0090 - Atlan in Not
erst um elf Uhr sein Arbeitszimmer. Er war mit dem Gefühl wach geworden, daß der heutige Tag doch keine wichtigen Neuigkeiten bringen würde.
Ihn erreichten auch nur alltägliche Meldungen, aber Perry Rhodan wurde durch eine Hyperfunkmeldung von Arkon erschüttert. Sein Sohn, Thomas Cardif, Deserteur der Solaren Flotte und sein erbittertster Feind, hatte der Fahnenflucht eine neue Tat folgen lassen und vom Planeten Archetz im Rusuma-System, 44 Lichtjahre von Arkon entfernt, der aufhorchenden Galaxis verraten, daß das Robotgehirn auf Arkon III durch Admiral Atlan ausgeschaltet worden wäre und nur noch nach Atlans Befehlen handelte.
2.
Ein galaktischer Erdrutsch bereitete sich vor. Das Arkonidenreich, schon vor 10000 Jahren ein gewaltiges Sternenreich mit dem Kugelsternhaufen M13 als Herz, war jetzt durch den Schachzug eines desertierten Offiziers des Solaren Imperiums davon bedroht, in viele einzelne Kleinstaaten auseinanderzufallen.
Atlan, der Einsame in der Riesenkuppel der Mammutpositronik auf Arkon III, war jetzt schwächer als Perry Rhodan, denn die Gefahren aus dem Arkonidischen Staatsgebilde heraus waren millionenfach größer als die Gefahren für das Solsystem. Atlan sprach von Arkon aus mit Perry Rhodan auf der Erde: „Ich brauche Zeit, Perry! Ich benötige jetzt deine Hilfe, Barbar. Ich muß mit dem Nimbus deines Namens operieren. Wer kennt schon Atlan, den Admiral, der vor zehntausend Jahren eine Rolle gespielt hat? Wer kennt mein Geschlecht noch? Aber warum sagst du nichts?"
„Was soll ich dir sagen, Freund?" erwiderte Rhodan äußerlich unerschüttert, während sich innerlich alles in ihm verkrampfte. „Rufe mich in acht Erdstunden wieder an. Ich muß erst selbst mit den neuen Tatsachen fertig werden, obwohl wir beide ja gar nichts anderes erwartet hatten. Du hast den Namen Thomas Cardif genannt und ..."
Über eine Entfernung von 32000 Lichtjahren hinweg unterbrach ihn Atlan.
„Ob ich Thomas Cardif sage oder Galaktische Händler, darin liegt nicht der Unterschied, sondern in der Tatsache, daß Cardif und die Springer vom Planeten Rusuma aus versuchen, das Imperium auseinanderzubrechen! Du hast verlangt, ich soll dich in acht Erdstunden wieder anrufen, aber weißt du denn, was bis dahin alles geschehen sein kann?"
Perry horchte auf. Wurde Atlan von Panik beherrscht, Atlan, der Zeitlose, der Unsterbliche?
Perry Rhodan studierte auf seinem Bildschirm das Gesicht des Arkoniden, aber von Panik war da nichts zu sehen. Dennoch mußte den Admiral eine unabwendbare Gefahr bedrücken. Aber warum sagte er dann nicht, woraus diese Gefahr bestand?
„Admiral, was verschweigst du uns?" fragte Rhodan über Raum und Zeit hinweg.
Er sah, wie Atlan aufhorchte, sich straffte und zu lachen versuchte. „Ich verschweige nichts, Perry, aber in dieser Sekunde habe ich dich zum erstenmal ganz begriffen! Zum erstenmal bin ich in einer Lage, in der du dich schon über siebzig Jahre befindest! Versteh mich richtig! Ich muß mich erst daran gewöhnen, daß das Große Imperium nicht mehr meinen Befehlen folgen will und ich jetzt nicht mehr Macht besitze, als du!
Wie alt bin ich? Mehr als zehntausend Jahre? Daran stimmt nur die Zahl, denn ich bin trotzdem jünger als du, Barbar. Du bist mir mit deinen Erfahrungen in Situationen wie dieser weit voraus! Ich muß umlernen, Barbar! Ich muß mir dich zum Beispiel nehmen und ..."
„Atlan!" rief Rhodan ihm laut zu, und er verbarg sein Erschrecken vor dem Gefühlsausbruch des Arkoniden. „Atlan, bitte, rufe mich in acht Erdstunden wieder an!"
Er ließ den Admiral nicht mehr zu Wort kommen. Die Telekomverbindung nach Arkon III bestand nicht mehr. Perry Rhodan hatte abgeschaltet. Stumm lehnte er sich in seinem Sessel zurück. Immer noch sah er auf den grau gewordenen Bildschirm.
Langsam hob er beide Hände hoch, und mit den Fingerspitzen massierte er sich die Schläfen. Reginald Bull, der ihn stumm beobachtete, kannte diese Geste. Sie verriet die tiefe Erschütterung des Freundes.
Atlan hatte zum Schluß nur noch sein Herz sprechen lassen. Es war eins von den seltenen Gesprächen gewesen, in dem zwei Männer erkennen, daß ihre Freundschaft sie bis zum Tode aneinander gebunden hat.
Rhodan wandte sich jetzt an Bully. Ohne jede Erregung sagte er: „Ich benötige sofort die neuesten Unterlagen über das Rusuma-System, speziell über Archetz, den fünften Planeten. Veranlasse bitte, daß ich in einer halben Stunde darüber verfüge. Du kümmerst dich um das Team
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