnden Partnern, um ihren Kreislauf in Schwung zu bringen. Dann setzte sie sich neben Tony Lamarre.
    »Du siehst aus, als ob es dir in den Daiquiri geregnet hätte. Wo ist denn Shirley abgeblieben? Muss sie in ihren Boutiquen arbeiten?«
    »Nein, sie ist zu Hause. Verstehe einer die Launen der Frauen.

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