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0716 - Vyrna, die Grausame

0716 - Vyrna, die Grausame

Titel: 0716 - Vyrna, die Grausame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Clement
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Koda hieß die mystische Dimension, in der sich die beiden dämonischen Gestalten gegenüberstanden.
    Der Rasak führte den Titel des Obersten Bösen in Koda. Einen Namen hatte er nicht mehr. Seit er vor Äonen den vorherigen Rasak gestürzt, zerrissen und dessen Überreste in die Sturmwinde gestreut hatte, war er nur noch der Rasak von Koda.
    Der Großdämon glich einem irdischen Orang-Utan. Allerdings war sein Fell im Gegensatz zu dem eines Menschenaffen pechschwarz. Außerdem verfügte der Rasak über geheime Kräfte, die kein Tier besaß. Und auch kein Mensch.
    Die Traumaugen des Unheimlichen blieben auf Vyrna gerichtet. Die Dämonin hatte immer noch die Gestalt einer menschlichen Frau angenommen. Offensichtlich fühlte Vyrna sich in dieser Larve wohl, seit sie sich angewöhnt hatte, in der Menschenwelt Schrecken und Terror zu verbreiten.
    Der Rasak wusste, dass Vyrna nach menschlichen Maßstäben eine überwältigende Schönheit war. Ebenmäßig und wohl geformt bot sich ihr nackter Körper dem Betrachter dar. Ihr langes schwarzes Haar wallte wie eine Flut Schwarzwasser über ihren Rücken.
    All das kümmerte den Großdämon überhaupt nicht. Lüsterne Gefühle waren ihm fremd. Der Rasak erfreute sich nur am Töten und Quälen anderer Lebewesen. An der absoluten Macht.
    Und darum misstraute er Vyrnas Wunsch nach Erlangung der Tieferen Künste durch und durch. Die Tieferen Künste waren ein wichtiger Schritt auf dem Weg vom einfachen dämonischen Menschenquäler zum - Rasak!
    Weshalb sollte sich der Großdämon eine Konkurrentin heranziehen, die ihn in fernerer Zeit so vernichten konnte, wie er es mit seinem Vorgänger getan hatte?
    »Warum willst du die Tieferen Künste erlangen, Vyrna?«
    Die Dämonin machte eine beiläufige Bewegung mit der rechten Hand. Ein Energieball jagte hoch in die klare Luft von Koda.
    Ein Vasuur, ein leuchtend orangefarbener Vogel, konnte nicht mehr ausweichen. Er wurde förmlich im Flug geröstet. Wie ein Stein fiel er zu Boden. Die rauchenden Überreste landeten zwischen den ockergelben Felsen, wo sich der Rasak und Vyrna gegenüberstanden.
    Der Großdämon lachte. Selbst die kleinste Grausamkeit besserte seine Laune gleich ungeheuer.
    »Ich habe mich auf Ewige Zeit dem Bösen verschrieben, großer Rasak«, erläuterte die Dämonin. »Aber ich weiß, dass ich mehr kann, als ich bisher getan habe. Ich hoffe, mich mit den Tieferen Künsten zu vervollkommnen.«
    »Das kannst du wirklich«, räumte der Großdämon ein. »Deine Macht wird enorm anwachsen. Alle Dinge, die du bisher getan hast, werden im Vergleich dazu harmlose Neckereien gewesen sein.«
    In Vyrnas Augen leuchtete es auf. Sie schaffte es kaum, ein siegessicheres Grinsen zu unterdrücken.
    »Aber leicht ist es nicht!«, warnte der Rasak, obwohl es sinnlos war. Er hatte längst erkannt, dass Vyrna auf jeden Fall die Tieferen Künste erlangen wollte. Und wenn ihre Existenz dabei vernichtet würde…
    Vyrna zuckte gleichmütig mit den Schultern. Der Rasak kannte diese Menschengeste. Sie hieß so viel wie: »Was soll's?«
    »Ich muss einen menschlichen Weißmagier oder Dämonenjäger im Duell vernichten, nicht wahr?«
    »Ja, so ist es, Vyrna. Hast du bereits einen Gegner in der Menschenwelt auserkoren?«
    »Ich dachte an Fallandur…«
    »Fallandur?«, höhnte der Rasak. Er begab sich zwar nicht oft in die Menschenwelt. Doch die Feinde des Bösen kannte er natürlich. Jedenfalls die meisten.
    »Fallandur ist ein alter, sabbernder Narrenzauberer, den jeder Jungkobold im Duell besiegen könnte«, fuhr der Großdämon genüsslich fort.
    Vyrna biss sich auf die Lippe. Diese Einschätzung stimmte nicht, und der Rasak wusste es. Aber was sollte sie tun? Der Oberste Böse war der Einzige, durch den sie die Tieferen Künste erlangen konnte.
    Vyrna musste sich ihm unterwerfen. Jedenfalls einstweilen…
    »Hast du einen anderen Vorschlag, großer Rasak?«, presste die Dämonin hervor.
    »Allerdings. Wenn du die Tieferen Künste erlangen willst, musst du -Professor Zamorra zum Duell fordern!«
    Vyrna, die Grausame, erbleichte. Aber dann senkte sie langsam ihr Kinn.
    »So sei es.«
    ***
    »Aua!«
    Nicole Duval, Professors Zamorras Lebens- und Kampfgefährtin sowie Sekretärin, schrie empört auf. Und zwar nicht nur deshalb, weil ihr ein Bürohengst auf die Zehen gestiegen war. Sondern auch deshalb, weil der Kerl sich noch nicht einmal entschuldigt hatte. Im Schweinsgalopp war er weitergehastet, inmitten einer tausendköpfigen Menge anderer

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