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0086 - Das Floß der Verdammten

0086 - Das Floß der Verdammten

Titel: 0086 - Das Floß der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Saupe
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Papas Magaya ließ aus seinem Wasserschlauch ein wenig von der begehrten Flüssigkeit in diese gierig wartenden Hände fließen.
    »He!«, rief Simba Simba, als er sah, dass die Hände des jungen Mulatten, Moreno Garcera, bis zum Rand gefüllt wurden. »Du hast ihm mehr gegeben als mir, Papas!«
    »Unsinn, Simba«, gab der Koch ruhig zurück. »Sieh dir den Knaben an, mit seinen zarten Händchen. Deine Pranken sind dreimal so groß wie seine. Jeder bekommt die gleiche Menge Wasser, darauf kannst du dich verlassen.«
    Der Neger grinste und schwieg. Dann beugte er den Kopf, führte die Lippen zu seinen Händen und trank gierig.
    »Hätte nie gedacht, dass eine Handvoll Wasser wertvoller sein kann als ein ganzes Fass vom feinsten Rum«, sagte er.
    Niemand antwortete ihm. Sie alle waren harte Getränke gewöhnt. Aber jeder wusste plötzlich um den Wert des Wassers.
    »Wir werden es einteilen müssen«, sagte der Koch und verschloss den Schlauch aus Leder wieder. »Es gibt noch einmal eine Handvoll Wasser, bevor die Sonne aufgeht.«
    »Dann sind wir längst auf der Insel und haben Wasser, soviel wir nur wollen«, meldete sich Moreno Garcera nach langer Zeit zum erstenmal.
    Henk Barber sah besorgt nach vorn.
    »Täusche dich nicht, mein Junge«, sagte er nachdenklich. »Wenn wir nur mit diesem Tempo vorankommen, sind wir auch morgen Abend noch nicht an Land.«
    »Vielleicht sieht uns einer«, sagte Jean Delay. Aber er wusste im gleichen Augenblick, dass diese Hoffnung unberechtigt war. Die Entfernung zur Insel war noch viel zu groß.
    Henk Barber bestätigte diese Bedenken.
    »Es ist zu weit, Jean. Und das Floß ist viel zu niedrig. Unmöglich, dass uns jemand sieht. In den nächsten Stunden schon gar nicht, weil die Dunkelheit einsetzt. Nein, wir können nur hoffen, dass der Wind sich verstärkt und uns gut vorantreibt.«
    »Und von oben her?«, fragte Papas Magaya. »Ich frage mich, warum uns keiner sucht, Henk. Du hast doch SOS-Zeichen gegeben, oder?«
    Henk Barber nickte nachdenklich.
    »Habe ich«, sagte er leise. »Aber ihr wisst ja, wie schnell alles ging. Ich hatte keine Zeit, die Position durchzugeben. Da stand meine Kabine schon in Flammen. Ich musste raus. Nichts wie weg. Nicht einmal eine Waffe habe ich mitnehmen können. Wir könnten auf einer menschenleeren Insel nicht einmal ein Wild schießen.«
    Moreno Garcera griff in seine Hosentasche und brachte ein Messer zum Vorschein.
    »Mit diesem Taschenmesser kann man zumindest Kaninchen killen«, sagte er mit Galgenhumor.
    »Dann sag den Kaninchen mal schnell, dass sie auf die Insel gehen sollen, auf die wir zutreiben werden.«
    Es war Simba Simba, der das gesagt hatte.
    Diesmal musste der junge Mulatte grinsen.
    Henk Barber war zufrieden, dass die Männer den Mut nicht aufgaben. Die kleine Verpflegungsdosis des Wassers war alles andere als reichlich gewesen, aber sie gab ihnen vielleicht für ein paar Stunden neue Zuversicht. Für die Nacht zumindest, da sie in den nächsten Stunden wenigstens die Sonnenhitze nicht ertragen mussten. Morgen früh würde man weitersehen. Insgeheim hoffte Barber, dass sie während der Nacht doch noch bis zu der Insel treiben würden.
    Dann teilte er die Nachtwachen ein.
    »In der Nacht ist es besser, wenn zwei Mann auf Posten sind«, sagte er. »Einer kann sich auf das Wasser konzentrieren und auf Gefahren Acht geben. Der andere wird sich, so gut das in der Dunkelheit möglich ist, auf die Insel vor uns einstellen. Jede wahrgenommene Bewegung kann ein Gefahrenzeichen sein. Die beiden Wachen teilen sich jede Wahrnehmung mit. Ihr wart alle schon an der Reihe, außer Moreno. Also beginne ich die erste Wache mit ihm. Ihr anderen versucht zu schlafen. In zwei Stunden folgen Papas und Simba, dann sind Ben und Jean an der Reihe.«
    Die Männer nickten zustimmend.
    Henk Barber wandte sich an den Mulatten.
    »Du hast die schärfsten Augen von uns allen, Moreno. Gib acht, ob du Lichter auf der Insel siehst. Sie ist nicht überall bewohnt. Falls wir Lichter sehen, ist das ein Anhaltspunkt für uns. Wir werden versuchen, direkt darauf zu zuhalten.«
    »Okay, Henk«, sagte der Mulatte in akzentfreiem Englisch. »Garcera hat Augen wie ein Luchs. Er wird aufpassen.«
    Zwei Stunden vergingen, ohne dass sich irgend etwas ereignete.
    Auch während der Wache von Papas Magaya und dem Neger Simba geschah nichts.
    Erst im letzten Drittel der letzten Wache, die Delay und Benson bestritten, tat sich etwas, das beide zunächst nur als merkwürdig

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