0077 - Die teuflischen Puppen
John, wir schaffen es schon.«
»Nein. Ich…«
Bill drückte fester zu, so daß ich sitzen bleiben mußte. »Keine Widerrede, John. Jetzt sind wir an der Reihe.«
Ich gehorchte, obwohl es mir nicht schmeckte, untätig zuzusehen, wie meine Freunde schufteten.
Eine halbe Stunde verging. Suko und Bill schafften immer mehr. Aber wenn der ganze Gang eingestürzt war, dann sah es bitterböse aus. Dann konnten sie tagelang räumen, ohne einen Erfolg zu sehen.
Ich tastete meinen Kopf ab und fühlte verkrustetes Blut. Die Steine hatten mich an mehreren Stellen getroffen, obwohl ich meinen Schädel noch mit den Händen geschützt hatte. Doch die Deckung war mehr als mies gewesen. Zudem hatte das herabfallende Gestein noch meine Kleidung aufgerissen und auch auf den Armen und am Rücken Kratzer hinterlassen.
Die Luft wurde schlechter, das merkte ich mit jedem Atemzug. Aber Bill und Suko schufteten unverdrossen.
Ich warf einen Blick zur Seite und sah den nachmodellierten Schädel des Magiers auf dem Boden liegen. Sinistro hatte ihn, als er die Täuschung merkte, wutentbrannt gegen die Wand geschleudert, wo der Wachsschädel ziemlich deformiert worden war. Er hatte jetzt eine eiförmige Gestalt.
Dann horchten wir plötzlich auf.
Von der anderen Seite des Ganges hatten wir Geräusche vernommen. Kratzen und Schürfen. Auch glaubte ich, entfernt Stimmen zu vernehmen. Etwas polterte, und wir waren sicher, daß in wenigen Minuten unsere Gefangenschaft ein Ende haben würde.
Es dauerte zwar noch länger, doch nach zwanzig Minuten öffnete die erste Spitzhacke das Loch zu unserer Befreiung.
»Hallo!« rief Bill. »Macht weiter, Kameraden. Nur keine Müdigkeit vortäuschen.«
Und die Rettungstrupps forcierten ihre Arbeit. Das Loch wurde größer. Steine brachen heraus, rollten in den Gang hinein, und was sehr wichtig war durch die Öffnung drang frische Luft.
Sie tat uns allen gut.
Tief atmete ich ein.
Dann versuchte ich aufzustehen.
Ich kam mir wie ein Baby vor, mußte zweimal Anlauf nehmen und dabei den Schwindel besiegen, aber schließlich stand ich auf den Beinen. In meinen Kniekehlen zitterte es. Mit dem Handrücken wischte ich mir den kalten Schweiß von der Stirn.
Dann schob sich der erste Retter durch die Öffnung. Er mußte auf allen vieren gehen, da seine massige Gestalt doch ziemlich viel Platz einnahm.
Ich kannte den Mann.
Es war Captain Hamilton.
Demnach hatte er die Initiative ergriffen.
Suko streckte ihm die Hand entgegen, die er ergriff, und mit Sukos Hilfe ließ sich der Captain aus dem Gang ziehen.
Seine Männer vergrößerten den Gang weiter.
Der Captain stand da und hatte beide Hände in die Hüften gestützt. Er schüttelte den Kopf. »Wenn man euch schon mal allein läßt«, sagte er mit knurriger Stimme, doch die Erleichterung war deutlich herauszuhören.
Suko stellte Bill Conolly vor. Der Reporter und der Polizist kannten sich noch nicht.
Danach kam Hamilton zu mir. »Sinclair, Sinclair«, sagte er. »Was machen Sie nur?«
»Manchmal hat man Pech, dann wieder Glück«, erwiderte ich.
»Was ist mit diesem Sinistro?«
»Entkommen!«
Dem Captain rutschte ein Fluch über die Lippen. Ich konnte ihn verstehen. Hamilton hatte genug mit den normalen Gangstern zu tun, als daß er sich auch noch mit Geistern und Dämonen herumschlagen konnte. Aber er war ein sehr hilfsbereiter Kollege. Er hatte mich immer unterstützt, und keine Arbeit war ihm zuviel gewesen.
»Wie haben Sie uns gefunden?« wollte ich wissen.
Hamilton deutete auf seine Nase. »Riecher. Sie haben so lange nichts mehr von sich hören lassen, daß ich einfach mißtrauisch werden mußte. Wie berechtigt dieses Mißtrauen war, haben Sie ja gesehen.«
Ich nickte. »Das stimmt.«
Hamilton deutete auf den inzwischen fast vollständig freigelegten Schacht. »Wir können gehen.«
Der Meinung war ich auch. Suko und Bill stützten mich, als wir uns durch den Gang schlängelten. Hin und wieder rieselte es noch zu Boden, doch mehr als Staub und kleinere Steine kamen nie herunter.
Auch als ich die Leiter hochstieg, mußten meine beiden Freunde mir helfen.
Schließlich standen wir in dem Revier, wo praktisch alles seinen Anfang genommen hatte.
Hamilton sprach aus, was ich dachte. »Haben Sie eine Ahnung, John, wo dieser Sinistro stecken könnte?«
»Nein.«
»Wir müssen darauf gefaßt sein, wieder von ihm zu hören«, meinte der Captain.
»Leider.«
Hamilton rechnete mit New York: Dabei ahnte niemand von uns, daß Sinistro seinen
Weitere Kostenlose Bücher