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0053 - Die Verdammten von Isan

Titel: 0053 - Die Verdammten von Isan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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mit den schweren Anzügen beladen, war es ein ganzer Tagesmarsch.
    Nach vier Stunden ließ Killarog zum erstenmal rasten. Sie befanden sich an einer Stelle der Trümmerwüste, an der die Strahlung seltsamerweise nur die Hälfte des Wertes ausmachte, den sie sonst überall hatte. Niemand konnte es sich erklären; auf jeden Fall aber war der Platz für eine Rast ideal.
    Über dem südlichen Horizont zeigte sich der erste hellblaue Schimmer des neuen Tages. Wilans trübes Licht und die kraftvolle blaue Flut von Lichtstrahlen, die im Süden über den Horizont schossen, mischten sich am Himmel zu einer eigenartigen Farbe. Die Sterne verblaßten allmählich unter dem Glanz von Wilanet, der kleinen hellblauen Sonne, die Isans eigentliches Zentralgestirn war.
    „Wir haben jetzt etwa die Hälfte des Weges geschafft", erklärte Killarog. „Von jetzt an müssen wir die Augen weit offenhalten. Die Sallon-Leute sind nicht dumm, wie wir gehört haben. Vielleicht kommen sie sogar auf die Idee, daß wir sie von oben her angreifen wollen."
    Während die Helligkeit wuchs, versuchte Ivsera zu erkennen, in welcher Gegend der ehemaligen Stadt sie sich befanden. Sie wußte, daß auf dem halben Wege von der Stadtmitte zum Vorort Sallon die Straße der Peno-Könige gelegen hatte. Die Straße mit den vornehmsten und teuersten Geschäften, in denen ihre Mutter zweimal im Jahr, einmal an ihrem Hochzeitstag und ein zweites Mal an ihrem, Ivseras, Geburtstag einkaufen gegangen war. Sie wußte, daß hier schwere, breite altmodische Häuser gestanden hatten.
    Aber jetzt war nicht einmal mehr eine Grundmauer zu sehen. Die Stadt war eingeebnet. Steinbrocken lagen herum, aber man konnte ihnen nicht anmerken, ob sie aus natürlichem Fels bestanden oder einstmals Mauerwerk gewesen waren.
    Gras bedeckte den Boden. Aber was für ein Gras! Die Stengel, die früher zierlich und schlank gewesen waren, wuchsen fleischig und dick wie zwei Finger. Sie ragten bis zur halben Größe eines Mannes in die Höhe und bildeten dort richtige Kronen.
    Mutation, entschied Ivsera. Die Strahlung hat die Erbmasse des Grases verändert.
    Nicht nur des Grases. Kurz bevor sie aufbrachen, sahen sie einen Käfer auf langen Beinen durch das Gras kriechen. Sie sahen ihn, obwohl das Gras ihnen bis zum Bauchnabel reichte. Denn die Beine des Käfers, obwohl zweimal geknickt, wie es Insektenart war, hoben den länglichen, schlanken Leib bis in eine Höhe von mehr als einem Meter. Der Leib war ebenfalls einen Meter lang.
    Der größte Käfer, den es vor dem Krieg auf Isan gegeben hatte, war so groß gewesen, daß er gerade eine Handfläche bedeckte. Einer von den Männern hob die Waffe, um das Ungetüm zu erschießen. Aber Killarog schlug ihm den Lauf zu Boden und fuhr den Mann an: „Hör auf, du Narr! Willst du uns durch deinen Lärm verraten?"
    Vom Rastplatz aus wandte sich Killarog nach Nordosten. Er hatte nicht die Absicht, Sallon direkt anzugehen, weil ihm das Risiko zu groß zu sein schien. Er nahm lieber einen Umweg von zwei Stunden in Kauf, um den Sallon-Bunker von einer Seite her zu erreichen, von der man sie nicht erwartete.
    Das tragbare Funkgerät war bisher stumm geblieben bis auf eine kurze Meldung, die Ther durchgegeben hatte: „Man kann sie jetzt ohne Verstärker deutlich hören. Ihr habt vielleicht noch fünf oder sechs Stunden Zeit ... dann sind sie da! Ich schätze, daß sie irgendwo in der untersten Etage herauskommen werden." Ivsera dachte an Havan. Aber der Gedanke, daß er, wenn er nicht floh, einer der ersten sein würde, den die Sallon-Leute fingen, machte sie trotz allem Groll, den sie für Havan empfand, nicht froh.
    Auf Thers Meldung hin trieb Killarog zur Eile an. Ein paarmal erkundigte er sich nach Ivseras Befinden. Aber Ivsera, nachdem sie sich einmal vorgenommen hatte, das Schicksal selbst in die Hand zu nehmen, kannte keine Müdigkeit.
    Wilanet stieg am weißen Himmel in die Höhe und verbreitete eine Hitze, die um so schwerer zu ertragen war, als es über der grasigen Ebene, die einst die Stadt gewesen war, keinen Schatten mehr gab.
    Nach einer zweiten Rast, etwa in der Hälfte des Vormittags, befahl Killarog absolutes Schweigen. Die Sender und Empfänger, die in die Strahlenschutzhelme eingearbeitet waren, betätigten sich zwar auf einer extrem hohen Frequenz, und es hätte schon ein halbes Wunder geschehen müssen, damit die Sallon-Leute diese Frequenz fanden und den Sprechverkehr abhören konnten, aber man mußte auch damit rechnen.
    Killarog

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