005 - Wrack aus der Vergangenheit
leise, dass ich ihn kaum hörte.
Der Grüne reagierte sofort, indem er sein Geschnatter unterbrach. Schade, denn der Translator hatte soeben angezeigt, dass erste Verständigungsversuche möglich waren.
Ich zuckte die Achseln und sagte: »Weißt du, wer wir sind?« Simultan wurden meine Worte vom Translator übersetzt.
Der Grüne zuckte zusammen, als er die Stimme hörte, die in seiner Sprache erklang. Ich konnte die Qualität der Übersetzung zwar nicht kontrollieren, hoffte aber, dass sie ausreichte, um den Grünen zu beeindrucken. Denn wenn er uns schon für Götter hielt, dann sollten wir nicht so reden wie Schwachsinnige.
Aber anscheinend war die Sprache der Grünen nicht so kompliziert, dass sie den Translator vor unlösbare Probleme stellte, denn das Wunderding hatte sich doch recht schnell entschieden.
Der Grüne schien mit der Übersetzung einverstanden zu sein, denn nach dem ersten Schock bequemte er sich endlich zu einer Antwort: »Ihr seid aus dem Heiligtum zu uns herab gestiegen! Ihr, die ihr aus dem wahren Hort der göttlichen Kräfte stammt! Ihr, die ihr geschaffen wurdet aus dem Leibe der Götter! Ihr seid gekommen!«
Ich fand, der Translator übertrieb reichlich, denn ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass der Grüne so salbungsvoll redete. Oder waren das vorgefasste Sätze gewesen, die irgendeinem Ritual entsprachen und eigentlich keinen rechten Sinn hatten?
Die Überraschung des Grünen konnte ich jetzt verstehen, denn er hatte uns gemeinsam mit den anderen wohl länger beobachtet, ehe ich mit dem Schocker geschossen hatte. Dabei konnte ihm die Fremdartigkeit unserer Sprache gewiss nicht verborgen geblieben sein. Und jetzt versuchte er uns zu schmeicheln, um damit das Beste aus seiner momentanen Situation zu machen?
Dumm war er nicht. Ob es sich um eine Art Priester handelte?
Unwillkürlich schaute ich zum SG hinüber. Dort war niemand zu sehen. Natürlich, Maister und Dr. van Velt kümmerten sich nicht um uns. Sie waren beschäftigt. Außerdem brauchten sie die Station nicht nach außen zu sichern. Das tat nach wie vor der Computer. Und selbst wenn er nur diesen einen Arbeits- und Überwachungsroboter zur Verfügung gehabt hatte, den wir ihm zerstört hatten, würde er wohl die beiden Wissenschaftler rechtzeitig warnen – in seinem eigenen Interesse und im Interesse seiner Aufgabe. Wahrscheinlich glaubten die beiden, wir wären längst weit weg von hier. Vom tatsächlichen Verlauf der Dinge ahnten sie nichts.
Es ist ein Heiligtum, das SG! , dachte ich. Der Nachteil der Translatoren war, dass ich mich mit den anderen jetzt nicht absprechen konnte. Und wenn ich dazu meinen Translator abschaltete, dann verstand ich nicht mehr, was der Grüne zu sagen hatte. Tja und wenn das SG ein Heiligtum war, dann hatte es mit Göttern zu tun. Demnach war der Arbeitsroboter, der alles von hier fern hielt, etwa der Hohepriester? Schaffte es denn wirklich ein einzelner Roboter, all diese Aufgaben zu bewältigen?
Etwas schnürte mir die Kehle zu, denn wenn ich diese Frage verneinen musste, befanden sich Maister und van Velt möglicherweise in großer Gefahr und Mario Servantes hatte recht, als er dafür plädierte, lieber zusammen zu bleiben …
Ich verdrängte die pessimistischen Gedanken und richtete mein Augenmerk wieder auf den Grünen, denn es gab auch noch eine andere Möglichkeit, die mir durchaus positiv erschien: Dem Computer war es gelungen, über seinen Roboter Verbindung mit den Grünen aufzunehmen und sie dazu zu bringen, ihn bei seiner Arbeit zu unterstützen. Also war der Roboter der Hohepriester gewesen – und diese hier so eine Art Unterpriester? War damit die Furcht des Grünen zu erklären – uns gegenüber? Musste er denn nicht annehmen, die Götter müssten eigentlich gerade so wie er aussehen – und nicht etwa so wie wir?
»Du liegst schon richtig, was die Richtung betrifft, aber du liegst falsch, wenn du daraus Schlüsse ziehst!«, sagte ich nach einer langen Pause. Der Grüne hatte schon wieder zu zittern begonnen, denn so lange er das Gesicht am Boden hielt, konnte er natürlich nicht sehen, was wir taten und auf sein Gehör allein wollte er sich nicht verlassen.
»Wir sind Abgesandte der Götter und die Götter haben uns geschickt, um dein Volk zu besuchen. Du sollst uns führen. Das Schicksal hat es so gewollt.«
»Aber – aber warum habt ihr uns angegriffen und meinen Gefährten getötet?«
»Er ist nicht tot, sondern lebt, wie du bald sehen wirst.
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