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009 - Der Engel von Inveraray

009 - Der Engel von Inveraray

Titel: 009 - Der Engel von Inveraray Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karyn Monk
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des Korridors, da wohnt er. Er dürfte zu Hause sein, denn ich habe keinen von ihnen gehen hören. Schlafen wohl ihren Rausch aus."
    Oliver legte Jack die Hand auf die Schulter, um ihn daran zu hindern, die Treppe hinaufzustürmen und die Tür einzutreten. „Besten Dank, Missis. Ich bin sicher, Harry wird sehr
    erfreut sein, seine Familie wieder zu sehen. Sehr erfreut."
    Die alte Frau blickte ihn zweifelnd an. „Da wäre ich nicht so sicher - bei all diesen hungrigen Mäulern, die gestopft werden müssen. Doch überrascht wird er sein, keine Frage!" Sie kicherte und entblößte einmal mehr ihr glitschiges graues Zahnfleisch.
    „Da mögen Sie wohl Recht haben", antwortete Oliver leise und wandte sich ab. Er bemühte sich, mit Jack Schritt zu halten, während er die bunte Schar die knarrenden Stufen hinaufführte. „Wie bei jeder Arbeit gilt auch hier, sie schnell und gründlich zu erledigen. Wir gehen rein, holen Seine Lordschaft raus und verschwinden. Jack und ich übernehmen das Handgreifliche, falls nötig. Ihr Übrigen haltet sie einfach auf Trab, während wir Seine Lordschaft befreien. Gebraucht eure Waffen nur im Notfall, und achtet darauf, euch nicht zu weit voneinander zu entfernen. Sie sind nur zu dritt, wir dagegen sind zehn an der Zahl. Wenn wir es geschickt anstellen, liegen sie um Gnade winselnd am Boden, noch bevor sie wissen, wie ihnen geschieht."
    „Himmel noch mal", keuchte Eunice und klammerte sich am wackligen Treppengeländer fest. „Wie viele Stufen sind das denn noch?"
    Genevieves Herz begann heftig gegen ihre Rippen zu pochen, als sie den spärlich erleuchteten Korridor entlanggingen. Der Lärm streitender Paare und schreiender Kinder glich dem im Erdgeschoss. Jack hat Recht, erkannte Genevieve. Die Familien, die hinter den klapprigen Türen hausten, waren viel zu sehr mit ihrem eigenen elenden Leben beschäftigt, um Notiz davon zu nehmen, wenn in der Nachbarwohnung jemand misshandelt oder ermordet wurde. Unwillkürlich drückte sie das Bündel, das sie in den Armen trug, fester an ihre Brust. Was auch immer geschah, sie hatten keine Hilfe von den anderen Bewohnern des baufälligen Hauses zu erwarten.
    Oliver bedeutete ihnen, ruhig zu sein. Er presste das Ohr an die Tür und horchte angestrengt eine ganze lange Minute lang. Offenbar zufrieden mit dem, was er gehört oder nicht gehört hatte, hob er die schwielige Faust und klopfte einige Male heftig gegen das abgenutzte Holz.
    Die Gruppe verfiel in angespanntes Schweigen. Sogar die unglückliche Katze in Annabeiles Armen hörte auf zu strampeln. Man vernahm, wie ein Stuhl über den Boden gezogen wurde, gefolgt vom Geräusch sich nähernder Schritte.
    Dann war es ruhig.
    Oliver klopfte erneut. Einen Augenblick lang herrschte gespannte Stille.
    Endlich kratzte ein schwerer Riegel über das Holz, und die Tür öffnete sich knarrend.
    Rauchgeschwängertes Licht fiel auf den Korridor und warf unheimliche Schatten auf Ewans ausgemergelte Gestalt und sein pickliges Gesicht. Er betrachtete die zerlumpte Schar in einfältiger Verwunderung, schien aber niemanden wieder zu erkennen. Mit ihren tief in die schmutzigen Gesichter gezogenen zerbeulten Hüten hatte die in dicke Schals und Wintermäntel gehüllte Bande wenig Ähnlichkeit mit der adretten Familie, die er und seine Kumpane am Morgen überfallen hatten.
    „Verzeihung, junger Mann, wir sind hier, um Harry seinen jüngsten Sprössling zu zeigen." Oliver trat zur Seite, wies auf das Bündel in Genevieves Armen und setzte dabei geschickt einen Fuß in die Tür.
    Ewan blickte begriffsstutzig auf das Tuchpaket. „Harrys Sprössling?"
    „Er ist Harry wie aus dem Gesicht geschnitten", verkündete Eunice vergnügt. „Bis hin zu seinem kleinen platten Näschen. Sehen Sie selbst!"
    Genevieve hob ihr „Baby" leicht an, damit Ewan es besser anschauen konnte.
    Unfähig, seine Neugier im Zaum zu halten, beugte er sich vor, um Harrys Kind in Augenschein zu nehmen.
    Schnell wie der Blitz zog Doreen eine schweres Bügeleisen aus ihrer Tasche und schlug es dem armen Ewan über den Schädel. Der schlaksige Bursche blieb einen Augenblick lang reglos stehen und starrte ausdruckslos auf Genevieves Arme.
    Dann verdrehte er die Augen und kippte vornüber. Die Kinder brachten sich mit einem Satz in Sicherheit, um nicht
    unter ihm begraben zu werden.
    „Das war ein verflixt guter Schlag", meinte Oliver und nickte Doreen anerkennend zu.
    Eine holde Röte überzog Doreens faltige Wangen. „Danke, Ollie." Sie strich

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