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0062 - Wir fanden die geballte Ladung

0062 - Wir fanden die geballte Ladung

Titel: 0062 - Wir fanden die geballte Ladung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir fanden die geballte Ladung
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Breiten aufgehalten hatten, waren unsere Körper doch nicht an die Temperaturen gewöhnt.
    Es mochte mittags gegen zwölf Uhr gewesen sein, als ich es vor Durst nicht mehr aushielt. Ich sah mich suchend nach einem Steward um, konnte aber keinen entdecken. Da zufällig der Erste Offizier vorüberging, rief ich ihn an.
    »Mr. Ferrerez!«
    Er kam zwei Schritte näher.
    »Mr. Cotton?«
    »Sollten Sie zufällig einem Steward begegnen, wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie ihm mitteilen wollten, dass hier zwei Männer liegen, die in wenigen Minuten einen qualvollen Tod gestorben sein werden.«
    Er runzelte verständnislos die Stirn.
    »Wir verdursten nämlich«, brummte Phil lakonisch, ohne die Augen zu öffnen.
    Señor Ferrerez lachte.
    »Ich werde dafür Sorge tragen, dass Sie nicht zu verdursten brauchen«, erklärte er mit südländischer Grandezza. »Was darf ich Ihnen servieren lassen?«
    »Irgendetwas eisgekühltes, gutschmeckendes, umfangreiches«, brummte Phil.
    »Fruchtsaft«, erläuterte ich. »Die Gläser dürfen die Größe von Eimern haben.«
    »Ich werde mich selbst darum kümmern«, versprach Señor Ferrerez.
    »Aber das ist doch nicht nötig«, widersprach ich. »Wenn Sie nur einem Steward einen Wink geben.«
    Señor Ferrerez bestand darauf, dass er uns selbst den Fruchtsaft aus der Küche holen wollte.
    »Die Stewards werden jetzt alle mit dem Vorbereiten des Lunchs beschäftigt sein«, sagte er. »Und ich muss ohnehin in die Küche. Ich bin gleich zurück!«
    »Vielen Dank«, brummten Phil und ich gleichzeitig.
    Da ich mir ein wenig Bewegung verschaffen wollte, stand ich auf und ging ein paar Schritte auf und ab. Zufällig fiel mein Blick durch ein offenstehendes Bullauge. Dahinter sah ich einen Ausschnitt einer hochmodern eingerichteten Schiffsküche. Vor einem großen Herd stand ein Koch und daneben hielt sich der Erste Offizier auf. Ferrerez hatte seinen Arm um die Schulter des Kochs gelegt und lachte amüsiert. Ich dachte mir nichts dabei, denn warum sollte Ferrerez nicht zu den Männern gehören, die sich immer gut mit dem Küchenpersonal stellen, weil sie gern gute Verpflegung haben?
    Ich bummelte also uninteressiert an diesem Bullauge vorbei und machte nach einigen Schritten kehrt. Ferrerez blieb länger aus, als unser Durst hoffte, aber ich wollte ihn auch nicht durch das Bullauge anrufen. Schließlich war er Erster Offizier und nicht für die Bedienung der Passagiere zuständig.
    Ich lag schon eine ganze Weile wieder in meinem Liegestuhl, als Ferrerez mit einem Krug und zwei Gläsern erschien.
    »Ich hoffe, dass es genug für Ihren Durst ist, Señores«, sagte er.
    Wir bedankten uns und stürzten uns über das rote Getränk her. Eiswürfel schwammen darin und erzeugten eine herrliche Kälte.
    »Weißt du«, sagte Phil, nachdem er das erste Glas in einem Zug leer getrunken hatte, »es war ja ganz schön in Caracas, und die Kollegen haben sich auch die redlichste Mühe gegeben, uns den Aufenthalt so angenehm wie nur möglich zu machen, aber ich will doch froh sein, wenn ich wieder in New York bin.«
    »Ich auch«, nickte ich. »Der Betonbaukasten New York hat es mir nun einmal angetan. Na, in knapp siebzig Stunden haben wir es ja geschafft.«
    »Gott sei Dank«, murmelte mein Freund. »Es gibt doch nirgendswo so einen herrlichen Whisky wie in New York. Und diese langweiligen siebzig Stunden werden wir wohl auch noch rumkriegen.«
    »Eben«, brummte ich und lehnte mich zurück in meinen Liegestuhl.
    Zu der Zeit glaubten wir wirklich noch, dass die Schiffsreise eine äußerst langweilige Sache werden würde…
    ***
    Gegen zwei Uhr schlug der Gong zum Lunch. Wir rafften uns schlaftrunken auf, gingen in unsere Kabinen und zogen uns schnell um. Am liebsten wären wir ja im Buschhemd in den Speisesaal gegangen, aber wir wollten uns doch nicht ganz wie ungehobelte Barbaren benehmen, und so zwängten wir uns stöhnend in gesellschaftsfähige Anzüge.
    Der Speisesaal war nicht von der Größe, wie man sie bei Luxusdampfern gewöhnt ist. Dafür war die Santa Cruz nicht groß genug. Sie verkehrte hauptsächlich als Schnellfrachter und befuhr die Linien zwischen New York an der atlantischen Ostküste herab bis zum Nordzipfel Südamerikas. Im Ganzen mochten etwa zwanzig Kabinen für Passagiere vorhanden sein, und dementsprechend groß war der Speisesaal gehalten.
    Wir kamen buchstäblich auf die letzte Minute, denn als wir den Speisesaal betraten, machte man gerade Anstalten, die Suppe zu servieren.
    »Da kommen

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