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0059 - Hexenverbrennung

0059 - Hexenverbrennung

Titel: 0059 - Hexenverbrennung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
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»Ich bin ihnen von dem Haus an der Themse gefolgt. Sie haben den magischen Teppich erscheinen lassen und hierher gebracht.«
    »Dann nichts wie hinterher«, erwiderte ich und gab Suko Zeichen. Er verstand mich zwar, aber ich merkte deutlich, daß er die Hexen nicht mehr gesehen hatte. Er lief auf seinem Bahnsteig bis zum Ende und sprang auf die Schienen hinunter.
    Wir taten dasselbe auf unserer Seite. Dabei mußten wir ständig darauf achten, ob ein Zug kam. Außerdem mußten wir der Stromschiene ausweichen.
    Es gab mehrere Zeugen unserer Aktion. Vermutlich würde irgend jemand Alarm schlagen, aber das störte mich nicht. Bis jemand eingriff, mußten wir die Hexen bereits gefunden haben.
    »Ein Zug!« stieß Jane hervor. »Vorsicht!«
    Wir preßten uns flach gegen die Tunnelmauer. Der Zug rauchte rasend schnell aus der Dunkelheit heraus auf und sauste an uns vorbei. Ich blickte den Stollen entlang.
    Ungefähr hundert Schritte vor uns sah ich eine helle Gestalt, die scheinbar in der Mauer verschwand.
    Kaum war der Zug vorbei, als ich weiterlief. Ich hatte mir die Stelle gemerkt und holte jetzt meine Kugelschreiberlampe hervor. Damit leuchtete ich so lange, bis ich eine niedrige Eisentür in der Stollenwand entdeckte.
    Solche Türen führen in Depots, die unterirdisch an den Strecken angelegt waren. Ich zögerte nicht lange, drückte die Klinke und öffnete die Tür einen Spaltbreit.
    Dahinter brannte Licht. Es war nicht abgeschlossen.
    Ich sah mich um. Jane und Suko standen hinter mir bereit.
    Ich holte tief Luft und warf mich gegen die Tür.
    ***
    Mara Lacatte war noch immer in einer Zelle im Yardgebäude eingesperrt. Sie war vorläufig festgenommen. Der Haftbefehl sollte folgen. Danach mußte sie in das Untersuchungsgefängnis übersiedeln.
    So weit war es noch nicht. Sie sollte für Verhöre ständig verfügbar sein.
    Der Zellentrakt wurde zusätzlich von einem Polizisten bewacht. Er hatte an diesem elften Dezember einen ruhigen Dienst. Keiner der Gefangenen beschwerte sich oder randalierte. Von Zeit zu Zeit machte er seinen Rundgang und war mit sich und der Welt zufrieden.
    Der Polizist hieß Fred Merchand. In Gedanken beschäftigte er sich mit dem bevorstehenden Weihnachtsfest. Er hatte für seine Frau und seine Kinder noch keine Geschenke gekauft, aber er wußte genau, was sie sich wünschten. Und er war entschlossen, ihre Wünsche zu erfüllen. Vielleicht mußte er sich einen Vorschuß nehmen, aber es würde schon klappen.
    Er hatte ein kleines Büro, von dem aus er sowohl den Zellentrakt, als auch den Korridor überblickte, der zu dem Gittertor führte. Plötzlich hatte er das Gefühl, daß jemand auf ihn zukam. Er beugte sich vor und blickte angestrengt durch das Fenster auf den Korridor hinaus. Dort war jedoch niemand.
    Kopfschüttelnd wollte er sich wieder der Schreibarbeit zuwenden, die täglich anfiel, doch unerklärliche Angst und drückende Beklemmung ließen ihn nicht los.
    Er kam nicht auf die Idee, seine Vorgesetzten anzurufen oder Alarm zu schlagen.
    Dazu gab es keinen konkreten Anhaltspunkt. Aber er stand auf, um sich draußen umzusehen.
    Das Angstgefühl verstärkte sich, als er den Korridor betrat. Kalte Schauer liefen über den Rücken des Polizisten. Nervös sah er sich um – und erstarrte.
    Erst jetzt entdeckte er eine schleimige, graue Masse, die den gesamten Korridor einnahm. Langsam floß sie auf den entsetzten Mann zu, der viel zu spät begriff, was hier vor sich ging.
    Fred Merchand hatte keine Zeit mehr, um sich über dieses Phänomen den Kopf zu zerbrechen. Er erkannte auch nicht, daß von der grauen Masse Panik ausstrahlte, die ihn erfaßte und völlig falsch reagieren ließ.
    Anstatt sich in sein Büro zurückzuziehen, versuchte er zu fliehen. Er durfte sich nicht die Zeit nehmen, die Gittertür zum Zellentrakt aufzuschließen. Deshalb wandte er sich in die entgegengesetzte Richtung. Auf diesem Weg wollte er die Büros seiner Kollegen erreichen.
    Er kam nicht weit. Fred Merchand glaubte, durch diesen grauen, zähen Schleim waten zu können, doch schon nach wenigen Schritten kam er nicht voran. Er stand inmitten des dämonischen Todesboten, die Hände auf sein Herz gepreßt, den Mund zu einem lautlosen Schrei aufgerissen.
    Er schlug noch ein paarmal um sich, während der Todesbote die Lebenskraft aus seinem Körper sog. Dann brach Fred Merchand in die Knie und stürzte leblos zu Boden. Als er auf die Steinplatten des Korridors fiel, glitt die schleimige Masse bereits durch das

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