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009 - Der Engel von Inveraray

009 - Der Engel von Inveraray

Titel: 009 - Der Engel von Inveraray Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karyn Monk
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liebenswürdige Fassade zu blicken, die sie so geschickt zur Schau trug.
    Meine Stiefmutter war empört darüber, dass ich es gewagt hatte, den unehelichen Sohn meines Vaters wie meinen eigenen aufzunehmen, und reiste mit dem Wenigen ab, was vom Vermögen meines Vaters noch geblieben war. Den Großteil davon hatte sie bereits während ihrer Ehe ausgegeben. Charles hatte unsere Verlobung gelöst und ganz Inveraray erzählt, ich habe den Verstand verloren. Die Leute begannen, sich von mir abzuwenden." Sie hielt einen Moment lang inne und malte lebevoll mit dem Finger unsichtbare Kreise auf den verblichenen Polsterstoff.
    „Dieses Haus ist das einzige Heim, das ich je gekannt habe. Ich wollte es nicht verlassen."
    Natürlich nicht, dachte Haydon, erbost über die unmögliche Lage, in die man sie gebracht hatte. Du warst wie ein verlassenes Kind und wolltest nicht auch noch die behagliche Vertrautheit deines eigenen Zuhauses aufgeben.
    „Später habe ich dann andere Kinder aus dem Gefängnis zu mir genommen, deshalb benötigte ich den Platz, den das Haus bot. Mr. Humphries war so freundlich, mir günstige Konditionen zu gewähren, und nachsichtig, wenn ich mit der Ratenzahlung in Verzug geriet oder die ein oder andere sogar gänzlich ausfallen ließ. Alle paar Monate verkaufte ich ein Gemälde, einen Teil des Tafelsilbers oder irgendetwas anderes, das wir nicht wirklich brauchten, und mit dem Erlös kamen wir eine Zeit lang über die Runden. Natürlich malte ich auch Porträts von den Kindern anderer Leute. Das Honorar war bescheiden, doch hilfreich."
    „Doch es reichte nie aus", vermutete Haydon.
    Sie schüttelte den Kopf. „Die Kinder benötigten ständig neue Schuhe, Stiefel, Kleider, Mäntel, Bücher und Schreibpapier. Wir haben immer versucht, mit dem Vorhandenen auszukommen und die Sachen von einem Kind zum anderen weiterzugeben, doch einige Dinge müssen einfach neu angeschafft werden.

    Außerdem braucht man ja auch etwas zu essen und tausend andere kleine Dinge wie Kerzen, Lampenöl, Feuerholz, Bettwäsche ..."
    „Ich bin sicher, Sie haben getan, was Sie für notwendig hielten, Genevieve", unterbrach Haydon. Er wollte nicht unhöflich sein, doch sie steckten in ernsthaften Schwierigkeiten, und er beabsichtigte, so schnell wie möglich einen Plan zu deren Überwindung zu finden. „Niemand kann Ihnen Ihre Fürsorge für diese armen Kinder vorwerfen, doch es war rücksichtslos und unprofessionell von Mr. Humphries, Ihnen so großen finanziellen Spielraum zu gewähren, wohl wissend, dass Sie nicht in der Lage waren, regelmäßige Zahlungen zu leisten, geschweige denn, Ihre Schulden je völlig zurückzuzahlen."
    „Er war einfach nur freundlich zu mir." Haydons hartes Urteil überraschte sie. „Ohne Mr. Humphries hätte man
    mich womöglich längst auf die Straße gesetzt."
    „Und mit seiner Freundlichkeit hat er Sie nun in eine höchst missliche Lage gebracht.
    Die Bank will ihr Geld zurück und ist entschlossen, es einzutreiben, koste es, was es wolle. Im Augenblick glaubt Mr. Humphries noch, er könne es von mir bekommen, und ich habe nicht die Absicht, ihm diese Illusion zu nehmen. In meinem Leben als Lord Redmond bin ich ein Mann mit beträchtlichem Vermögen, wenn ich auch durch eigene Dummheit viel davon verschwendet habe." Er fuhr sich ungehalten mit der Hand durchs Haar. „Ich verfüge über ausreichend Mittel, um Ihre Schulden damit zu begleichen, Genevieve, doch auf Grund meiner augenblicklichen Situation habe ich keinen Zugriff darauf."
    Genevieve schaute ihn verwundert an. Meinte er im Ernst, sie würde Geld von ihm annehmen? „Ich erwarte von niemandem, dass er meine Schulden bezahlt", entgegnete sie bestimmt.
    „Wenn ich das Geld zur Verfügung hätte, würde ich mich über diesen Einwand hinwegsetzen", gab Haydon ebenso nachdrücklich zurück. „Da ich jedoch nicht an mein Vermögen herankomme, müssen wir uns etwas anderes einfallen lassen.
    Haben Sie irgendwelche anderen Verwandten, die Ihnen vielleicht helfen könnten?"
    „Nein."
    Haydon runzelte die Stirn. „Gar keine? Einen Onkel oder einen Cousin vielleicht...
    einen Verwandten Ihres Vaters?"
    Sie schüttelte den Kopf. „Die Familie meines Vaters war klein, er hatte nur einen Bruder, der einige Jahre vor ihm starb. Meine Mutter hatte keine Geschwister, und keiner meiner Großeltern ist noch am Leben."
    „Was ist mit Ihrer Stiefmutter?"
    „Ich würde sie niemals um etwas bitten, und sie wäre auch nie bereit, mir zu helfen." Ihre

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