0052 - Der falsche Inspekteur
Zeigefinger, dann verschwand mit einem Schlag das heitere Lächeln aus seinem Gesicht. Während er die Außenluke aufschwingen ließ, wurde es sogar zu einer starren Maske der Arroganz. Er hatte seine Rolle gut eingeübt.
Die Leiter fuhr automatisch aus und zwang die etwas zu nahe gekommenen Tolimoner dazu, schnell einige Schritte zurückzuspringen. Rhodan nickte den nach oben gerichteten Gesichtern kaum merklich zu, dann stieg er die wenigen Stufen hinab und stand auf dem Boden des Planeten Tolimon, den man auch den Galaktischen Zoo nannte.
Stumm erwartete er die erste Anrede.
Ein mit Orden geschmückter Offizier trat vor, deutete eine Verbeugung an und sagte in reinem Arkonidisch, der Umgangssprache des Imperiums: „Willkommen auf Tolimon, Inspekteur Tristol. Wir werden Ihnen den Aufenthalt auf unserer Welt so angenehm wie möglich machen, damit Ihnen Ihre schwere und verantwortungsvolle Pflicht nicht zu einer Last werden möge. Dürfen wir fragen, wie lange Sie zu bleiben gedenken?"
Rhodan warf ihm einen verächtlichen Blick zu.
„Das hängt von den Umständen ab. Wie bekannt wurde, sind in der Verwaltung des Zoos Mängel aufgetreten. Als Zustandsinspekteur ist es meine Aufgabe, die Vorfälle zu untersuchen und dem Regenten Bericht zu erstatten."
„Oh - das muß ein Irrtum sein!" erschrak der Offizier und wurde blaß. „Es hat seit Jahrzehnten keine Klage mehr gegeben, und ich begreife nicht..."
Er begriff wirklich nicht, das sah ihm Rhodan am Gesicht an. Aber er ließ sich nichts anmerken.
„Ich werde das feststellen!" unterbrach er den Offizier. Und mit einem Seitenblick auf die anderen Tolimoner fügte er hinzu: „Wer sind diese Leute? Ich wünsche kein Aufsehen, wenn ich bitten darf."
„Ihr Wunsch ist uns Befehl, Herr", beeilte sich ein sehr langer und dürrer Ära zu versichern. „Aber wir dachten, es sei in Ihrem Sinne, wenn wir Ihnen eine Regierungsdelegation entgegensenden, um gleich Ihre Wünsche zu erfahren und vielleicht zu befriedigen." Rhodan kniff die Augen zusammen und erwiderte kalt: „Meine Wünsche erfahren Sie früh genug. Und noch etwas möchte ich klarstellen: Einige Lichtjahre von hier entfernt wartet ein Schlachtschiff des Regenten auf meine Anordnungen."
„Sie werden es kaum benötigen, Tristol", versuchte einer der anderen Offiziere zu besänftigen. „Wir sind treue Freunde des Imperiums und haben nichts zu befürchten. Dürfen wir Sie nun zu Ihrem Wohnsitz geleiten?"
„Wo ist das?" fragte Rhodan hochmütig.
„Am Rande der Stadt Trulan, ein Palast, Herr ..."
„Ich wünsche keinen Palast", schüttelte Rhodan zum Erstaunen der Delegation den Kopf. „Stellen Sie mir einen Wagen zur Verfügung, damit ich mir selbst ein Quartier suchen kann. Ich benötige auch keinen Diener, denn ich habe meinen eigenen mitgebracht." Er drehte sich zur Luke um und rief laut und deutlich: „Gucky! Hierher!"
Aller Augen wandten sich der Luke zu, als erwarteten sie, dort den Regenten höchstpersönlich zu sehen. Aber es war nur der Mausbiber, der in dem dunklen Oval erschien und mit schriller Stimme quäkte: „Soll ich den Koffer mitbringen, o Herr?"
„Natürlich, du dummes Tier!" erwiderte Rhodan mit verletzender Ironie. „Beeil dich, damit ich die automatische Sperre einstellen kann."
Gucky verschwand und nahm das Stichwort auf. Mit einigen Handgriffen funktionierte die Sperre, die jedes Wesen am Betreten des Schiffes hindern würde. Außerdem stand die Fernsteuerungsanlage auf Empfang. Rhodan konnte somit jederzeit die KOOS-NOR zu sich holen, wo immer er sich auch auf dieser Welt aufhielt.
Dann nahm Gucky den schweren Koffer, erleichterte ihn ein wenig mit Hilfe seiner telekinetischen Begabung, trat auf die Treppenleiter und ließ sich dann nach unten rutschen. Hinter ihm schloß sich automatisch die Luke.
„Inspekteur Tristol, Ihr habt einen merkwürdigen Diener", wagte einer der weißbemäntelten Wissenschaftler eine Bemerkung. „Wir haben ein solches Tier noch nie gesehen. Es fehlt in unserer Sammlung."
Gucky lauschte mit schiefgehaltenem Kopf und machte ein unschuldiges und dummes Gesicht. Es war erstaunlich, wie leicht ihm das fiel. Rhodan beschloß insgeheim, ihn später auf diesen Umstand aufmerksam zu machen. Im Augenblick jedoch war keine Zeit dazu.
„Es stammt von einem sehr weit entfernten und völlig isolierten Planeten, den ich zufällig auf einer meiner Reisen entdeckte. Ich nahm ein Exemplar mit und fand, daß es sehr gelehrig war. Jedenfalls dürfte mein
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