0082 - Die Horror-Nacht
Schulung auch die Besichtigung des Hovercraft-Fährschiffes, das zwischen Dover und Calais pendelt, vorsah. An Land standen mehrere Hotelbesichtigungen auf dem Programm.
Kaufleute anderer Kölner Reisebüros waren mit von der Partie.
Die Fahrt mit dem Zug nach Calais war über die Strecke Aulnoye-Lille gegangen. Die Straße von Dover hatten sie mit dem Hovercraft-Fährschiff überquert, und das vorläufige Ende der Reise hieß Bournemouth.
Nach einigen Exkursionen und etlichen Vorträgen stand der Nachmittag sowie die Nacht den Schulungsteilnehmern zur freien Verfügung.
Harry Pallenberg und Claus-Dieter Krämer, zwei Kollegen, schwänzelten in jeder freien Minute um Lydia herum.
Pallenberg war ein netter Kerl. Er war intelligent und sah ganz passabel aus. Er wußte fesselnd zu erzählen. Das war es, was Lydia an ihm gefiel.
Krämer war ein Schönling mit guten Manieren und einer gehörigen Portion Charme. Lydia mochte ihn.
Es war Harry Pallenberg, der nach dem Mittagessen fragte: »Was halten Sie von einer Fahrt nach Swanage, Lydia?«
Claus-Dieter Krämer, der nicht gefragt war, antwortete: »Ich wäre dabei.«
Ein Grund, die Fahrt nicht zu machen, dachte Pallenberg, der mit Lydia gern allein gewesen wäre, aber es würde ihm wohl nie gelingen, Krämer abzuschütteln.
Dazu war dieser clevere Bursche viel zu wach.
»Was um alles in der Welt wollen Sie denn in Swanage?« fragte Lydia. »Soviel ich von dem Nest gehört habe, sagen sich da Fuchs und Hase gute Nacht.«
»Es soll da ein Schloß geben, das verflucht ist. Würde es Sie nicht reizen, es zu besichtigen? Ein bißchen gruselige Atmosphäre mit Gänsehaut wäre doch mal etwas anderes, als immer nur langweilige Vorträge zu hören.«
»Wenn ich Sie recht verstehe, schlagen Sie eine Horrorfahrt vor, Harry«, sagte Lydia amüsiert.
»Das Schloß soll einem blutrünstigen Vampir gehört haben.«
»Hört sich schrecklich interessant an. Also gut, ich mache mit.«
»Dann miete ich gleich mal einen Wagen«, sagte Harry Pallenberg erfreut.
»Ich beteilige mich an den Kosten«, sagte Krämer.
»Wir werden die Ausgaben dritteln«, sagte Lydia.
Pallenberg und Krämer schüttelten den Kopf. »Das kommt überhaupt nicht in Frage. Wir beide sind Kavaliere der alten Schule«, sagten sie. »Entweder Sie lassen sich von uns ausführen, oder der Ausflug platzt.«
»Na schön, wenn Sie unbedingt darauf bestehen«, sagte Lydia lächelnd.
Harry Pallenberg und Claus-Dieter Krämer entschuldigten sich. Lydia Groß begab sich auf ihr Zimmer, um ein paar Dinge einzupacken, die sie mitnehmen wollte.
Da sie erst am nächsten Morgen um zehn wieder in Bournemouth sein mußten, würden sie möglicherweise in Swanage übernachten.
Darauf richtete sich Lydia ein.
Das Zimmertelefon schlug an, als Lydia die Tasche schloß. Sie hob ab. »Ja, bitte?«
»Wir sind startklar«, sagte Harry Pallenberg. »Es kann losgehen.«
»Ich bin schon unterwegs«, erwiderte Lydia und legte auf. Sie eilte aus dem Zimmer, fuhr mit dem Lift nach unten, gab den Schlüssel an der Rezeption ab und trat gleich darauf aus dem Hotel.
Pallenberg und Krämer erwarteten sie in einem weißen Rover. Pallenberg saß hinter dem Steuer. Der Beifahrersitz war frei.
Darauf nahm Lydia Platz, nachdem ihr Krämer die Tasche abgenommen hatte. Vergnügt und heiter traten sie diesen Ausflug an, der zur Katastrophe werden wollte…
***
Ich verließ das Yard Building. Auch Glenda Perkins hatte mich gebeten, vorsichtig zu sein und gut auf mich aufzupassen. Junge, Junge, mußte ich beliebt sein.
Ich setzte mich in meinen silbermetallicfarbenen Bentley und steuerte die schwere Luxuskarosse nach Hause. Der Wagen war mein Hobby. Andere Leute stecken ihr Geld in teure Briefmarken.
Mein Spleen war der Bentley, den sich ein Yard-Beamter eigentlich gar nicht hätte leisten dürfen.
Meine monatlichen Bezüge waren als Oberinspektor zwar nicht schlecht, aber zu einem Wagen dieser Klasse paßte eher ein Industriekapitän.
Zwanzig Minuten nach der Abfahrt erreichte ich das Apartment, in dem ich wohnte. Ich ließ den Bentley zur Tiefgarage hinunterrollen und faltete mich aus dem Fahrzeug.
Der Fahrstuhl beförderte mich zu meiner Etage hinauf. Ich klopfte an die Tür meines Freundes und Nachbarn Suko, doch der Chinese war nicht zu Hause.
Also ging ich zu meinem Apartment weiter, schloß auf und trat ein. Die Reisetasche war schnell gepackt. Anschließend holte ich aus dem Schlafzimmerschrank meinen Einsatzkoffer.
In
Weitere Kostenlose Bücher