Aufstand der Alten
1
Das Tier glitt durch gelbes, geknicktes Röhricht. Es war nicht allein; das Weibchen folgte, und dahinter kamen fünf Junge.
Die Hermeline hatten einen Bach durchschwommen. Nun kletterten sie aus dem kalten Wasser, schlüpften durch das Schilf die Uferböschung hinauf, die Körper dicht am Boden, die Hälse vorgestreckt und wachsam. Die Jungen schienen jede Bewegung ihrer Eltern nachzuahmen. Dann verhielt der Vater und beobachtete einige Kaninchen, die nicht weit vor ihm auf Nahrungssuche hin und her hoppelten.
Dies war einmal Ackerland gewesen. In einer Periode der Vernachlässigung war Unkraut hochgeschossen und hatte den Weizen erstickt. Später war ein Feuer über das Land weggegangen und hatte die Disteln und langen Gräser verbrannt. Kaninchen, die niederen Bewuchs vorziehen, waren zugewandert und hatten die frischen grünen Schößlinge beknabbert, die allenthalben durch die Asche stießen. Inzwischen waren aus den Schößlingen kräftige junge Bäume geworden, und die Zahl der Kaninchen war mit der Zeit zurückgegangen, denn Kaninchen schätzen offenes Land. Die wenigen, die noch im spärlichen Gras unter dem dichter werdenden Laubwerk der Buchen und Birken hoppelten, hatten magere Flanken.
Auch sie waren wachsam. Eins von ihnen sah die schwarzen Knopfaugen in den Binsen. Es ergriff die Flucht, und die anderen folgten. Die erwachsenen Hermeline schossen aus ihrem Versteck, braune, langgestreckte Leiber, die in meterlangen, hüpfenden Sprüngen durch Gras und Herbstlaub hetzten. Die Kaninchen tauchten in ihre Löcher hinunter. Ohne anzuhalten folgten die Hermeline. Sie konnten überall hingehen. Die Welt – dieses kleine Stück der Welt – gehörte ihnen.
Einige Meilen weiter, unter demselben schäbigen Novemberhimmel und am Ufer desselben Flusses, war eine Lichtung in die Wildnis gerodet, aber auch in der Wildnis selbst war noch eine Art Muster erkennbar. Es besaß keine Gültigkeit mehr, und so verblaßte es von Jahr zu Jahr. Große Bäume, Ulmen und Eichen, an denen noch geschrumpfte braune Blätter festhielten, markierten den Verlauf früherer Hecken. Sie umschlossen Dickichte, die einmal Felder und Wiesen gewesen waren: verfilzte Wirrnisse aus Brombeersträuchern, deren dürre Ranken rostigem Stacheldraht gleich das Gestrüpp durchflochten, aus Holunder, Hartriegel, Schlehdorn und jungen Bäumen. Am Rand der Lichtung hatte man diese ausgewachsenen Hecken als Bollwerk gegen das weitere Vordringen der Vegetation stehen lassen, und nun schlossen sie die drei- oder vierhundert Morgen große Lichtung am Flußufer in einem weiten und unregelmäßigen Bogen ein.
An diesem natürlichen Schutzwall gegen die Wildnis patrouillierte ein alter Mann in einem groben Hemd mit grünen, roten und gelben Streifen. Das Hemd war beinahe der einzige Farbfleck in den verwaschenen braunen und grauen Farbtönen der Landschaft; es war aus der Stoffbespannung eines Liegestuhls genäht.
In Abständen war die Barriere der Vegetation von Pfaden unterbrochen, die ins Unterholz getreten waren. Die Pfade waren kurz und endeten an primitiven Latrinen, wo man Erdlöcher ausgehoben und mit Brettern oder Planen abgedeckt hatte. Dies waren die sanitären Einrichtungen des Dorfes Sparcot.
Das Dorf selbst lag in der Mitte seiner Lichtung am Fluß. Im Lauf der Jahrhunderte hatte sein Grundriß die Form eines H angenommen, dessen Querstrich zu einer Steinbrücke führte. Die Brücke überspannte noch immer den Fluß, aber der Weg endete am jenseitigen Ufer in einem Dickicht, aus dem die Dorfbewohner ihr Feuerholz zu holen pflegten.
Von den beiden Längsstraßen war die am Flußufer nur für die Bedürfnisse des dörflichen Verkehrs angelegt worden, und ihnen diente sie noch heute; das eine Ende führte zu einer alten Wassermühle, wo Big Jim Mole lebte, der Chef der Sparcot. Die andere Straße war früher einmal eine Durchgangsstraße gewesen; nun führte sie in beiden Richtungen in die Wildnis der Vegetation, wo sie vom Unterholz verschlungen wurde.
Alle Häuser Sparcots trugen die Merkmale der Vernachlässigung und des Verfalls. Einige waren teilweise eingestürzt, andere waren unbewohnte Ruinen. Einhundertzwölf Menschen lebten hier. Keiner von ihnen war in Sparcot geboren.
Wo die Querstraße in die ehemalige Durchgangsstraße einmündete, erhob sich ein massives Steingebäude, das als Postamt gedient hatte. Aus den Fenstern des oberen Stockwerks konnte man auf der einen Seite die Brücke und auf der anderen das
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