0082 - Die Horror-Nacht
und verfolgte unseren Kampf.
Morloff parierte meine Angriffe mühelos, während ich nur mit knapper Not über die Runden kam.
Der Vampir setzte zum furiosen Finale an.
Mit einem gewaltigen Hieb zerbrach er die Klinge meines Schwerts. Ich hielt nur noch den Griff in der Hand.
Jetzt hätte er den tödlichen Streich führen können. Doch er verzichtete darauf. Grinsend warf er sein Schwert weg.
Er brauchte es nicht mehr. Er war sich meiner absolut sicher.
Ich stand schweratmend vor ihm. Mein Gesicht war schweißnaß. Graf Morloff packte mich mit seinen eiskalten Totenhänden an der Kehle.
Ich kämpfte mit zäher Verbissenheit gegen den Blutsauger. Wir drehten uns mehrmals im Kreis. Die Luft wurde mir knapp.
Ich stolperte und fiel.
Graf Morloff ließ sich mit mir fallen. Seine grausigen Vampirzähne näherten sich meiner Kehle. Ein schreckliches Gefühl war das.
Er darf nicht zubeißen! schoß es mir siedendheiß durch den Kopf. Wenn er dir erst mal seine Zähne in die Kehle geschlagen hat, bist du verloren.
Meine zitternde Hand suchte den geweihten Silberdolch. Als ich ihn nicht sofort fand, erschrak ich. Hatte ich ihn während des Kampfes verloren?
Nein. Da war er.
Meine Finger umschlossen ihn. Ich holte aus, während die Vampirzähne meine Haut schon fast berührten.
Und als Graf Morloff mir mit einem kraftvollen Biß das Leben nehmen wollte, stieß ich zu.
Das Schattenwesen brüllte verletzt auf. Graf Morloff zuckte hoch. Er starrte mich verstört an. Ich hatte ihn nicht tödlich getroffen, aber das geweihte Silber machte ihm sichtlich zu schaffen.
Bestürzt erhob er sich.
Er preßte beide Hände auf die Wunde. Ich stand ebenfalls auf. Mein Hals schmerzte. Der Schweiß rann mir in breiten Bächen über das Gesicht.
Graf Morloff wich vor mir zurück.
Ich schnellte mich vorwärts. Neuerlich fand mein Dolch seinen Körper. Abermals brüllte Morloff auf. Doch wiederum war es mir nicht gelungen, dem Blutsauger den Todesstoß zu versetzen.
In namenloser Angst kreiselte das Schattenwesen herum. Graf Morloff wollte fliehen. Doch ich ließ es nicht zu.
Sein Schicksal sollte sich in diesem Raum erfüllen.
Als er losrannte, warf ich mich auf meine Luftdruckpistole. Ich zielte und drückte überhastet ab. Im selben Augenblick schlug der Untote einen Haken.
Dadurch drang ihm der Eichenbolzen nicht ins Herz.
Aber das Geschoß warf ihn nieder. Er stieß schaurige Laute aus. Verzweifelt wollte er wieder auf die Beine kommen, doch der Eichenbolzen saß zu nahe an seinem unseligen Leben.
Graf Morloff war schwer angeschlagen, und ich zögerte nicht, ihm augenblicklich den Rest zu geben, denn mit diesem Unhold durfte man kein Mitleid haben.
Mein Blick fiel auf die zugezogenen Übergardinen. Sie waren dick und schwer. Da, wo sie zusammentrafen, entdeckte ich einen hellen vertikalen Strich.
Tageslicht!
Mit einem weiten Satz war ich bei den Vorhängen. Ich riß sie auseinander. Wie Lanzen stachen die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne in den Raum.
Sie trafen Graf Morloff.
Und sie töteten das gefährliche Schattenwesen. Der Todeskampf des Blutsaugers dauerte einige schreckliche Minuten.
Nach und nach zerfiel Graf Morloff vollkommen zu Staub. Nur der klobige Ring mit dem Wappen der Morloffs blieb von ihm übrig.
Die Schlacht war geschlagen. Der Vampir war vernichtet. Lydia Groß war gerettet…
Sie konnte es kaum fassen. Ihre Knie vibrierten, als sie auf mich zukam. Ihr Schritt war unsicher. Es schien, als bestünde die Gefahr, daß sie schon in der nächsten Sekunde umkippte.
Seufzend sank sie in meine Arme. Ich spürte, wie sie zitterte. Sie küßte mich. Ich hatte nichts dagegen. Es war die schönste Art, Dankeschön zu sagen.
»O John«, flüsterte Lydia. »Ich bin ja so froh, daß es vorbei ist.«
»Ich auch«, sagte ich und verließ mit dem hübschen Mädchen aus Germany das Schloß.
Wir kümmerten uns um Harry Pallenberg. Er hatte sich beim Sturz beide Beine gebrochen. Aber abgesehen davon ging es ihm gut.
Ich trug ihn zu meinen Bentley und holte anschließend Garco. Als der Schloßverwalter hörte, daß Graf Morloff zur Hölle gefahren war, stimmte er ein Klagegeheul an, mit dem er mich jedoch nicht beeindrucken konnte.
Ich lieferte Garco bei Inspektor Charisse ab. Delmer Charisse beglückwünschte mich zu meinem Erfolg. Ein Krankenwagen holte Harry Pallenberg ab.
Bevor ich aus Swanage abreiste, traf ich noch einmal Lydia Groß.
»Ich werde Sie vermissen, John«, sagte das
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