0077 - Die teuflischen Puppen
Cress.«
»Gut. Hast du also gesehen, wie dieser Gilbert Cress angegriffen worden ist?«
»Nein, das erzählte ich ja.«
»Ja, ich weiß.« Jane legte ihre glatte Stirn in nachdenkliche Falten. »Dann sind wir also nur auf Vermutungen angewiesen.«
»Ich habe die Aussage.«
Jane winkte ab. »Dir glaubt keiner.«
Shao trank ihr Glas leer. »Und was machen wir jetzt?« fragte sie.
»Wir werden uns hinter den Fall klemmen. Ist doch klar.«
»Ohne John und Suko?«
»Die sind in New York.«
»Wir müßten ihnen zumindest Bescheid geben«, schlug die Chinesin vor.
Jane Collins erklärte sich einverstanden. »Ich weiß zum Glück, in welchem Hotel die beiden abgestiegen sind. Die Nummer habe ich auch. Es ist also kein Problem, John zu erreichen. Ich überlege nur, wo wir den Hebel ansetzen sollen. Am besten wird es sein, wir schauen uns das Leben dieses Gilbert Cress einmal genauer an. Er kam von den Westindischen Inseln, wie du mir erzähltest, und war Sänger von Beruf. Wo er wohnte und auftrat, sollte sich eigentlich leicht herausfinden lassen.«
Shao lächelte. »Du als Detektivin…«
»Genau.«
Da schellte es.
Die beiden Frauen schauten sich an.
»Erwartest du Besuch?« fragte Shao.
»Nicht, daß ich wüßte.«
»Vielleicht ein Klient?«
»Der meldet sich vorher an.« Jane war bereits an der Tür. »Ich öffne mal.«
Die Detektivin schaute durch den Spion, der ihr einen Teil des Flures zeigte. Die Optik war entsprechend eingestellt worden. Doch der Flur war leer. Jane sah keine Menschenseele.
Mißtrauen erwachte.
Aber auch Neugierde.
Sie öffnete. Vorsichtig zog sie die Tür auf und wäre fast über das kleine Paket gestolpert, das mitten auf der grünen Fußmatte lag.
Eine Höllenmaschine, dachte Jane sofort. Dann lächelte sie über sich selbst. Das kam davon, wenn man einen aufregenden Beruf hatte. Dann befürchtete man immer gleich das Schlimmste.
Sie bückte sich, hob das Paket auf und hielt es gegen ihr Ohr, um eventuell doch noch nach einem tickenden Geräusch zu lauschen.
Nichts.
Jane Collins hob die Schulter, betrat die Wohnung mit dem Paket und schloß die Tür. Daran, daß es für sie war, zweifelte sie nicht. Sie konnte sich nur nicht vorstellen, wer ihr dieses »Geschenk« hinterlassen hatte.
Auch Shao wunderte sich sehr, als Jane den Livingroom wieder betrat. »Was ist das denn?« fragte die Chinesin.
»Von einem Verehrer«, erwiderte Jane. Sie stellte das Paket auf einen Tisch.
»Willst du es öffnen?« Shao schraubte sich aus dem Sessel.
Jane nickte.
»Aber es könnte…«
»Eine Höllenmaschine?« Die Detektivin lächelte. »Glaube ich nicht. Wenn du allerdings Angst hast…«
»Unsinn!«
Jane Collins holte eine Schere. Damit wollte sie die Klebestreifen auftrennen. Jane klappte das Werkzeug auseinander und schob eine Klinge unter den ersten Klebestreifen.
Er ließ sich sehr leicht lösen. Ebenso leicht wie die beiden anderen Folien.
Jane entfernte das braune Packpapier, und darunter kam ein heller Karton zum Vorschein.
Shane war ebenso gespannt wie die Detektivin. Aus großen Augen schaute sie zu, wie Jane Collins nach dem Deckel faßte, noch einen Moment zögerte und ihn dann abhob.
Im gleichen Augenblick geschah es. Und alles ging so schnell, daß die Frauen kaum reagieren konnten…
***
Irgendwie glaubte ich, aus weiter Ferne Stimmen zu hören. Stimmen, die ich kannte.
Die von Suko und Bill Conolly!
»John, verdammt. Wach auf, John!«
Was wollten die von mir? Die sollten mich doch in Ruhe lassen, zum Teufel.
Aber sie taten es nicht.
Wieder: »John! Wach auf!«
Etwas klatschte in mein Gesicht. Es war feucht und schwer und trieb Schmerzwellen und Stiche durch meinen malträtierten Schädel. Diese Stiche machten mich wütend. Warum quälte man mich so? Warum ließ man mich nicht in Ruhe schlafen? War es denn bereits so spät, daß ich aufstehen mußte?
Schlafen aufstehen?
Moment, da stimmte doch was nicht. Ich lag nicht in meinem Bett. Ich war nicht einmal in London, sondern Tausende von Meilen entfernt. In New York.
Und da existierte Sinistro oder?
Ich hatte ihn gepackt und er war… Ach verflixt, ich bekam meine Gedanken nicht zusammen. In meinem Schädel schien ein ganzes Bergwerk untergebracht zu sein.
Ich öffnete die Augen.
»Na endlich!« hörte ich Sukos Stimme. »Das wurde auch Zeit. Wir dachten schon, du würdest überhaupt nicht mehr wach werden.«
Mein Blick wanderte weiter.
Ich sah noch alles verschleiert, erkannte aber Suko und
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