0077 - Die teuflischen Puppen
laden. Die anderen reichten mir.
Hinter mir saßen Suko und Bill. Der Platz neben mir war frei. Es saß keine bildhübsche Frau dort, wie der Zuschauer es immer in Filmen zu sehen bekommt. Und ich hatte auch keine Lust, mit irgendeiner Begleitperson, sah sie noch so gut aus, ein Gespräch anzufangen. Die Tage in New York hatten mich geschlaucht, ich brauchte Schlaf und Ruhe, um für einen weiteren Gang gegen Sinistro wieder fit zu sein.
Schwergefallen war Laurie Ball der Abschied. Sie war noch einmal kurz in Hamiltons Büro gewesen. Von Ray Onedin und seinem Vater Henry, der uns soviel geholfen hatte, hatte ich mich leider nicht verabschieden können. Die Zeit reichte nicht.
Ich schaute aus dem Fenster.
Unter uns befand sich der Atlantik. Im Osten schmolz er mit dem Horizont zusammen.
Das Dröhnen der Triebwerke machte mich schläfrig, und es dauerte nicht lange, da fielen mir die Augen zu. Ich hörte noch soeben, wie Bill etwas von einem müden Krieger sagte, dann war ich fest eingeschlafen. Sinistro und auch alle anderen Dämonen konnten mir für die nächsten Stunden gestohlen bleiben.
***
Jane Collins hatte eine Spur.
Den Namen des Toten.
Und damit konnte sie etwas anfangen. Dank ihrer ausgezeichneten Beziehungen hatte sie schnell herausgefunden, wo dieser Cress vor seinem Tod gearbeitet hatte.
In einem Lokal, das sich PANOPTIKUM nannte und in Soho lag.
Telefonisch erreichte Jane den Manager des Lokals. Es gelang ihr, dem Mann die Adresse des Toten herauszulocken, mehr aber auch nicht. Der Manager wußte nicht, mit wem Cress verkehrt hatte. Er schien ein Einzelgänger gewesen zu sein. Verheiratet war er auf jeden Fall nicht.
»Wo wohnt er?« fragte Shao, als die Detektivin den Hörer aufgelegt hatte.
»In der Sumner Street.«
»Kenne ich nicht.«
Jane winkte ab. »Ist auch keine Bildungslücke. Die Straße liegt in der Dockgegend, neben dem Elektrizitätswerk. Da möchte ich nicht einmal begraben sein.«
»Aber wir müssen hin.«
Jane nickte. »Leider. Moment«, sagte sie. »Du kannst hierbleiben. Ich gehe…«
Shao schüttelte den Kopf, so daß ihre langen rabenschwarzen Haare flogen. »Kommt nicht in Frage, ich lasse dich nicht allein gehen.« Sie lächelte spitzbübisch. »Schließlich war ich es, der dich überhaupt auf den Fall aufmerksam gemacht hat.«
»Überredet«, erwiderte Jane.
Bevor die Frauen gingen, bewaffneten sie sich noch. Jane gab Shao eine Gnostische Gemme zum Schutz gegen Geister der unteren Regionen.
Jane schloß ihre Wohnung sorgfältig hinter sich ab, als sie gingen und hinunter in die Tiefgarage fuhren, wo Janes uralter VW-Käfer stand, dem man jedoch nicht ansah, was er unter der Haube hatte. Ein Bekannter hatte diesen Wagen frisiert und somit auf Vordermann gebracht, wie die Detektivin sich immer auszudrücken pflegte.
Jane fuhr an.
Der Doppelauspuff dröhnte, und dieses Geräusch hallte von den Wänden der Tiefgarage wider.
Die Detektivin lächelte glücklich. Sie mochte ihren Wagen. Die anderen konnten denken, was sie wollten. Nie hätte sie von ihrem heißgeliebten VW gelassen.
Rasant nahm sie die Kurven zur Einfahrt der Tiefgarage. Obwohl Shao angeschnallt und schon öfter auf Sukos Harley mitgefahren war, hielt sie sieh doch am Haltegriff fest.
Um ihr Ziel zu erreichen, mußten sie die Themse überqueren. Dazu eignete sich am besten die Southwark Bridge. Jane nahm die breite Strand Fleet Street, fuhr am Ludgate Circle rechts vorbei und erreichte dann die Zufahrt zur Southwark Bridge, wo sie erst einmal warten mußte, weil sich auf der Brücke ein Unfall ereignet hatte.
Langsam ging es weiter. Eine Straßenhälfte war gesperrt worden. Schließlich lenkte auch Jane ihren VW über die Brücke.
Unter den Stahlträgern, gurgelte das Wasser der Themse. Träge durchpflügten die schweren Schlepper das Wasser. Aber auch kleinere Boote waren unterwegs. Motorboote, die Privatleuten gehörten, welche sich auf dem Wasser erholen wollten.
Hinter der Brücke begann der Stadtteil Southwark. Ein graues Meer von alten Häusern und modernen Mietskasernen. Southwark war ein Arbeiterviertel, in dem auch zahlreiche Ausländer wohnten. Vor allen Dingen Menschen aus den ehemaligen britischen Kolonien. Diese Farbigen waren Engländer, wurden aber von den Weißen oft nicht anerkannt und waren im Laufe der Zeit zu einem echten Problem geworden, denn gerade bei ihnen schnellte die Arbeitslosenquote in ungeahnte Höhen.
Was das zu bedeuten hatte, war leichtauszurechnen. Die
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