Cute & Winter: Eiskaltes Verlangen (German Edition)
PROLOG
Dennis betrachtete sein Gesicht im Spiegel. Sein Kiefer tat weh, und er sah total übernächtigt aus. Eben auf der Toilette hatte er festgestellt, dass er heute nicht mehr arbeiten konnte. Wenigstens hatte es ordentlich Geld gebracht, sich so durchnudeln zu lassen, dachte er zynisch.
Sein Magen knurrte laut. Er musste unbedingt was essen.
Er stützte sich mit beiden Händen auf der kühlen Keramik des Waschbeckens ab. Scheißtag.
Die Tür öffnete sich und aus den Augenwinkeln erkannte er zwei seiner Kollegen . Er dachte sich nichts dabei, als sie zielsicher auf ihn zusteuerten. Er war noch nicht lange im Geschäft und kannte die beiden Typen nicht besonders gut.
„He du“, begann der Größere der beiden, Thyron nannte er sich. Er hatte das Gesicht eines Models und einen durchtrainierten Körper. Dennis’ Blick verweilte kurz auf den eindrucksvollen Oberarmmuskeln. Heute – wie auch sonst – trug Thyron eine abgeschnittene Armyhose und Springer.
„Du bist doch eben aus der Luxuskarosse gestiegen ...“
Dennis nickte eingeschüchtert. Sein letzter Freier hatte ihn zwar mit nach Hause genommen, aber er hatte nicht einmal dort das Bad benutzen dürfen. So ein Arsch!
„Hast wohl viel verdient, was? Warst den ganzen Nachmittag wie vom Erdboden verschluckt!“, sagte der Kleinere. David hieß er.
Dennis ahnte schon, dass es Ärger geben würde.
„Nein, ist kaum was bei rausgesprungen“, log er also. Das konnte er ganz gut.
Aber die Zwei glaubten ihm nicht. Stumm hielt David ihm die Hand entgegen.
„Denke, du solltest brüderlich mit uns teilen ...“
Dennis schüttelte trotzig den Kopf. Dafür hatte er nicht den Arsch hingehalten!
Thyron trat noch einen Schritt näher. Er grinste boshaft. „Kohle her, Junge! Sonst war’s das mit unserer Freundschaft!“
Freundschaft?, dachte Dennis irritiert. Aber er kam nicht mehr dazu, etwas zu erwidern. Eine Faust landete in seinem Gesicht und ein Tritt in die Weichteile beförderte ihn für einige Augenblicke in eine andere Welt.
Als er wieder zu sich kam, waren die beiden Typen weg. Er lag auf den kalten, schmuddeligen Fliesen. Stöhnend richtete er sich auf. Er schmeckte Blut. Scheiße, dachte er. Scheißtag.
Die Tür öffnete sich wieder, und Dennis zuckte zusammen. Hatten die etwa noch was vergessen?
Zögernde Schritte.
„Alles klar?“, fragte jemand.
Dennis versuchte, sich am Waschbecken festhaltend auf die Beine zu ziehen. Er hätte heulen können, vor Wut, vor Schmerz.
Kräftige Arme fassten ihn.
Als er wieder auf den Füßen stand, wollte er wissen, wer sein Helfer war. Er drehte sich um. Ein Typ, groß, schlank, dunkelhaarig, schwarze Kleidung und mit den kältesten grauen Augen, die Dennis jemals gesehen hatte.
„Geht’s wieder?“
Dennis nickte. Er wollte nur weg. Weg von der Klappe und weg von diesem Typen, der ihn so eisig anstarrte. Aber er konnte so nicht raus – so wie er aussah! Er würde im Park sicher sofort von einer Streife aufgegriffen. Und dann ...
Dennis schloss kurz die Augen. Wenn er nicht so einen Kohldampf hätte ... der brachte ihn fast um. Und jetzt hatte er kein Geld mehr.
Noch immer musterte ihn dieser Typ wortlos. Dennis rechnete mit allem – es hätte ihn auch nicht gewundert, wenn er noch einmal verprügelt worden wäre.
„Kollegen oder ein Freier?“, fragte der Dunkelhaarige jetzt.
Scheiße, konnte man ihm etwa schon ansehen, womit er sich über Wasser hielt?, fragte sich Dennis. Aber er war zu erschöpft, um sich darüber weiter Gedanken zu machen.
„Ich hab Hunger!“, sagte er unvermittelt und schämte sich sofort dafür.
Der Mann lachte. „Klar.“
Er fischte eine Packung Taschentücher aus seiner Jacke und begann, Dennis’ Gesicht ein wenig zu säubern. Dennis ließ es geschehen.
Vielleicht findet er mich sonst unappetitlich mit dem ganzen Blut im Gesicht?, dachte er.
„So, jetzt geht’s wohl wieder. – Lass uns gehen!“
Müde ließ Dennis sich mitziehen. Er wusste nicht, was auf ihn zukam, aber die Aussicht auf etwas Essbares ließ ihn alle Vorsicht vergessen. Schlimmer konnte es ja gar nicht mehr werden ...
Der Mann brachte ihn zu seinem Wagen, einem schwarzen Audi A4, und drückte ihn mit leichter Gewalt auf den Beifahrersitz.
Dennis staunte nicht schlecht, was alles an technischem Zeugs in die Armaturen des Wagens eingebaut war. Aber er sagte nichts dazu.
„Schnall dich an!“
Sie fuhren schweigend durch die Straßen, bis der Mann vor einem großen Altbau in der
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