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0082 - Die Horror-Nacht

0082 - Die Horror-Nacht

Titel: 0082 - Die Horror-Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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Er war der einzige Gast. Krämer wandte sich an ihn.
    »Sie machen keinen sehr glücklichen Eindruck, Mister«, sagte er auf englisch.
    Der Mann blickte ihn ärgerlich an. »Kümmern Sie sich um Ihren eigenen Kram und lassen Sie mich in Ruhe.«
    Krämer störte die schroffe, abweisende Art des Betrunkenen nicht. »Wohnen Sie in Swanage?« fragte er.
    »Ja«, brummte der Mann.
    »Dann können Sie mir vielleicht sagen, wieso so viele Menschen auf der Straße herumrennen, daß man fast nicht vorwärtskommt.«
    »Niemand ist auf der Straße.«
    »Sollte ich mich wirklich so getäuscht haben? Warum meiden die Bewohner von Swanage die Straße? Hat man vergessen, euch mitzuteilen, daß der Zweite Weltkrieg zu Ende ist?«
    Der Mann wurde wütend. »Was wollen Sie von mir, Sie verdammter Narr? Möchten Sie sich über mich lustig machen?«
    »Nichts liegt mir ferner als das.«
    »Wir haben unsere Gründe, nicht auf die Straße zu gehen. Dieser Ort ist nämlich verflucht, falls Sie das noch nicht wissen sollten.«
    »Ach, der Ort auch? Ich dachte, verflucht wäre nur das Schloß.«
    Der Betrunkene schüttelte unwillig den Kopf. »Was für ein Schloß? Ich kenne kein Schloß.«
    »Nun machen Sie aber ‘nen Punkt, Mann!«
    »Habe noch nie von einem Schloß gehört«, behauptete der Betrunkene starrsinnig.
    »Dann werden Sie uns wohl kaum sagen können, wie wir dorthin gelangen«, sagte Claus-Dieter Krämer.
    »Es gibt kein Schloß. Setzen Sie sich mit Ihren Freunden wieder in den Wagen und fahren Sie weiter. Waren Sie schon mal in Weymouth? Da ist es sehr schön.«
    »Uns gefällt Swanage besser«, erwiderte Krämer.
    Der Betrunkene erhob sich schwerfällig. »Mit Ihnen stimmt was nicht«, sagte er brummig, legte das Geld für den Whisky auf den Tisch und verließ mit beachtlicher Schlagseite das Gasthaus.
    »Ein komischer Heini«, sagte Harry Pallenberg und schüttelte grinsend den Kopf. »Behauptet allen Ernstes, hier gäbe es kein Schloß.«
    »Er hatte Angst, davon zu reden«, sagte Lydia.
    »Ein Aberglaube herrscht hier noch wie im tiefsten Mittelalter«, sagte Krämer. »Und das im Zeitalter der Raumfahrt.«
    »Setzt euch irgendwohin«, sagte Harry Pallenberg. »Ich werde versuchen, den Wirt aufzutreiben.«
    »Ich komme um vor Durst«, sagte Lydia.
    »Wenn’s nicht anders geht, bedienen wir uns eben selbst«, meinte Claus-Dieter Krämer.
    Während er und Lydia sich an einen Tisch setzten, verließ Pallenberg den Gastraum. Krämer nahm die günstige Gelegenheit sofort wahr, um Süßholz zu raspeln.
    Er verlieh seinem Bedauern Ausdruck, daß er die Fahrt mit Lydia nicht allein gemacht hatte, und bezeichnete Harry Pallenberg als das fünfte Rad am Wagen. Er stellte fest, daß er an Pallenbergs Stelle nicht mitgekommen wäre.
    So viel Feingefühl hätte er besessen, daß er gemerkt hätte, daß er nur störte. Lydia ließ ihn reden. Sie amüsierte sich insgeheim über den Mann, der sich offenbar als Favorit betrachtete.
    Pallenberg kam zurück. Ein dickbäuchiger Mann begleitete ihn. Der Wirt trug eine weiße fleckige Schürze.
    »Ich hatte im Weinkeller zu tun«, entschuldigte er sich. Sein Blick fiel dorthin, wo der Betrunkene gesessen hatte.
    »Wir haben Ihnen Ihren einzigen Gast vergrault«, sagte Claus-Dieter Krämer schmunzelnd.
    »So?« fragte der Wirt. »Womit denn?«
    »Wir wollten wissen, wieso Swanage so ein Geisterdorf ist.«
    Die Miene des Wirts verfinsterte sich. Er räusperte sich. Sein Blick wurde unstet. Er wechselte augenblicklich das Thema. »Was darf’s denn sein?«
    Lydia Groß, Harry Pallenberg und Claus-Dieter Krämer sagten, was sie haben wollten. Der Wirt bediente sie schnell.
    Beinahe hatte es den Anschein, als wollte er seine Gäste so rasch wie möglich wieder loswerden.
    »Ich nehme an, Sie sind auf der Durchreise«, sagte er lauernd.
    Harry Pallenberg schüttelte jedoch lächelnd den Kopf. »Mitnichten. Wir sind mit voller Absicht nach Swanage gekommen.«
    Der Wirt sah ihn daraufhin an, als zweifle er an Pallenbergs Verstand.
    »Wir arbeiten für deutsche Reisebüros«, erklärte Krämer. »Sind zur einwöchigen Schulung nach England gekommen. Heute haben wir einen freien Nachmittag. Wir möchten ihn dazu benützen, das verfluchte Schloß zu besichtigen.«
    Der Wirt zuckte betroffen zusammen.
    »Sagen Sie jetzt bloß nicht, es gibt kein Schloß!« warf Pallenberg grinsend ein. »Die Masche hat schon Ihr Gast gehäkelt.«
    Der Wirt atmete tief ein. Kleine Schweißperlen glänzten mit einemmal auf

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