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009 - Der Engel von Inveraray

009 - Der Engel von Inveraray

Titel: 009 - Der Engel von Inveraray Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karyn Monk
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gerichtliche Schritte einleiten, um Sie zum Verkauf Ihres Hauses zu zwingen, dann wird sie genau das tun. Ihr Heim wird hastig für einen Bruchteil seines Wertes verhökert werden, der Erlös in die Tilgung Ihrer Schulden fließen, und Sie und die Kinder werden auf der Straße stehen.
    In der Zwischenzeit hat die Bank Ihr Konto geleert, was bedeutet, dass Sie im Augenblick nicht einmal genug Geld haben, um eine Flasche Milch oder ein Ei zu kaufen."
    „Vielen Dank, dass Sie mich über meine Lage aufklären, Lord Redmond", entgegnete Genevieve kühl und erhob sich. „Ich glaube, Sie haben im Augenblick genug eigene Sorgen, um sich zusätzlich mit den meinen zu belasten. Morgen um elf werde ich Mr. Humphries aufsuchen und ihm erklären, dass ich mehr Zeit benötige. Ich werde ihm sagen, die Mittel meines Mannes seien derzeit durch Investitionen gebunden und stünden erst in ein, zwei Wochen zur Verfügung. Das dürfte uns ausreichend Zeit geben, einige Dinge zu verkaufen und genug Geld zu beschaffen, um die Bank eine Weile hinzuhalten."
    Haydon war nicht überzeugt. Selbst wenn es ihr gelänge, das Geld zur Begleichung der umgehend fälligen Rechnung aufzutreiben, blieben immer noch die monatlichen Raten, die sie nicht zahlen konnte, und die Frage, womit sie die täglichen Haushaltsausgaben finanzieren wollte. Er hatte zwar Verständnis für ihren Wunsch, all den verlassenen Waisenkindern und älteren Herumstreunern zu helfen, die sie bei sich aufgenommen hatte, doch irgendwann hätte sie erkennen müssen, dass ihr die Mittel zur Versorgung so vieler Menschen fehlten. Andererseits war ihre Großzügigkeit tief in ihrem Wesen verankert. Ohne ihre feste Entschlossenheit, andere zu unterstützen, stünde er jetzt nicht nahezu genesen und für den Augenblick in Sicherheit in ihrem Wohnzimmer.

    „Ich werde Sie begleiten", verkündete er.
    „Das ist nicht nötig."
    „Doch, das ist es." Er fand ihre Dickköpfigkeit höchst irritierend. „Die Leute halten Sie für eine verheiratete Frau, Genevieve, und als solche, ob Ihnen das nun gefällt oder nicht, bin ich jetzt für Ihre Schulden verantwortlich. Wir werden Mr. Humphries gemeinsam aufsuchen und ihn davon überzeugen, dass wir über ausreichende Gelder verfügen, sie jedoch nicht sofort flüssig machen können. Beten wir, dass er uns ein, zwei Wochen Zahlungsaufschub gewährt. Und dann", fügte er mit einem mutlosen Blick auf die nahezu kahlen Wände hinzu, „bleibt uns wohl nur noch die Hoffnung, dass Sie versteckte Diamanten in den Rahmen dieser Gemälde finden."
    „... und dann hat Lord Redmond gesagt, die Bank würde alles Geld aus dem Verkauf des Hauses behalten und wir würden alle auf der Straße landen."
    Jamie, Annabelle, Grace und Charlotte starrten Simon voller Entsetzen an. Ihre Gesichter wirkten in der Dunkelheit des Schlafzimmers wie eine Reihe kleiner bleicher Monde.
    „Das wird Genevieve nicht zulassen", meinte Jamie und versuchte, überzeugter zu klingen, als er sich in Wahrheit fühlte. „Sie wird einen Weg finden, der Bank das Geld zurückzuzahlen."
    „Das kann sie nicht, denn die Bank hat all ihr Geld gestohlen", widersprach Simon.
    „Lord Redmond teilte ihr mit, wir hätten nicht einmal mehr genug, um ein Ei davon zu kaufen."
    „Du meine Güte!" Graces Augen weiteten sich vor Schreck. „Was werden wir jetzt tun?"
    „Wir werden vor Hunger sterben", antwortete Annabelle trocken. „Wir werden schwach und müde werden, und wenn wir schließlich sterben, werden wir so klein sein, dass sie uns alle zusammen in einen einfachen Kiefernsarg stecken und zur ewigen Ruhe in ein anonymes Grab betten können, weil Genevieve kein Geld für einen ordentlichen Grabstein hat. Stattdessen wird sie einen roten Rosenstrauch darauf pflanzen und jeden Tag kommen und ihn mit ihren Tränen wässern. Und jedes Jahr werden sechs wunderhübsche Rosen für sie daran blühen, eine für jeden von uns." Sie zog die Beine an die Brust und seufzte verzückt.
    „Mit mir braucht ihr in dem Sarg nicht zu rechnen." Jack lag ausgestreckt auf seinem Bett, die Hände hinter dem Kopf verschränkt. „Ich bleibe nicht hier, um zu verhungern."
    Jamie blickte ihn überrascht an. „Nein?"
    „Morgen gehe ich fort. Ich wollte sowieso nie so lange bleiben."
    „Aber wohin willst du denn gehen?"
    Er zuckte die Schultern. „Nach Glasgow vielleicht. Dort lässt sich ordentlich Kohle machen."
    „Meinst du in einer Fabrik?" fragte Simon neugierig. Ihm gefiel der Gedanke an all die

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