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0079 - Das Gespensterschiff

0079 - Das Gespensterschiff

Titel: 0079 - Das Gespensterschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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einen Stoß zu versetzen, der ihn von Nicole wegtrieb, genau auf Zamorra zu.
    Der Dämonenjäger erkannte die Einzigartigkeit dieser Gelegenheit. Mit aller Kraft, die noch in ihm steckte, warf er sich vorwärts, auf Käpt’n Hawk zu. Der ruderte noch wild mit den Armen, als die Schneide des Enterbeils ihm tief in die Brust fuhr und eine klaffende Wunde riß.
    Zamorra ließ diesmal nicht mehr los. Er beging keinen Fehler ein zweites Mal. Dafür zerrte er das Beil wieder aus der Brust des Dämons. Sie blutete nicht einmal.
    Noch kein Ende. Hawk hatte nur eine verwundbare Stelle, und die war sein Hals.
    Hawk war gestürzt. Zamorra trat mit den Füßen auf den Säbel, noch bevor der dämonische Freibeuter ihn wieder gegen ihn richten konnte.
    Nicole und auch die Männer schrien auf, als Zamorra das Beil wie einen Holzblock herunterfallen ließ. Der abgetrennte Kopf Hawks rollte über die Bodenbretter, an Zamorra vorbei und hüpfte die Treppen hinunter.
    Doch der Rumpf des Kapitäns blieb nicht liegen!
    Er erhob sich, stand und folgte dem Schädel. Die Schaftstiefel stampften über den heruntergefallenen Hut.
    Der Rumpf marschierte an Zamorra vorbei, der schon damit gerechnet hatte, alles wäre durchgestanden. Die Beine staksten auf den Abgang zu.
    Sekundenbruchteile lang kam Zamorra sich hilflos vor, staunte und stand wie erstarrt.
    Er hatte dieses Wesen immer noch nicht besiegt. Er hatte den Kopf vom Rumpf getrennt, doch beide Teile lebten alleine weiter. Es mußte beiden Teilen unmöglich gemacht werden, sich wieder zu vereinigen.
    Kurzentschlossen hechtete Zamorra auf das Deck hinter. Beilschwingend rannte er an dem aufrecht gehenden Rumpf vorbei vor zur Stelle, wo der Kopf mit rollenden Augen neben einem Mörser lag. Unweit einer dieser Feuerschalen.
    Zamorra erreichte die Stelle vor dem Rumpf des Dämonen. Er überwand seinen Ekel, als er mit der Linken in die strähnigen Haare faßte und den Kopf auf die Glut stellte.
    Abrupt blieb der Rumpf stehen. Feuer züngelte am Bart und an den Haaren des Kopfes hoch. Der lippenlose Mund des Wesens klaffte weit auf zu einem letzten, weit hallenden Schrei, der nichts Ähnliches in dieser Welt kannte.
    Und nun endlich begannen die Überreste des Piratenkapitäns zu vergehen. Die Arme bröckelten zuerst ab und waren schon Staub, noch ehe sie die Schiffplanken berührten. Der Rest sank in sich zusammen, wie ein ungeheuer schnell schmelzender Schneemann. Graue Asche und sonst nichts blieb zurück.
    In der Feuerschale stand nur mehr ein Schädelknochen, und auch der zerfetzte sich aufflackernd in der Glut, floß auseinander wie Wasser, das man auf eine gerade Fläche schüttet.
    Dann war nichts mehr von Käpt’n Hawk in dieser Welt. Das Todesurteil am ehemaligen Freibeuter war endgültig vollstreckt…
    ***
    Zamorra und die fünf Gefangenen waren nicht mehr allein auf dem Schiff. Joey und M’babwo hatten die letzten Spukgestalten ausgemerzt und wollten gerade noch einige dunkle Winkel absuchen, als die CARIBBEAN QUEEN in allen Fugen zu ächzen und zu krachen begann. Das Schiff sah aus, als würde es jeden Moment zerbersten, um für immer in der Tiefe der See zu versinken.
    »Von Deck!« schrie Zamorra seine Warnung hinüber zu Hank Glosters Männern. »Das Schiff geht unter!«
    Nicole und Bill! Die anderen! Sie waren noch angekettet!
    Wenn er sie nicht sofort befreite, würden sie mit dem Wrack des Gespenster-Schoners untergehen. Das Deck brach bereits auseinander, als Zamorra die Treppen hochstürmte und auf die Gefangenen zurannte. Die Wasseroberfläche war bereits näher gekommen. Das Schiff sank voll und ohne in Schräglage zu geraten.
    Zamorra schlug die Eisen mit der Axt aus dem spröden Holz. Von den Ketten konnte er das Mädchen und die Männer nicht mehr befreien. Die CARIBBEAN QUEEN hielt sich allenfalls noch Sekunden. Er zerrte Nicole hinter sich her zur Steuerbordseite. Er konnte sich nicht darum kümmern, daß auch Bill und die anderen ihm folgten. Er konnte es nur für sie hoffen, denn drüben auf der Steuerbordseite lag Glosters Barkasse.
    Er setzte über den inzwischen schon weit klaffenden Sprung im Deck hinweg, und Nicole konnte ihm mit knapper Not folgen. Der obere Rand des Geisterschoners befand sich mit dem Deck der SARONA inzwischen fast auf gleicher Höhe.
    Hilfreich streckte José die Hand nach dem Mädchen aus und hievte es an Bord. Zamorra wartete, bis auch Bill und die drei anderen an ihm vorbei waren.
    »Schnell jetzt«, drängte José zur Eile.

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