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Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Titel: Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Schröder
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Teil I
     
    Besuch wird erwartet
~ 1. Kapitel ~
     
    In dem ein Wächter auf das Erwachen
    des Geschützten wartet
     
    Voller Vorfreude betrat der Wächter das Haus durch die Hintertür. Im Dunkeln tastete er sich vorsichtig voran. Den Lichtschalter zu benutzen, war sinnlos. Die Birne war schon seit Langem kaputt und sie auszuwechseln, hatte ER ihm verboten.
    ER mied die Helligkeit. Egal, ob elektrisches Licht oder Tageslicht, ER konnte beides nicht ausstehen. Außerdem wünschte ER, dass das Gebäude verlassen wirkte. Niemand durfte auf die Idee kommen, dass ER sich hier in Islington, in London, aufhielt.
    Flüsternd fluchte der Wächter, als er mit dem Knie gegen das Fahrrad stieß, das im Hausflur gegen die Wand gelehnt stand. Mist, verfluchter! Wann lernte er endlich, sich zu merken, wo dieses dumme Vehikel steht?
    Nervend war auch die Barriere aus verbeulten Pappkartons und Abfall, durch die er sich zu der verriegelten Kellertür durcharbeiten musste. Oft war er versucht, den stinkenden Müll einfach fortzuschaffen. Doch auch das durfte er nicht. ER untersagte ihm, aufzuräumen. Nichts durfte verändert werden. Denn schließlich: Niemand sollte auf die Idee kommen, dass ER des Tags im Keller schlief.
    Der Wächter kicherte verhalten. Hastig schlug er sich mit der flachen Hand auf den Mund. Er musste leise sein. Mucksmäuschenstill, damit DER GESCHÜTZTE nicht aufwachte. Und er musste aufpassen, dass er nicht die Treppe hinunter fiel. Das gäbe einen Heidenlärm.
    Die Stufen waren widerlich schlüpfrig. Feuchtes, glitschiges Moos wuchs darauf. Er schnupperte. Die Luft dort unten stank nach Ratten und toten Insekten und – er schnüffelte noch einmal wie ein witterndes Tier. Mhm ... Waldboden.
    Dieser Duft war großartig. Mitten in dieser schrecklichen Stadt roch er schlammigen Erdboden und fauliges, pilzbewachsenes Holz. Unten angekommen atmete er tief ein und schwelgte in dem einmaligen Geruch.
    DER GESCHÜTZTE schlief in SEINEM Versteck. Einem doppelt verriegelten Schrein, der sicher und geborgen in der festen Steinmauer eingelassen war. Alles war in Ordnung. Das Schloss nicht angetastet, der Keller unentdeckt. Die Sonne konnte ruhig untergehen und er aufwachen.
    Ruhelos huschte der Wächter von einer Kellerwand zur anderen. Minutenlang, immer wieder. Solange, bis er außer Atem war.
    Schließlich setzte er sich auf den Stuhl, den er vor einigen Wochen hier heruntergebracht hatte. Vor Ungeduld wippte er mit den Knien. Scheußlicher Hunger brannte in seinen rumorenden Eingeweiden. Nervös nagte er an dem rohen Fleisch der abgekauten Kuppen seiner Finger.
    Doch er blieb sitzen und lobte sich selbst für seine geradezu asketische Charakterstärke. Zu Anfang, als der Stuhl noch nicht hier stand, war er viel mehr und viel schneller herumgelaufen. Immer hin und her, von Wand zu Wand. Stundenlang. Dabei hatte er manchmal so viel Lärm veranstaltet, dass er aufwachte. Und wenn er aufwachte, dann war der Spaß vorbei. Wirklich vorbei, denn dann konnte er schrecklich wütend werden und gab dem Wächter nicht das, worauf er so scharf war, dass er dafür sogar die Queen genagelt hätte. Mann, und das will ja wohl was heißen, dachte er.
    Ihm fiel ein, dass Zigaretten in seiner Jacke steckten. Mit zitternden Fingern pulte er das zerknitterte Päckchen hervor und schüttelte eine der Kippen heraus. Vorsichtig zündete er sie mit dem vorletzten Streichholz aus dem Briefchen, das er in der anderen Jackentasche fand, an. Wenigstens untersagte DER GESCHÜTZTE ihm nicht, zu rauchen. Im Gegenteil, ER mochte den Rauch sogar. Den von brennendem Holz und auch den von Zigaretten. Dass er rauchte, ging also in Ordnung.
    Unruhig huschte sein Blick auf die Armbanduhr.
    Das Mistding geht bestimmt wieder falsch. Muss doch schon viel später sein, dachte er. Mann, so ein Mist! Ich werd‘ noch verrückt. Wie lange dauert das denn noch, bis diese verkackte Funzel von Sonne ‘nen Abgang macht?
    Früher lag er stundenlang faul im Liegestuhl und rekelte sich wie eine fette Eidechse im warmen Licht. Da war er voll auf die Sonne abgefahren. Und jetzt? Jetzt wollte er sie am liebsten vom Himmel schießen.
    Endlich! Die Schlösser der eisernen Schreintür ruckten leise. Einmal kurz und gleich darauf noch mal und heftiger als vorher. Das war das Zeichen. DER GESCHÜTZTE erwachte und er musste die Schlösser jetzt öffnen.
    Hastig trat der Wächter die Zigarette aus und fummelte die Schlüssel aus der Hosentasche. Vor Aufregung ging sein Atem

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