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0095 - Yama, der Totengott

0095 - Yama, der Totengott

Titel: 0095 - Yama, der Totengott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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Beunruhigung. Außerdem wird es auch mindestens noch eine Woche dauern, bis das Kind kommt. Sie kann ruhig noch drei, vier Tage hier zu Hause bleiben. Dann werde ich sie in die Klinik holen.«
    »Sollte sie nicht schon jetzt…«
    »Nicht nötig, wirklich nicht nötig, Henry. Sie können mir ruhig glauben. Ich bin ein erfahrener Gynäkologe.«
    Ja, das war Bishop. Er galt als einer der besten von ganz New York. Sonst hätte ihm Birch seine Frau gar nicht anvertraut. Bishop war auch sonst ein angenehmer Mensch. Abgesehen von dieser scheußlichen Hautkrankheit, an der er seit seiner Kindheit litt. Rote Pusteln am ganzen Körper und im Gesicht. Nicht unbedingt ein Renommee, für einen Arzt. War aber chronisch, wie ihm Bishop gesagt hatte. Dennoch - trotz des guten Rufs, den der Doktor genoss, machte sich Birch schwere Sorgen. Catherine war kein junges Mädchen mehr. Und dann diese schreckliche Lähmung ihrer Beine.
    Während er den Arzt zur Tür brachte, ließ er seiner Unruhe nochmals freien Lauf. »Stewart, diese Sklerose… Sind Sie ganz, sicher, dass die Geburt dadurch nicht…«
    »Keine Sorge, Henry«, ließ ihn Bishop gar nicht weiterreden. »Die Lähmung hat bisher… äh… hat nur ihre Beine erfasst. Die übrigen Körperfunktionen sind völlig in Ordnung. Es wird eine komplikationslose Geburt geben. Freuen Sie sich, Henry! Sie werden in ein paar Tagen stolzer Vater sein.«
    Die beiden Männer hatten unterdessen die Haustür erreicht. Bishop streckte Birch seine Hand entgegen.
    »Also Kopf hoch, Henry! Wenn Sie wirklich das Gefühl haben, dass etwas nicht in Ordnung ist - zögern Sie nicht, mich anzurufen. Auch bei mir zu Hause, wenn es erforderlich ist. Ich bin immer für Sie da. Wiedersehen, Henry!«
    »Wiedersehen, Stewart.«
    Bishop ging. Birch sah ihm nach, bis er in seinen Cadillac Fleetwood stieg und davonfuhr. Dann schloss er schnell die Tür.
    Catherine brauchte ihn.
    ***
    Am Abend desselben Tages saß Henry Birch noch - oder schon wieder - am Bett seiner Frau.
    Seit diese schreckliche Lähmung vor einem knappen halben Jahr Besitz von ihren Beinen ergriffen hatte und Catherine Birch nur noch liegen konnte, war das Schlafzimmer mehr und mehr zu einem aufwendig ausgestatteten Wohnraum geworden. Alles, was Catherine Birch lieb und teuer war, stand ihr zur Verfügung: die Quadrophonieanlage, auf der sie ihre Debussy- und Ravel-Platten spielen konnte, ihre Lieblingsbücher - Proust, vor allem - eine kleine fahrbare Hausbar, wohlgefüllt mit exquisiten Likören, für die Catherine eine große Schwäche hatte.
    Selbst der Vogelbauer, in dem Sandy, der Kanarienvogel, saß, fehlte nicht.
    Sorgenvoll blickte Henry Birch auf seine Frau hinab. Sie gefiel ihm gar nicht. Ihr schmales, elfengleiches Gesicht, das von langen, schwarzen Locken eingerahmt wurde, war blass. Kleine Fältchen hatten sich um die Mundpartie eingegraben. Sie, die sonst immer wie eine Zwanzigjährige ausgesehen hatte, zeigte jetzt, dass sie in Wirklichkeit doch schon fünfunddreißig war. Sie atmete schwer, und immer wieder pressten sich ihre Lippen zusammen, so als ob sie von Schmerzen geplagt würde. Jetzt ging sogar ein Zucken durch ihren unter der Decke versteckten Körper.
    »Catherine, was ist?«, fragte Henry Birch aufgeregt.
    Sie lächelte schwach. »Ich weiß nicht, Henry. Da waren plötzlich so ein paar Stiche…«
    »Wehen?«
    »Nein, ich glaube nicht. Das heißt… ich weiß nicht.«
    Wieder zuckte sie zusammen. Ihr Körper bäumte sich leicht dabei auf.
    »Catherine!«
    Henry Birch sprang aus dem Sessel hoch, der unmittelbar neben dem Bett stand. Die Financial Times , in der er gedankenlos gelesen hatte, fiel auf den Boden.
    »Vielleicht… vielleicht sind es doch schon Wehen«, stöhnte Catherine Birch.
    »Jetzt schon? Doktor Bishop hat mir doch vorhin noch erzählt, dass frühestens in einer Woche…«
    Abermals bäumte sich Catherine Birch auf. Die Bewegung machte auf ihren Mann einen schmerzlichen Eindruck, da die gelähmten Beine daran keinen Anteil hatten.
    »Wie ist es?«, stieß er hervor. »Krämpfe im Unterleib?«
    »Ja, ja…«
    »Dann ist es das Kind!«, stellte Birch fest. Er hatte in den letzten Wochen genug über Schwangerschaft und Geburten gelesen, um sich auszukennen. Bishop musste her, sofort! Und wegen dieser Fehldiagnose vom Nachmittag… Er würde dem Mann mit den Pusteln noch ein paar warme Worte sagen müssen.
    Hastig griff er nach dem Telefon, das direkt neben dem Bett stand. Bevor er wählte, schaltete er

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