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0088 - Der Guru aus dem Totenreich

0088 - Der Guru aus dem Totenreich

Titel: 0088 - Der Guru aus dem Totenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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Fledermausflügeln Rudrasvins hängen. Es wurde schwarz um ihn. Dunkel ahnte er, daß er in eine Falle geraten war. Die labbrigen Flügel schlossen sich wie ein Kokon um ihn. Plötzlich spürte er Muskelstränge. Sie drückten ihn wie eiserne Ringe, die immer enger wurden. Wie der Würgegriff einer Riesenschlange. Der Dämonenjäger schrie erstickt auf. Bisher hatte er sein Amulett noch nicht einsetzen können. Als er es gegen die Flügel, die ihn umgaben, ihn einhüllten, drückte, zeigte der Dämon kaum Wirkung. Nur sein Fauchen wurde noch eine Spur wütender und bedrohlicher.
    Doch dann fühlte Zamorra sich hochgehoben. Für einen kurzen Augenblick tauchte der geifernde Echsenschnabel vor seinem Gesicht auf. Der Dämonenjäger setzte alles auf eine Karte.
    Jetzt oder nie! schoß es ihm durch den Kopf.
    Und dann rammte er seinen frei gewordenen Arm mit dem Amulett, das er um die Faust gewickelt hatte, tief in den Rachen des Ungeheuers.
    Die Wirkung war verblüffend.
    Die Hautfalten der Flügel öffneten sich, gaben ihn frei. Doch Zamorras Arm blieb im Schnabel der Echse hängen, als wäre er dort angewachsen. Mit seinem Gewicht zog der Dämonenjäger den Drachenschädel nach unten. Der Dämon verlor an Kraft. Sein Arm fühlte sich an wie festgesaugt. Eine weiche, klebrige Masse umgab ihn. Die wurde jetzt heiß.
    Dem Ungeheuer wuchsen die Augen aus dem fiedrigen Schädel. Weit und weiter. An Stielen blieben sie hängen, neigten sich nach unten wie die Zweige einer Trauerweide. Schließlich riß der weißliche Faden, an dem sie hingen, und die Echsenaugen fielen zu Boden, wo sie zischend und brodelnd vergingen. Leer bleckten die Höhlungen, in denen sie gesessen hatten.
    Mit einem Male konnte Zamorra auch seinen Arm wieder aus dem Schlund befreien. Der Echsenschnabel bröckelte ab, als würde er innerhalb von Sekunden in Verwesung übergehen, zu Staub zerfallen. Rasend schnell ging mit dem übrigen Körper dieselbe Veränderung vor.
    Der Goldglanz des Körpers wurde stumpf, wurde bräunlich, dann lösten sich die Brust- und Bauchpartien förmlich auf. Die vorher so stämmigen Beine brachen in sich zusammen wie ein Fabrikschlot bei der Sprengung. In den Flügeln bildeten sich Löcher, wurden größer und größer, bis nur mehr die Skelettstangen übrig waren, die sich ebenfalls auflösten.
    Modjir Brahmuls Schrei war vergangen.
    Der Inder hatte sich in einer Ecke zusammengekauert. Zamorra wandte sich ihm zu, als von Rudrasvin nicht mehr als ein Häuflein bräunlicher Asche übriggeblieben war.
    Das Gesicht leuchtete wächsern bleich neben dem Gong hervor, dessen Bild langsam verblaßte. Die Landschaft löste sich auf in einem Nebel. Zamorra kümmerte sich nicht darum. Er wollte jetzt auch noch den Dämonenknecht haben, um auch noch das Letzte von Rudrasvin aus dieser Welt zu verbannen.
    Der Dämonenknecht wehrte sich nicht mehr. Er wimmerte nur. Zamorra wurde den Eindruck nicht los, daß Modjir Brahmul kleiner geworden war. Bis er bemerkte, daß er hier nichts mehr zu unternehmen brauchte.
    Das Wesen, das einmal ein Maharadscha-Sohn gewesen war, lebte bereits nicht mehr. Es wurde geringer und geringer, schrumpfte zusammen und zerfiel. Zamorra sah noch, wie die ebenfalls bräunliche Asche wie von Geisterhand bewegt auf die Überreste des Dämons zukroch. Als nur mehr ein poröser Klumpen geblieben war, leuchtete er kurz auf. Flammen züngelten grellweiß hoch. Dann ein Blitz, als würde Magnesium verbrannt, und als Zamorra die Augen wieder öffnete, war gar nichts mehr.
    Er stand in tiefer Dunkelheit. Nur von weit oben schimmerte es ein wenig herunter.
    Das Feuerzeug.
    Es stand immer noch oben am Rand der Schlangengrube.
    Die Öffnung lag sechs Meter über ihnen genau über der Mitte der Grabkammer.
    »Nicole?«
    »Chef?«
    »Du bist in Ordnung?«
    »Ja. Wo sind wir?«
    »Wenn keine Hilfe kommt, in unserem eigenen Grab«, antwortete Zamorra düster. »Oder hast du eine Ahnung, wie wir jemals da hinauf kommen sollen?«
    ***
    Die Hochstimmung, in der Zamorra kurz vorher noch geschwebt hatte, kehrte sich um in stumme Verzweiflung. Er hatte einen Dämon besiegt und sein eigenes Leben dabei verloren. Keine Aussicht darauf, daß jemals jemand sich überhaupt in diese als versucht geltende Gegend wagen würde.
    »Pyrrhus war ein Waisenknabe geben mich«, murmelte Zamorra.
    Nicole verstand natürlich die Anspielung auf einen Vorfall aus der griechischen Geschichte. Pyrrhus, König von Epirus, hatte im Jahre 279 v. Chr. bei

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