0059 - Der Dämon aus der Tiefe
Talisman wertvolle Dienste geleistet. Versonnen betrachtete Zamorra den Drudenfuß, der von einem Ring mit Tierkreiszeichen umschlossen wurde.
Ein zweiter Ring zeigte seltsame Hieroglyphen. Mit Hilfe einer dünnen silbernen Kette war der kostbare Talisman von seinem Besitzer um den Hals zu tragen.
Zamorra klappte den Schatullendeckel zu.
Er war beim Packen. Es hatte anstrengende und erholsame Wochen auf Tonga gegeben. Nun war es Zeit für den Professor, dieses Paradies in der Südsee wieder zu verlassen. Niemand kann unbegrenzt Ferien machen. Einmal ist Schluss damit.
Der Parapsychologe erinnerte sich an die Ereignisse der jüngsten Vergangenheit. Ein schrecklicher Dämon namens Vihambata hatte auf Tonga sein Unwesen getrieben. Zamorra hatte ihn in einem geradezu klassischen Showdown vernichtet. Die Eingeborenen verehrten den Professor seither wie einen Heiligen.
Die Koffer standen zum Abtransport bereit. Zamorra schaute sich noch einmal im Zimmer um. Dann begab er sich in die Bar des Dateline-Hotels. Seine reizende Assistentin Nicole Duval erwartete ihn da bereits bei einem Long Drink. Er setzte sich zu ihr an den Tisch.
Sie duftete nach Apfelblüten. Ihr Haar war hochgesteckt und gab einen schlanken Nacken frei. Im dezenten Ausschnitt des blutroten Kleides war ein üppiger Busen zu bewundern. Nicoles dunkelbraune, hell gesprenkelte Augen blinzelten schelmisch.
»Na, Chef. Spürst du schon das Reisefieber?«
»Ich spüre gar nichts.«
»In meiner Brust leben zwei Seelen«, sagte Zamorras attraktive Sekretärin.
Der Professor bestellte sich ebenfalls einen Long Drink und bekam ihn umgehend. Nicole sprach weiter von den beiden Seelen: »Einerseits freue ich mich auf zu Hause. Anderseits scheide ich von hier mit einer gewissen Wehmut. Nirgendwo auf der großen weiten Welt hat es mir jemals so gut gefallen wie hier – abgesehen natürlich von der Zeit, in der wir mit Vihambata zu tun hatten.«
»Wir werden eines Tages hierher zurückkehren«, sagte Zamorra und nahm einen kräftigen Schluck von seinem Drink. Das erfrischte und belebte ihn.
»Ist das ein Versprechen, Chef?«, nagelte Nicole den Parapsychologen sofort schmunzelnd fest.
»Du kannst es als ein solches betrachten«, nickte Zamorra. Er schaute auf seine Armbanduhr. »Wo bleibt eigentlich Quentin? Er wollte uns doch noch auf Wiedersehen sagen.«
Quentin Paris arbeitete in der Wetterstation Tonga. Er hatte an Zamorras Seite das schreckliche Abenteuer der jüngsten Vergangenheit mitgemacht.
»Da ist er schon«, sagte Nicole. Sie saß mit dem Gesicht zur Tür in der Bar. Ein Mann war soeben eingetreten. Ein Meter achtzig groß, dünnes, fast durchsichtiges hellbraunes Haar, gutmütige Züge. Lächelnd erreichte er den Tisch, an dem Zamorra mit seiner Assistentin saß.
»Na, ihr beiden untreuen Seelen«, sagte er und setzte sich. »Macht ihr tatsächlich ernst?«
Nicole hob seufzend die Schultern. »Was soll ich machen? Ich muss mich nach meinem Chef richten. Wenn es nach mir ginge…«
Zamorra lächelte. »Ich gebe gern zu, dass Faulenzen eine Weile ganz schön sein kann. Aber es bekommt einem nicht, wenn man zuviel davon genießt. Es kann sehr leicht Langeweile daraus werden.«
Nicole schüttelte den Kopf. »Mein Chef kann ohne Arbeit einfach nicht leben.«
»Niemand kann das«, behauptete Zamorra.
»Oh, ich schon«, lachte Nicole.
»Das Schlimmste, was man einem Häftling antun kann, ist, ihn nicht arbeiten zu lassen. Hast du das nicht gewusst, Nicole?«
»Ich würd’s gern auf einen Versuch ankommen lassen«, schmunzelte Zamorras Sekretärin.
Quentin Paris bestellte beim Kellner einen eiskalten Manhattan.
»Tja. Dann. Auf einen guten Heimflug!«, sagte er mit erhobenem Glas. »Kommt irgendwann mal wieder, hört ihr? Vergesst Quentin Paris nicht ganz. Versprochen?«
»Versprochen«, sagten Nicole Duval und Professor Zamorra wie aus einem Mund.
»Wann geht euer Flugzeug?«, fragte der Mann von der Wetterstation.
»In einer Stunde«, antwortete Professor Zamorra.
»Direktflug nach Frankreich?«
Der Parapsychologe nickte. Aber er irrte. Es sollte ihn schon sehr bald in eine andere Himmelsrichtung verschlagen…
***
»Hier ist es!«, sagte Phil Casa gepresst. »Das Haus des Henkers!« Etwas krabbelte ihm eiskalt über den Rücken. Wenn er nicht so viel Alkohol in den Adern gehabt hätte, wäre er vermutlich längst auf den Absätzen herumgewirbelt und davongelaufen. Er warf seinem Freund einen Blick aus den Augenwinkeln zu. Mick
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