0077 - In den Fesseln der Ewigkeit
Unbeteiligter beobachten können. Mit sich völlig allein saß der Druuf inmitten seines Labors an einem Tisch, umgeben von allerlei Geräten und Instrumenten. Wenn er sprach, richtete er den Blick seiner vier Augen gegen die Decke, als vermute er dort seinen Partner. Dann wieder lauschte er in sich hinein und gab erneut Antwort.
Ein Fremder hätte meinen können, Onot sei verrückt geworden und führe lange Selbstgespräche. „Das Prinzip ist nicht so schwierig", meinte Ellert. „Aber es allein genügt nicht, die genauen Konstruktionspläne zu ersetzen. Wir benötigen eine Mikro-Aufnahmeanlage. Vielleicht müssen wir noch einmal in das Rechenzentrum zurück."
„Aber..."
„Keine Sorge, ich würde allein gehen und dich hier zurücklassen. Wenn dort noch etwas heil ist übernehme ich einen anderen Druuf und lasse ihn die Anlage hierherbringen. Dann wird er alles vergessen und zurückkehren, als sei nichts geschehen."
Onot lehnte sich plötzlich zurück. „Was war denn das?" Ellert hatte es schon länger gespürt, aber er wollte nicht darauf achten. Er hielt es für einen der üblichen Gedankenimpulse, von denen es immer genügend gab. Aber dann konnte er den Impuls auf einmal einordnen und identifizieren. Das war doch Perry Rhodan...! Der Impuls war kräftig und nah. Ellert isolierte Onot und versetzte den Geist des Druuf in Schlaf. Nun konnte er den Körper völlig übernehmen und die Nervenzentren befehligen, ohne, daß Onot noch wußte, was er tat. Onot war nun Ellert.
Er erhob sich und ging zur Tür, die hinaus auf den Gang führte.
Als er etwas später vorsichtig die zweite Tür öffnete, die an die Oberfläche führte, glaubte er schon nicht mehr an eine Falle. Es war zweifellos Rhodan, der wenige Meter entfernt im Licht der untergehenden Sonne stand, angetan mit einem Druckanzug, dessen Helm abgeschraubt war und lose an der Seite baumelte. Neben Rhodan ruhte ein zehn Meter langer Metallzylinder mit einem Durchmesser von vielleicht drei Metern. Die winzige Luke schien gerade groß genug, um Rhodan Einlaß zu gewähren. Ein Kleinstraumschiff! Ellert-Onot trat vor und streckte Rhodan die massige Hand mit den feingliedrigen Druuf-Fingern entgegen. „Willkommen, Perry - ich darf doch Perry sagen?"
Es war das erste Mal, daß Ellert und Rhodan sich wieder persönlich gegenüberstanden - wenn auch ersterer nicht in der ursprünglichen Gestalt. „Du hast es als unsichtbarer Geist getan", lächelte Rhodan, „warum nicht auch jetzt als Druuf? Bist du nicht erstaunt, mich zu sehen?"
„Allerdings!"
Die Lippen Onots bewegten sich, und es schien, daß die menschlichen Laute direkt aus ihm kamen. Die Illusion war so vollkommen, daß Rhodan nicht wußte, ob Ellert telepathische Botschaften übermittelte, oder ob er seine Worte wirklich hören konnte. „Ich spürte plötzlich deine rufenden Impulse. Wie hast du mich gefunden? Niemand konnte wissen, daß ich hier bin."
„Harno hat mir geholfen", entgegnete Rhodan und lächelte immer noch. „Harno?"
„Du wirst ihn noch kennenlernen, und ich denke, ihr habt viel miteinander gemeinsam. Doch zuerst eine Frage: Kannst du Druufon endlich verlassen?"
Onot schüttelte den Kopf. „Auf keinen Fall, bevor ich die Pläne für den Sternenantrieb habe. Das ist nicht so einfach, wenn ich auch das Prinzip begriffen habe. Mir fehlen Mikrounterlagen, mit denen man etwas auf der Erde anfangen kann. Onot wird mir Mikrobänder beschaffen."
„Kann ich dir dabei helfen?"
„Nein, denn wir benötigen ausschließlich Material der Druuf. Wir können nur hoffen, daß es nicht zu lange dauert."
„Was ist mit dem Zeitfeld?"
„Du meinst den Zeit-Erstarrer? Auch da fehlen genaue Konstruktionspläne, aber das ist nicht weiter tragisch. Erstens habe ich selbst mitgeholfen, das Gerät zu entwickeln, und zweitens steht drinnen im Labor ein kleines Versuchsmodell. Ich werde versuchen, es später mitzunehmen."
„Wie denn? Wäre es nicht einfacher, du würdest es mir jetzt geben?"
Onot machte eine Bewegung, die wohl Überraschung ausdrücken sollte. Rhodan glaubte, in der „Stimme" Ellerts Bedauern herauszuspüren.
„Daß ich nicht gleich auf den Gedanken gekommen bin. Du bist ja mit einem Raumschiff hier hergekommen! Natürlich, wir werden das Modell verladen und du nimmst es einfach mit. Deine Wissenschaftler werden damit schon etwas anfangen können. Den Rest erkläre ich ihnen später. Du mußt nur darauf achten, daß bei Versuchen niemand in das projizierte Zeitfeld gerät.
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