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0048 - Ausflug ins Jenseits

0048 - Ausflug ins Jenseits

Titel: 0048 - Ausflug ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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bewegte sich. Das Bild hatte nur den Oberkörper der Frau und dann den des Monsters gezeigt. Doch jetzt drang ein dunkler Nebel aus dem Bild und manifestierte sich binnen drei Sekunden zur vollständigen Horrorgestalt.
    Das Monster trug schwarze Männerkleidung. Trotzdem erschien es irgendwie noch weiblich, die verdorrten, entstellten Formen erinnerten noch an die einer Frau. Eine phosphoreszierende Linie zog sich rund um den Hals des Ungeheuers.
    Es war ein Schemen, kompakter als ein Schatten, aber nicht aus stofflicher Materie. Dennoch zweifelte Jane nicht daran, dass dieses Monster sie umbringen konnte.
    Sie wandte sich der Tür zu, da stand Thomas Argyll. Er grinste höhnisch. Den Türschlüssel hielt er in der Hand.
    Jane war vor dem Monster zurückgewichen. Ihre Handtasche lag unerreichbar auf der breiten Sessellehne. Das Ungeheuer fauchte und grollte wieder.
    Mit zitternden Händen riss die blonde Privatdetektivin den Weihwasserflakon auf und warf ihn gegen den grässlichen Angreifer. Geweihtes Wasser spritzte aus dem Flakon. Doch die Tropfen und der Glasbehälter flogen glatt durch die Schreckensgestalt hindurch.
    Das Kreuz stoppte sie ebenfalls nicht. Die Prankenhände fassten nach Janes Hals. Gellend schrie die Privatdetektivin auf. Sie hatte zu hoch gespielt und verloren.
    ***
    Ich betrat das Reisebüro »Argyll Tours« zehn Minuten nach neun Uhr. Darauf zu stoßen, war kein Problem gewesen. Am frühen Morgen hatte ich bereits mein Büro bei New Scotland Yard aufgesucht und die Ermittlungen aufgenommen. Eine Liste einschlägiger Reisebüros hatte ich auch studiert.
    Professor Melibocus hatte den Namen Argyll mehrfach erwähnt, auch Madame Melisandra nannte ihn bei jener verhängnisvollen Sitzung. Als ich auf das Reisebüro »Argyll Tours« stieß, das zudem in der alphabetischen Liste noch weit vorne stand, konnte ich leicht Zusammenhänge herstellen.
    Ich fuhr sofort los.
    Jetzt war ich da, mit Beretta, Kreuz und Weihwasser ausgerüstet, meinen Einsatzkoffer in der Hand. Er enthielt einen silbernen geweihten Dolch, der die Form eines Kreuzes hatte, eine Holzbolzen verschießende Spezialpistole, die gegen Vampire eingesetzt werden konnte, magische Kreide, eine gnostische Gemme, ein Notizbuch mit Bannformeln und noch andere Utensilien, die mir im Kampf gegen die Mächte der Finsternis schon gute Dienste geleistet hatten.
    Die schwarzhaarige, recht hübsche Angestellte beriet gerade zwei Interessenten, die eine Balkantour planten.
    »Guten Morgen«, sagte ich höflich. »Ist Mr. Argyll zu sprechen?«
    In diesem Moment ertönte aus dem Raum rechts im Hintergrund der gellende Angstschrei einer Frau. Ich wusste nicht, wer es war, mein Wagen stand um die Ecke, und Jane Collins hatte ihren VW in der Little Chester Street hinter dem Reisebüro geparkt. Ich hatte ihn nicht gesehen.
    Doch der Schrei alarmierte mich sofort, ich spurtete los.
    »Hilfe!« schrie die Frauenstimme in dem Nebenzimmer gellend. »Nein, aaaahhhhh!«
    Jetzt erkannte ich Janes Stimme. Zum Teufel, was trieb sie hier? Nachzudenken blieb keine Zeit. Ich packte die Türklinke und rüttelte daran. Abgeschlossen. Das Grollen und Fauchen aus dem abgeschlossenen Büro ließ mir fast das Blut in den Adern erstarren.
    Jane schwebte in höchster Gefahr!
    Ich ließ den Einsatzkoffer fallen und warf mich mit aller Wucht gegen die Tür. Allzu massiv war sie nicht. Beim zweiten Anlauf flog sie auf, und der Mann, der dahinter gestanden hatte, taumelte weg und stolperte.
    Ich stürzte ins Zimmer, vom eigenen Schwung getragen. Alles spielte sich rasend schnell ab, trotzdem registrierte ich sämtliche Einzelheiten.
    Ein Tisch war umgestürzt, Geschirr lag am Boden in einer Teepfütze. An der Wand über dem Kamin hing ein leeres Bild mit weißer Leinwand, die nur undeutliche Striche zeigte.
    Jane Collins lag am Boden, und über ihr stand ein grässliches Monster. Ein fratzenhaftes Mumiengesicht mit rotglühenden Augen und bleckenden schwärzlichen Zähnen starrte mich an. Langes modriges Haar wuchs auf dem Schädel.
    Klauenhände gestikulierten. Irgendwie erinnerte das Monster an ein weibliches Wesen, trotz der schwarzen Männerkleidung. Es war ein Schemen, kein Körper aus Fleisch und Blut oder einer anderen festen Materie.
    Seine Füße schwebten eine Handbreit über dem Teppichboden.
    Der grauhaarige Mann mit dem zerfurchten Gesicht war auf Hände und Knie gefallen, nachdem ich ihn mit der Tür gerammt hatte. Er wollte aufstehen. Zartgefühl war hier fehl am

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