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0061 - Der Hexenberg

0061 - Der Hexenberg

Titel: 0061 - Der Hexenberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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Natur aus allen übernatürlichen Dingen gegenüber skeptisch eingestellt, war ebenfalls von der beinahe widersinnigen Kargheit der Ländereien beeindruckt. Selbst ihm, der immer nach rationalen, mit der Logik erklärbaren Gründen suchte, fiel es schwer, nicht an das Wirken einer übelmeinenden, unbekannten Macht zu glauben.
    »Allerdings bin ich kein Landwirtschaftsexperte«, versuchte er, dem Rationalen noch ein Hintertürchen offen zulassen.
    Zamorra ging auf diesen Einwand gar nicht ein. Er wusste plötzlich ganz genau, dass hier die Kräfte des Bösen am Werke waren. Er spürte es – im wahrsten Sinne des Wortes.
    Das silberne Amulett Leonardo de Montagnes, das er auf der Brust trug, erwärmte sich. Und wenn es im Augenblick auch unter seinem Hemd verborgen war, so zweifelte er nicht daran, dass es einen leuchtenden Glanz angenommen hatte – jenen Glanz, den es verbreitete, wenn Geister oder Dämonen in der Nähe waren. Die Gestalten der Finsternis selbst oder aber die Spuren ihrer unheiligen Taten.
    Das Amulett!
    Er hatte es in der Bibliothek von Château Montagne gefunden und als Erbe seiner Ahnen angenommen. Es war ihm Hilfe und Verpflichtung zugleich. Hilfe und Unterstützung gegen die Mächte des Bösen. Und die Verpflichtung, diesen finsteren Mächten stets und ständig im Kampf gegenüberzutreten, selbst wenn er sein eigenes Leben damit in höchste Todesgefahr brachte.
    Obgleich Nicole ihr Hauptaugenmerk auf die Straße richtete, war ihr der tiefe Ernst nicht entgangen, der Zamorra überkommen hatte.
    »Chef, was hast du? Weißt du etwas, was wir nicht wissen?«, fragte sie.
    Der Professor wandte den Blick von den sich in Todeszuckungen wälzenden Feldern ab. Sie fuhren jetzt ein schmales Sträßchen entlang, nicht mehr als einen befestigten Weg, der sie direkt zum Schloss des Freundes führen würde. Maurice würde überrascht sein, wenn er bereits zur Begrüßung in der Lage war, eine Diagnose zu stellen.
    »Ein Fluch liegt über diesen Ländereien«, antwortete er auf die Frage seiner Sekretärin. »Ein Fluch, der die Pflanzen in seinen Bann geschlagen hat.«
    Er blickte wieder aus dem Fenster. Sie durchquerten jetzt das, was einst eine grünende und blühende Parklandschaft gewesen war.
    Aber wie sah sie aus? Abgestorbene Bäume ohne Laub, graues verdorrtes Gras, Stängel, die keine Blüten trugen. Vogelgezwitscher, ansonsten in einem Park allgegenwärtig, war nicht zu hören. Die Landschaft war so tot wie eine graue Wüste.
    »Seht euch das an«, fuhr er fort. »Und dann sagt mir, ob irgendeine Kraft dieser Welt eine solche Ode bewirken kann.«
    »Ein Fluch, Chef?«, fragte Nicole leise. »Aber warum? Und von wem?«
    Zamorra hob die Schultern. »Um das herauszufinden, sind wir hier.«
    ***
    Maurice d’Aragnan war ein Mann in den besten Jahren. Straffe Gestalt, noch volles dunkles Haar und ein offenes, freundliches Gesicht, das jetzt allerdings von Sorgen überschattet war.
    Er hatte die Besucher herzlich willkommen geheißen und war sichtlich froh, dass sich jemand seiner Probleme annehmen wollte, denen sich weder er selbst noch all die landwirtschaftlichen Fachleute gewachsen fühlten, die er bisher konsultiert hatte.
    Gastgeber und Gäste saßen in der Bibliothek bei einem kleinen Begrüßungsaperitif, als Zamorra den Comte mit seiner Fluchtheorie vertraut machte.
    Alle waren begierig darauf, dem Rätsel auf die Spur zu kommen.
    Bill hatte bisher sogar darauf verzichtet, den Hausherrn um die Erlaubnis zu fragen, in seinen Büchern wühlen zu dürfen. Das war mehr als bezeichnend.
    »Hast du Feinde, Maurice?«, versuchte der Professor sofort, das Gespräch in die richtige Richtung zu lenken.
    »Feinde?« Comte d’Aragnan betrachtete sinnend seine feinnervigen Finger, an denen mehrere schwerkalibrige Goldringe glitzerten.
    »Nicht mehr als jeder durchschnittliche Gutsbesitzer. Es gibt immer Neider, die einem den Besitz missgönnen, Angestellte, die sich ungerecht behandelt fühlen, Geschäftspartner, von denen man sich nicht die Butter vom Brot nehmen lässt.«
    »Hast du eine bestimmte Person im Auge?«, fragte Zamorra. »Jemanden, der es besonders auf dich abgesehen haben könnte?«
    Der Graf brauchte nicht lange zu überlegen. »Nein, ganz und gar nicht«, antwortete er voll Überzeugung. »Ich wüsste niemanden, der solche Mühen auf sich nehmen würde, um mich mit aller Gewalt zu ruinieren.«
    »Hm!«, machte Zamorra. Er dachte nach und fragte dann: »Wie sieht es mit dem Schloss aus? Oder

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