0059 - Wir und das Goldene Pferd
habe ich kürzlich gesehen.«
»Wo?«, fragte Mr. High sofort.
»Wenn ich das nur wüsste…!«
»Mir geht es ähnlich!«, warf ich ein.
Wir zermarterten unsere Köpfe, kamen aber nicht auf die Lösung und machten endlich Schluss, weil Mr. High einen Anruf bekam, wir möchten in unser Büro zurückkommen, dort warte Hervey Collins auf uns.
Der Sekretär John Ericssons erhob sich bei unserem Eintritt lebhaft.
»Hallo, Mr. Collins«, sagte ich und gab ihm die Hand. »Was gibt es Neues über Mr. Ericsson?«
»Ja, er kommt gegen vierzehn Uhr zurück. Er will anschließend gleich ins Büro fahren. Kommen Sie gegen fünfzehn Uhr hin: Midland Building, 13. Etage. Wie Sie mit ihm zurechtkommen, ist Ihre Sache.«
»Wird gemacht. Etwas Neues über das ›Goldene Pferd‹?«
»Nein. Ich habe Ihnen neulich schon alles gesagt, was ich darüber weiß. Nochmals meine Bitte: sagen Sie meinem Boss nicht, dass ich Sie auf seine Spur gehetzt habe!«
»Keine Angst, Mr. Collins. Wir sind pünktlich um 15 Uhr da!«
Das Midland Building ist ein Wolkenkratzer und liegt zwischen Penn-Station und 35. Straße.
Wir kreuzten gegen 15 Uhr dort auf, fuhren mit dem Lift in die 13. Etage und gingen in Ericssons Vorzimmer, wo eine wohlansehnliche Sekretärin mit einer wuchtigen Hornbrille auf der Nase thronte. Von Collins war nichts zu sehen.
Das Mädchen fragte nach unseren Wünschen, und ich sagte bescheiden, wir möchten Mr. Ericsson sprechen, worauf sie erwiderte,, wollen könnten wir ja, aber können könnten wir nicht.
Ich zeigte ihr meinen Ausweis, und sie ging, um uns anzumelden. Sie kam mit dem Bescheid wieder, Mr. Ericsson sei bereit, uns fünf Minuten seiner kostbaren Zeit zu opfern, aber keine Sekunde mehr.
Wir trafen Ericsson in einem mäßig großen, mit erlesenem Geschmack eingerichteten Arbeitszimmer. Auf seinem Schreibtisch standen drei Telefonapparate und zwei Mikrofone. Außerdem lag eine herrliche Perserkatze darauf, die uns müde anblinzelte, nicht für interessant befand und deshalb in aller Ruhe ihre linke Pfote weiter beleckte.
Ericsson war Mitte fünfzig, groß und blond. Er hatte ein erstaunlich jung wirkendes Gesicht, in dem allerdings gewisse Linien darauf hindeuteten, dass ihm das Leben hart zugesetzt hatte, dass er von den Menschen bitter enttäuscht worden war. Dazu passte auch die Katze. Wer sich von Menschen enttäuscht fühlt, verströmt seine Liebe an Tiere. Alte Weisheit…
Ericsson deutete auf zwei Sessel. »Mr. Cotton und Mr. Decker - nehmen Sie Platz, legen Sie los, beschränken Sie sich aufs Wesentliche, meine Zeit ist bemessen.«
»Gemacht!«, erwiderte ich im Hinsetzen. »Unser Anliegen ist kurz erklärt. Vor Ihrer Abreise haben Sie sicher von den Gangstern gelesen, die auf dem Highway 206 ihr Unwesen trieben…«
Ericsson nickte.
»Wir kennen den Gangsterboss«, fuhr ich fort, »wir haben ihn zwar noch nicht gefasst, aber ihm die Fortführung seiner verbrecherischen Tätigkeit unmöglich gemacht. Es ist unser Ziel, die Bande auszurotten. Milton steht mit einer Geheimgesellschaft in Verbindung, die sich Goldenes Pferd nennt. Alle Mitglieder dieses Geheimbundes, die wir kennen, wurden von Milton ermordet - bis auf zwei. D.as eine Mitglied ist im Februar eines natürlichen Todes gestorben, das andere sind Sie. Sie müssen uns die nötigen Informationen geben, damit wir mit dem Spuk aufräumen können.«
Ericsson schüttelte ausdruckslos den Kopf. »Ich kenne kein Goldenes Pferd!«
»Aber Sie haben ein entsprechendes Emblem in Ihrem Besitz!«, half Phil nach.
»Woher wollen Sie das wissen?«
»Unerheblich. Wir wissen es jedenfalls. Machen wir’s doch kurz, Mr. Ericsson!«
Der kluge, kraftvolle Mann erhob sich und ging mit sich zurate. An dem entschlossenen Ruck, mit dem er endlich den Kopf hob, erkannte ich, dass sich die Front zu verhärten begann. - »Meine Herren, es stimmt, dass ich Mitglied des Goldenen Pferdes bin, es stimmt indessen nicht, dass unser Bund mit Verbrechern gemeinsame Sache macht. Unsere Unterredung ist beendet.«
»Irrtum!«, lächelte ich. »Sie beginnt erst. Ich weiß, Sie möchten sich gern auf ein prominentes Mitglied des Bundes berufen, Mr. Ericsson, auf Richard Nixon…«
»Na also! Wenn Sie das wissen, wissen Sie auch, wie absurd Ihre Behauptung ist. Oder wollen Sie den Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten zum Verbrecher stempeln?«
»Das überlasse ich lieber seinen politischen Gegnern und seinen Feinden in Lateinamerika! - Well, bleiben wir ernst.
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