Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
006 - In der weißen Hölle

006 - In der weißen Hölle

Titel: 006 - In der weißen Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael J. Parrish
Vom Netzwerk:
versanken.
    Plötzlich gewahrte er im dichten Schneetreiben einen formlosen Torso. Sein Gesicht mit den Händen gegen den eisigen Wind schützend, ging er darauf zu - und erkannte, dass es die Androne war.
    Das Tier lag verendet im Schnee, hatte den Absturz nicht überlebt. Sein konischer Schädel war beim Aufprall geplatzt wie eine reife Frucht. Grün schimmernde Flüssigkeit war daraus hervorgetreten, die in der Kälte sofort gefroren war.
    Neben dem toten Insekt lag eine menschliche Gestalt im Schnee…
    »Aruula!«
    Matt stürzte auf seine Gefährtin zu. Ihr linkes Bein hatte sich im Steigbügel des Sattels verheddert, ihr Oberkörper war im Schnee versunken.
    Rasch eilte Matt zu ihr hin und fiel nieder, benutzte seine bloßen Hände, um Aruula vom Schnee zu befreien. Die junge Frau bewegte sich nicht, hatte das Bewusstsein verloren.
    »Aruula! Verdammt, Mädchen, komm zu dir…«
    Er packte sie, hob sie hoch, wischte den Schnee und das Eis aus ihrem Gesicht. Erleichtert stellte er fest, dass sie noch atmete.
    »Aruula…!« Er drückte sie an sich, wärmte sie mit seinem Körper, betete, dass sie keine inneren Verletzungen davongetragen hatte.
    Flehend blickte er zum verdunkelten Himmel auf und fragte sich, ob es in dieser bizarren Zeit und Welt tatsächlich einen Gott namens Wudan gab.
    Pfeifender Wind umtoste ihn, Schnee und Eis bissen sich an ihm fest. Er fühlte sich einsam, hilflos und allein.
    Als sich Aruula plötzlich regte, gab er einen Freudenschrei von sich.
    »Wuu…?«, fragte die junge Frau in ihrer Muttersprache und schlug die Augen auf.
    »Alles in Ordnung, Kleine«, versicherte Matt grinsend und wischte ihr Schneeflocken von der Stirn. »Wir haben 'ne reife Bruchlandung hingelegt.«
    Aruula richtete sich halb auf, sah die tote Androne im Schnee liegen. »Irgendwas gebrochen?«, erkundigte sich Matt bei ihr.
    Die Kriegerin schaute an sich herab, prüfte ihre malträtierten Knochen und Gelenke und schüttelte dann ihre Mähne, in der zahllose Eiskristalle glitzerten.
    »Gut.« Matt nickte. »Wir müssen sehen, saß wir hier wegkommen und einen Unterschlupf finden, sonst ergeht es uns doch noch wie unserem sechsbeinigen Kumpel hier.«
    Aruula murmelte eine Bestätigung und kämpfte sich auf die Beine. Gemeinsam begannen sie den verbliebenen Proviant und den Rucksack, der die Kiste mit der Notausrüstung aus Matts Jet enthielt, vom Rücken der Ameise zu laden.
    Matt schnallte sich den Rucksack und mehrere Transportbehälter auf die Schultern und wollte sich schon zum Gehen wenden, als ihn Aruula zurückrief.
    »Was ist?«, fragte er.
    Die Barbarin antwortete nicht, zog ihr langes Schwert aus der Rückenscheide, holte aus und hieb es kurzerhand in die ungeschützte Unterseite der toten Androne.
    »Was zum Henker…?«, wollte Matt fragen - als er sah, dass weißliches Fleisch aus dem Bauch der Ameise quoll. Aruula trat vor, schnitt ein großes Stück davon ab und steckte es in ihren Beutel.
    »Essen«, sagte sie nur. »Wir müssen…«
    Sie kam nicht dazu, den Satz zu beenden - denn in diesem Moment erklang ein Heulen und Brüllen, so grässlich, dass es Matt durch Mark und Bein ging. Es war keinesfalls der Wind, und es stammte auch aus keiner menschlichen Kehle.
    Es klang heiser, durchdringend, wild… und grausam.
    Matt und Aruula fuhren synchron herum.
    Die Barbarin hob ihr Schwert, Matts Rechte zückte an seinen Gürtel, wo die schwere Armeepistole steckte.
    »Was war das?«, fragte er, während er alarmiert Umschau hielt und hinter den Vorhang aus tanzenden Flocken zu blicken versuchte.
    Aruula antwortete nicht. Breitbeinig, den Griff ihrer Klinge mit beiden Händen umfasst, stand sie im Schnee. Ihre Augen waren zu schmalen Schlitzen verengt, und Matt wusste, dass sie nicht nur spähte, sondern auch lauschte…
    »Was ist?«, fragte er leise. »Kannst du etwas fühlen?«
    »Zorn«, sagte Aruula nur, »und Wut. Etwas will nicht, dass wir hier sind…«
    »Etwas?« Matt hob die Brauen. »Was hat das zu bedeu-?«
    Er kam nicht dazu, den Satz zu Ende zu führen, denn in diesem Moment erhob sich erneut das schreckliche Gebrüll, näher diesmal. Im gleichen Augenblick ging ein Blitzschlag nieder, der den dräuenden Himmel einen Lidschlag lang taghell erleuchtete.
    Und gegen das grelle Licht zeichneten sich die Konturen einer gewaltigen Kreatur ab, die schrecklicher war als alles, was Matt bislang gesehen hatte!
    Es war ein gewaltiger Berg aus Fleisch und Fell, entfernt affenähnlich, mit Klauen und

Weitere Kostenlose Bücher