Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
006 - In der weißen Hölle

006 - In der weißen Hölle

Titel: 006 - In der weißen Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael J. Parrish
Vom Netzwerk:
Binnen Sekunden hatte er seine Mahlzeit beendet und ließ von seinem Opfer ab, das als leblose leere Hülle zu Boden fiel. Der Bellit stieg summend in die Höhe, um nach einem neuen Opfer Umschau zu halten - als ein faustgroßer Stein heransauste und das Insekt, das unbewegt in der Luft gestanden hatte, vom Himmel holte. Das Geschoss zerschlug eines der Flügelpaare des Bellits. Instinktiv versuchte das Tier sich in der Luft zu halten, indem es stärker mit den anderen beiden Flügeln schlug - vergeblich. Kopfüber trudelte es zu Boden und schlug mit einem dumpfen Knirschen auf dem Waldboden auf. Im nächsten Moment schon sirrte eine scharfe Klinge herab und trennte den Kopf des Insekts von seinem länglichen Rumpf. Aruula stieß einen Freudenschrei aus, packte den armlangen Torso des Bellits und schwenkte ihn triumphierend über dem Kopf.
    »Maddrax! Sieh, was ich habe erlegt - unser Abendessen…«
    Schon wenig später briet das Tier an einem langen Spieß über dem knisternden Feuer. Mit geübten Griffen hatte Aruula den Bellit zurechtgemacht, hatte Flügelstümpfe und Beine vom Torso abgeschabt. Nun, unter der Hitze des Feuers, begann sich der blauschimmernde Chitinpanzer, der den Körper des Insekts umhüllte, schwarz zu verfärben. Immer wieder stocherte Aruula mit einem kleinen Holzspieß in den Panzer, um zu prüfen, ob das Fleisch bereits gar war.
    »Ist Köstlichkeit«, gab sie mit stolzem Lächeln bekannt.
    »Nicht leicht, Bellit zu fangen und zuzubereiten.«
    »Ach, wirklich?« Matt, der auf der anderen Seite des Lagerfeuers auf einem Baumstumpf hockte, bedachte seine Begleiterin mit einem wenig begeisterten Blick.
    »Du hast noch keinen Bellit gegessen?«, erkundigte sich Aruula mit einer Mischung aus Unglauben und Verwunderung.
    »In letzter Zeit nicht«, gab Matt trocken zurück.
    »In meinem Stamm-Imbiss waren sie gerade ausverkauft.«
    »Was meinen?« Die Barbarin hob die Brauen, legte die Stirn ihres hübschen Gesichts unter dem wirren Haar in Falten.
    »Ach, war nur ein Witz«, meinte Matt mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Zu meiner Zeit gab es diese Imbissketten… Schnellrestaurants, verstehst du? Da ging man rein und bestellte sich, was man haben wollte…« Matts Gesicht nahm einen versonnenen Ausdruck an. »Mann, was würde ich jetzt geben für einen doppelten Burger mit Fritten und 'ner eiskalten Cola…«
    Aruula bedachte ihn mit verständnislosen Blicken. Für sie hörte es sich so an, als rezitierte ihr Begleiter mysteriöse Zauberformeln, deren Sinn schon vor Hunderten von Jahren verloren gegangen war. Immerhin konnte sie aufgrund ihrer telepathischen Begabung fühlen, dass Maddrax sich gegen die Insekten-Köstlichkeit sträubte.
    »Du magst keine Bellits«, stellte sie fest. »Doch, klar«, meinte Matt seufzend. »Pack mir das Vieh zwischen zwei Brötchenhälften und gib ordentlich Senf und Ketchup drüber, dann wird's schon gehen…«
    Er bemerkte den Schatten, der sich über Aruulas Züge legte, und erkannte, dass er sie verletzt hatte.
    Matt schalt sich einen Idioten. Er musste endlich lernen, mit den Gesetzen und Eigenheiten dieser neuen Welt zurechtzukommen, in der er wider Willen gestrandet war. Es hatte keinen Sinn, sich gegen die hier und jetzt alltäglichen Dinge zu sträuben, auch wenn sie teilweise ganz schön eklig waren.
    »Andererseits«, brummte er, »schmeckte das Zeug ziemlich fad. Ich meine, jeder aß es - aber ich glaube, keiner fand es wirklich gut…«
    »Dann wirst du versuchen vom Bellit?«, fragte Aruula hoffnungsvoll.
    »Na klar.« Matt rang sich ein Grinsen ab, und auch über Aruulas Züge huschte der Anflug eines Lächelns.
    Die junge Frau nahm den Spieß vom Feuer und zog das gegarte Insekt davon ab. Mit morschem Knacken brach der Panzer und weißes Fleisch quoll daraus hervor, das durch die Hitze fest geworden war.
    Aruula nahm eine Portion davon, legte sie auf ein tellergroßes Blatt und reichte sie Matt. Der nahm seine Ration ein wenig zögernd entgegen, schnupperte vorsichtig daran. Schließlich griff er mit seiner Hand mitten in die weiße Masse, schob sich einen Happen davon in den Mund - und musste zugeben, dass er Schlimmeres erwartet hatte. Er konnte den Geschmack nicht recht einordnen. Irgendwo zwischen Hummer und uraltem geschmolzenen Camembert.
    »Und?«, fragte Aruula erwartungsvoll.
    »Gut«, meinte Matt - und wunderte sich einmal mehr darüber, wie sich der Mensch an die bizarrsten Dinge gewöhnen konnte.
    ***
    Während sie aßen,

Weitere Kostenlose Bücher