005 - Wrack aus der Vergangenheit
Wahrscheinlich nahm er an, dass ich absichtlich auf sie geschossen hatte – weil ich sie trotz ihrer perfekten Deckung gesehen hatte.
Sein Kumpel rührte sich nicht mehr. Ihn hatte der Strahl voll erwischt.
Gab es denn noch mehr?
Ich sprang kopfüber in das Gestrüpp hinein, teilte es mit beiden Armen, ohne dabei den Schocker jedoch los zu lassen und kämpfte mich vorwärts.
In rascher Folge knackendes Unterholz zeigte mir an, dass ich genau richtig gehandelt hatte: Da waren tatsächlich noch mehr von diesen Wesen, die jetzt ihr Heil in der eiligen Flucht suchten.
Beim besten Willen: Ich würde sie nicht einholen können. Sie waren hier daheim und kannten sich aus. Außerdem waren sie von ihrer körperlichen Konstitution her optimal an die Umgebung angepasst.
Ich gab es auf und kehrte zurück. Unser Gefangener kauerte wimmernd am Boden und schielte zum Dschungel hinüber. Allzu gern wäre er wohl seinen Gefährten gefolgt, aber er traute sich nicht.
Die anderen hielten sich zurück. Außer Tanya. Sie kam langsam näher. Ich sah, dass sie an ihrem Translator manipulierte, der jetzt wie ein Knopf vorn an ihrem Overall hing.
Ich machte ebenfalls meinen Translator klar und gab den anderen das Zeichen, unserem Beispiel zu folgen.
Um den Bewusstlosen kümmerten wir uns nicht.
Tanya und ich widmeten uns erst einmal dem Gefangenen. Als wir uns ihm näherten, kreischte er voller Panik.
Ich blieb stehen und hielt lieber ein wenig Abstand, denn ich war überzeugt davon, dass unser Gast hier noch einen Herzschlag bekam, falls wir ihm zu nahe kamen.
Falls er überhaupt so etwas wie ein Herz besaß.
Was wussten wir denn schon von der Biologie Vetustas?
Als der Bursche sah, dass wir ihm nicht ans Fell wollten, beruhigte er sich ein wenig. Dann beugte er sich vor und berührte mit der Stirn den Boden. Das machte er ein wenig zu ungeschickt, dank des gelähmten linken Armes, weshalb er sich ordentlich den Kopf aufstieß. Aber das schien ihm das kleinere Übel zu sein.
Er gab eine rasche Folge von Schnatterlauten von sich. Anscheinend eine Sprache. Dass wir es nicht etwa mit primitiven Affen zu tun hatten, obwohl diese Wesen irgendwie eine Ähnlichkeit mit grünen Gorillas besaßen, war mir längst klar. Ihre Füße waren nur bedingt zum Klettern geeignet. Ihre Hände waren relativ feingliedrig. Man konnte damit durchaus Werkzeug halten und Werkstoffe bearbeiten.
Etwas wie Kleidung fehlte völlig. Doch diese wurde ersetzt vom grünen Fell, das irgendwie flockig wirkte, als würde es mehr aus Daunen bestehen.
Dagegen war die Verkleidung des Roboters doch recht kläglich gewesen: Seine Erbauer hatten sich nur wenig Mühe gegeben. Es hatte gerade gereicht, eine gewisse Ähnlichkeit entstehen zu lassen.
Also eine Kreuzung zwischen Fell und Federkleid , dachte ich und wartete immer noch ab. Denn der Translator brauchte eine ganze Menge Worte, um etwas mit der Sprache des Grünen anfangen zu können.
Ich betrachtete den Fremden dabei. Tat er nicht ganz so, als würde er uns für … Götter halten, zumindest jedoch für eine Art ›höhere Wesen‹?
Dann hatte die Ruine und alles, was damit zusammen hing, möglicherweise kultische Bedeutung?
Mir wurde unwillkürlich heiß: Vielleicht gelang es uns sogar, hier endlich mehr über das Volk der Erbauer in Erfahrung zu bringen?
Aber dann kühlte ich rasch wieder ab: Solche Hoffnungen waren mir nicht unbekannt, denn wir hatten sie schon auf Phönix gehegt. Und sie waren ebenso wenig erfüllt worden wie es hier der Fall sein würde!
Das Geschnatter des Grünen wurde immer heftiger. Auf einmal zuckte er mit dem linken Arm: Aha, die Schockwirkung ließ bereits nach. Offenbar war der Grüne doch noch robuster als ein Mensch.
Er unterbrach sein Geschnatter nicht, obwohl er selber gemerkt haben musste, dass er jetzt wieder voll beweglich war.
Ich schaute nach seinem Begleiter. Der rührte sich überhaupt noch nicht.
Tanya sah meinen Blick. Sie nickte mir zu und ging hinüber. Vorsichtig beugte sie sich über den Bewusstlosen und untersuchte ihn kurz. Dann schüttelte sie den Kopf: Also war noch nicht damit zu rechnen, dass der Bursche erwachte.
Wir hielten alle den Mund, um die Translatoren nicht bei der Arbeit zu stören. Diese kleinen Wunderdinger hatten zwar eine enorme Kapazität, aber sie war dennoch nicht zu vergleichen mit der Kapazität des SG-Computers, wie er sie uns gegenüber bewiesen hatte.
Da gab mein Translator einen ganz leisen Pfeifton von sich – so
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