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0059 - Hexenverbrennung

0059 - Hexenverbrennung

Titel: 0059 - Hexenverbrennung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
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zitterte.
    »Zerlegen Sie unser Labor nicht, Oberinspektor!« schrie einer der Chemiker erschrocken.
    Ich hatte jetzt keine Zeit, mich darum zu kümmern. Sir Powell war Kummer mit mir gewohnt. Mußte er eben ein neuen Labor bezahlen.
    Die Gnostische Gemme allein schaffte es offenbar nicht. Ich ließ mein Silberkreuz offen über der Brust baumeln und trat näher. In der Rechten hielt ich den Dolch mit dem kreuzförmigen Griff.
    Blitzschnell stach ich nach der Nagelfeile, die in Hubbard Vermonts Brust gesteckt hatte.
    Die angebliche Mordwaffe wich, wie von Geisterhand bewegt, seitlich aus, so daß die Dolchspitze sie um Haaresbreite verfehlte. Das gleiche Experiment machte ich mit einer Haarsträhne, die von Mara stammen sollte. Auch sie wich vor meinem Dolch zurück.
    Triumphierend drehte ich mich zu Suko um. »Das ist der Beweis, daß es sich um gefälschte Beweise handelt!« rief ich. »Alle diese Spuren, die zu Mara führen, sind auf magischem Weg entstanden. Und jetzt wollen wir sehen, was wirklich hinter allem steckt!«
    Auf einem anderen Labortisch entdeckte ich ein Gerät, mit dem man feste Gegenstände zerreiben konnte, eine Art Pfeffermühle. Ich steckte ein Stück magischer Kreide hinein, hielt die Mühle über den Tisch und zerrieb die Kreide. Die einzelnen Teilchen schwebten auf die Beweisstücke herunter.
    Im Raum erhob sich ein dumpfes Klagen und Stöhnen, daß es mir eiskalt über den Rücken herunterlief. Aber ich erzielte den gewünschten Effekt.
    Nach und nach lösten sich sämtliche Gegenstände auf dem Tisch vollständig auf.
    Damit hatte ich gerechnet, doch dann geschah etwas, womit niemand gerechnet hatte.
    Die gefälschten Beweise verschwanden nämlich nicht vollständig, sondern flossen ineinander und bildeten innerhalb weniger Sekunden eine Masse, die entfernt in Größe und Form an einen Pfannkuchen erinnerte.
    »Erkennst du das Zeug wieder?« fragte mich Suko.
    »Und ob«, murmelte ich mit zusammengebissenen Zähnen. »Das ist ein Teil des magischen Todesboten, der Vermont ermordet und anschließend versucht hat, Jane und Mara zu töten. Nach dem Mord ist dieser Ableger in der Villa zurückgeblieben und hat sich in die einzelnen Beweise gegen Mara verwandelt. Sehr raffiniert, aber nicht raffiniert genug. Und jetzt werde ich dieses Teufelszeug endgültig vernichten!«
    Ich griff wieder zu meinem Silberdolch. Und wenn ich den ›magischen Pfannkuchen‹ in Stücke hacken mußte, aber diesmal sollte er mir nicht entkommen! Die Symbole der Weißen Magie verhinderten ihn an einer Flucht!
    Ehe ich zustechen konnte, bäumte sich die gesichtlose Masse auf dem Tisch auf. Eine Stimme flüsterte in meinem Gedanken.
    Schone mich, John Sinclair, ich bin nur ein unbedeutender Helfer!
    Ich warf einen raschen Blick zu Suko hinüber. An seinem Gesicht erkannte ich, daß auch er diese geheimnisvolle Stimme hörte.
    Der Todesbote war also doch ein intelligentes Wesen und nicht nur ein dämonischer Roboter, der auf Töten programmiert war.
    Ich beschloß, das sofort auszunutzen. »Verrate mir, wer deine Auftraggeber sind und wo ich sie finde!« verlangte ich, den Dolch zum Zustechen erhoben.
    Die Namen wehten scheinbar aus unendlicher Ferne an mein Ohr. Ich kannte sie bereits.
    Emily! Sarah! Linda!
    Es waren die Vornamen von Maras ehemaligen Schwestern. Das half mir nicht weiter.
    »Ich brauche die vollen Namen und die Adressen!« rief ich und senkte drohend den geweihten Dolch.
    Ich weiß nicht mehr! rief die Geisterstimme in meinem Kopf. Underground Station Oxford Circus! Underground…
    Die Stimme verwehte und meldete sich nicht mehr. Von dieser grauen Masse konnte ich nichts mehr erfahren.
    Ich ließ den Dolch niedersausen. Diesmal teilte sich der Dämonenbote nicht. Wahrscheinlich hatten ihn die feinen Teilchen aus magischer Kreide bereits so geschwächt, daß er sich nicht wehren konnte. Eine Flucht gelang wegen der Kreidezeichen rings um den Tisch auch nicht.
    Vor unseren Augen zerfiel die Masse zu grauem Staub, der sich wie Gas verflüchtigte.
    »Wenigstens dieses Ding ist vernichtet«, seufzte Suko erleichtert. »Und wir müssen sofort zum Oxford Circus!«
    »Ihr könnt mir gar nicht genug anrechnen, daß ich euer Labor geschont habe!« rief ich den Chemikern zu. Dann rannte ich auch schon hinter Suko her, hetzte zu meinem Bentley und startete, als hätte ich nicht einen der vornehmsten englischen Wagen, sondern einen Formel-1-Schlitten unter dem Allerwertesten.
    Die Sache war es aber auch wert, die

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