0061 - Kino des Schreckens
geht um einen Untersuchungsgefangenen, den wir in der vergangenen Nacht aufgelesen haben. Wir dachten zuerst, es sei ein Verrückter aus der Klinik entwichen, doch diesbezügliche Nachforschungen stellten sich als negativ heraus.«
»Alles gut und schön, Sergeant, aber was habe ich mit der Sache zu tun?«
»Nun, der Mann redete dauernd von Monstern und einem Schwarzen Tod. Außerdem von Skeletten…«
»Sergeant!« unterbrach ich ihn.
»Sir?«
»Auf welcher Dienststelle sitzen Sie?«
Er gab mir die Anschrift durch.
»Okay, ich bin spätestens in einer halben Stunde bei Ihnen. Und geben Sie auf den Mann acht.«
»Sehr wohl, Sir. Und vielen Dank.«
Ich hatte schon aufgelegt. Der Sergeant hatte einen Namen erwähnt, der mich elektrisierte.
Der Schwarze Tod!
Er war mein Erzfeind Nummer eins. Und sobald ich nur einen Hinweis auf ihn oder auf eine Aktivität seinerseits erfuhr, war ich am Ball. Dieser Erzdämon und die rechte Hand des Satans hatte mir schon verflucht viel Ärger bereitet. Er war darauf programmiert, die Welt zu unterjochen und die Menschheit in seine Gewalt zu bekommen.
Fünf Minuten später war ich abfahrbereit.
Suko wohnte nebenan.
Ich schellte dort, aber niemand öffnete. Er und Shao waren schon weg.
Da war nichts zu ändern. Das chinesische Essen mußte wohl ausfallen. Allerdings ahnte ich zu dieser Stunde noch nicht, wie sehr plötzlich die Ereignisse ineinandergriffen und zu einem grauenvollen Drama anwuchsen.
***
»Da scheint wahrhaftig was los zu sein«, sagte Shao und deutete nach vorn.
Suko hatte seine Maschine abgestellt und gesichert. Jetzt hob er den Kopf.
Shao hatte recht. Vor dem Kino drängte sich eine Menschenmenge. Die Reklame leuchtete rot auf und übergoß die Zuschauer mit einem blutig fahlen Schein. Es waren zahlreiche Jugendliche gekommen.
Blutige Nächte zog.
Suko schlenderte mit Shao Hand in Hand näher. Sie waren schon ein seltsames Paar. Beide hatten sich umgezogen und in Leder gekleidet. Suko in schwarzes, Shao in rotes. Dieses Leder machte die Chinesin ungeheuer sexy, und das fand nicht nur Suko, sondern auch einige Rocker.
Sie pöbelten Shao an.
Suko und Shao ließen sie gewähren. Der Chinese wollte keine Schlägerei. Er war hergekommen, um sich zu amüsieren.
Sie reihten sich in die Schlange der Wartenden ein.
»Hätten doch Karten vorbesorgen müssen«, meinte Shao und drängte sich an Suko, der beschützend seinen freien Arm um sie legte. In der anderen Hand hielt er den Helm.
»Hinterher ist man immer schlauer.«
Es ging nur langsam vorwärts. Shao hatte schon Angst, daß das Kino ausverkauft sein würde, bevor sie an die Reihe kamen. Vor ihnen befand sich ein Pärchen, das schon zum drittenmal den Film besuchte. Und die Frau hatte noch immer Angst.
Sie erzählte von einigen Szenen, die Suko nur ein müdes Grinsen entlockten, bei Shao jedoch Schauer verursachten.
»Ich glaube, der Film wird schlimm«, flüsterte sie Suko zu.
Der Chinese hob die Achseln.
Die Frau, die so viel erzählte, hatte die Worte ebenfalls vernommen. Sie drehte sich um. »Und ob der schlimm wird, Miß. Mein Mann und ich gehen bereits zum drittenmal in die Vorstellung. Ich kann Ihnen sagen, wenn dieser…«
»Emma, bitte!« fiel der Mann ihr ins Wort.
Sie kicherte. »Sorry. Hätte ich Ihnen doch bald die Spannung genommen.«
Suko zeigte seine Zähne. »Das macht doch nichts, Gnädigste.«
Die Frau grinste wie das berühmte Honigkuchenpferd.
Shao und Suko waren der Kasse inzwischen näher gekommen. Sie standen bereits unterdacht. Die Werbeleute hatten sich etwas einfallen lassen. Wo früher kahle Wände gähnten, hingen nun Plakate. Die grellen Farben sprangen dem Betrachter richtig in die Augen.
Es waren bewußt keine Bilder ausgestellt. Man warb mit reißerischen Texten in der Art: Kommen Sie – und erleben Sie den Horror-Film des Jahres.
Suko grinste, als er Shaos Gesicht sah. »Noch kannst du es dir überlegen.«
»Nein.«
»Wie du willst.«
Suko wunderte sich sowieso über seine Freundin. Sie hatte die Idee gehabt, in diesen Film zu gehen. Wie sie darauf gekommen war, wußte Suko nicht. Wahrscheinlich hatte die Werbung sie animiert.
Der Chinese wollte Shao natürlich nicht allein ins Kino lassen, aber mich hatten sie nicht dazu überreden können.
Nur noch wenige Leute waren vor ihnen.
»Welche Reihe nehmen wir?« fragte Suko. Es war immerhin ihr erster gemeinsamer Kinobesuch.
»Ziemlich weit hinten.«
Suko wiegte den Kopf. »Wenn wir da noch Karten
Weitere Kostenlose Bücher