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006 - In der weißen Hölle

006 - In der weißen Hölle

Titel: 006 - In der weißen Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael J. Parrish
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Force zu gehen und Pilot zu werden, sich in die Lüfte zu schwingen.
    Nun, da er vor der Androne stand, die ihn aus kalten Facettenaugen anstarrte, die die Größe von Fußbällen hatten, erging es ihm nicht anders. Allerdings war es diesmal nicht Vorfreude, die Matt unruhig machte, sondern Skepsis.
    »Und du bist ganz sicher, dass uns dieses… Ding über die Berge tragen wird?«
    »Ganz sicher«, gab Aruula voll Überzeugung zurück.
    »Maddrax muss mir vertrauen.« Die Kriegerin hatte bereits den doppelsitzigen Sattel bestiegen, der unmittelbar hinter den wulstigen Kopf der Ameise geschnallt worden war. Zaumzeug und Zügel dienten dazu, das Tier zu dirigieren - wenn es sich dirigieren ließ, was Matt ernstlich bezweifelte.
    »Nun?«, fragte Aruula und hob ihre Brauen.
    »Worauf du wartest?«
    Matt entgegnete etwas Unverständliches, schickte sich dann aber an, sich an einem der haarigen dünnen Beine des Insekts in den Sattel zu hieven. Wie ein Reiter beim Rodeo, dachte er mürrisch bei sich.
    Er nahm hinter Aruula Platz, folgte ihrem Beispiel und legte sich die Lederriemen, die am Sattel befestigt waren, um die Schultern. Beide trugen sie warme Umhänge aus dickem Fell, die sie gegen die beißende Kälte in der Höhe schützen sollte. Matt war klar, dass es dennoch ein ziemlich harter Ritt werden würde - vorausgesetzt die Androne kam überhaupt vom Boden weg.
    »Fertig?«, fragte Aruula.
    »Check«, sagte Matt in Erinnerung an alte Zeiten.
    Mit einem spitzen Schrei ließ Aruula die Zügel peitschen - und schlagartig kam Bewegung in das riesige Insekt. In schneller Folge begannen die mageren Beine der Androne auf und ab zu zucken, beförderten sie ruckend und holpernd über den Boden. Matt stieß eine wüste Verwünschung aus, während Aruula ausgelassen lachte.
    Im nächsten Moment erschienen zarte, fast durchsichtige Flügel an den Seiten des Insekts - und einen Lidschlag später hob die Ameise samt ihrer Last scheinbar mühelos vom Boden ab.
    »Wow!« rief Matt aus, während Aruula das Tier steil in den Himmel steuerte, beinahe wie einen Senkrechtstarter.
    Matt riskierte einen Blick zurück, sah, dass die Gebäude von Gaffar unter ihnen kleiner und kleiner wurden. Die Flügel der Androne schlugen so schnell, dass man ihnen mit Blicken nicht folgen konnte, und verursachten dabei ein Brummen, das Matt entfernt an den Klang einer alten Spitfire erinnerte.
    Er atmete tief durch, spürte den Flugwind, der ihm ins Gesicht blies, genoss es, nach so langer Zeit endlich wieder in der Luft zu sein.
    »Yahooo!« rief er übermütig aus und fühlte sich in diesem Augenblick wie der König der Welt.
    Plötzlich war ihm gleichgültig, dass er auf dem Rücken einer Ameise saß. Als er sah, dass die Felsen und Hügel des Vorgebirges unter ihnen hinwegzogen, wie sie binnen Minuten Strecken überbrückten, für die sie sonst Stunden gebraucht hätten, erfüllte ihn tiefe Zuversicht.
    Er hatte plötzlich das Gefühl, dass sie eine echte Chance hatten, Berlin zu erreichen und den Stützpunkt zu finden. Und mit etwas Glück wurden sie dort auch seine Kameraden treffen und Matt würde nicht mehr allein sein in dieser bizarren fremdartigen Welt.
    In seiner Euphorie stimmte er ein Lied an, das er früher oft gehört hatte. Es war schon zu seiner Zeit ein Oldie gewesen - jetzt war es Musik aus einer anderen Epoche.
    »If everybody had an ocean, across the USA, then everybody'd be surfin' like Californ-i-a…«
    Aruula musste lachen. Sie verstand nicht, was ihr Begleiter da sang, aber sie konnte fühlen, dass er zum ersten Mal, seit sie ihn getroffen hatte, Trost und Zuversicht verspürte - und das machte sie glücklich.
    Sie ließ die Zügel schnalzen, trieb die Androne wieder an. Immer weiter hinauf ging der rasante Flug, über Gipfel und Felsgrate hinweg.
    Leider dauerte er nicht sehr lange…
    Sie hatten das Vorgebirge hinter sich gelassen, die Baumgrenze passiert und die ersten der hohen Felskämme überflogen, die von Schnee und Eis überzogen waren - als es plötzlich passierte.
    Ein Blitzschlag, der so grell und blendend war, dass er den Himmel zu zerfetzen schien, zuckte aus den Wolken. Augenblicke später folgte polternder Donner.
    »Mist!« wetterte Matthew.
    Innerhalb weniger Augenblicke hatte sich der blaue Himmel jäh verdunkelt. Wolken waren von Osten herangezogen, schwarze bedrohliche Gebilde, die aussahen wie Kohlensäcke. Dazu war eisiger Wind aufgekommen, der die Androne und ihre Last wie einen Spielball hin und her

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