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0095 - Yama, der Totengott

0095 - Yama, der Totengott

Titel: 0095 - Yama, der Totengott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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ich dabei sein könnte«, protestierte Birch.
    Bishop schüttelte den Kopf. »Nein, Henry. Sie sind viel zu nervös. Sie würden uns die Arbeit nur unnötig schwer machen. Warten Sie draußen. Und in ein paar Minuten ist alles vorbei. Okay?«
    Widerwillig verließ Henry Birch das Zimmer, im stillen aber musste er dem Doktor recht geben: er war wirklich nervös.
    Unruhig wanderte er zuerst im Flur auf und ab, merkte, dass er dabei noch nervöser wurde, und beschloss, ins Herrenzimmer zu gehen, um dort einen Beruhigungswhisky zu sich zu nehmen.
    Er war schon halb auf dem Weg, als er auf einmal zusammenzuckte.
    Ein hallender Donnerschlag von geradezu ohrenbetäubender Lautstärke drang an sein Ohr.
    Gleichzeitig sah er durch das Omamentglas eines Flurfensters, wie es draußen für eine lange Sekunde taghell wurde.
    Blitz und Donner? Ein Gewitter mitten im November, bei Temperaturen nahe der Frostgrenze? So etwas gab es doch gar nicht!
    Henry Birch dachte noch über das rätselhafte Phänomen nach, als er in seinen Überlegungen jäh unterbrochen wurde.
    Ein gellender Schrei drang auf ihn ein. Der Schrei einer Frau in höchster Panik. Ursprungsquelle war das Schlafzimmer.
    Catherine!, schoss es ihm durch den Kopf.
    Er fuhr auf dem Absatz herum und rannte zurück zum Schlafzimmer. In Sekundenschnelle war er am Ziel. Mit Vehemenz und ohne lange nachzudenken riss er die Tür auf. Er prallte zurück.
    Das erste, was er sah, war Sandy, Der Kanarienvogel flatterte aufgeschreckt quer durchs Zimmer. Aber er kam nicht weit, denn auf einmal war da eine… Schlange. Anderthalb Meter lang, graubraun, schnell wie der Blitz.
    Das widerwärtige Reptil schoss vom Boden hoch, schnappte den Kanarienvogel in seinem unsicheren Flug, riss ihn mit sich nach unten. Im nächsten Augenblick war die Schlange verschwunden.
    Erneut gellte ein wahnsinniger Schrei auf.
    Birch sah, dass es die Krankenschwester war, die ihn ausstieß. Steif, wie versteinert stand sie da und starrte durch ihre Brillengläser dorthin, wo die Schlange gerade noch gewesen war.
    Henry Birchs Blicke huschten hektisch zum Bett hinüber. Doktor Bishop stand ebenfalls da, als sei er zur Salzsäule erstarrt. In beiden Händen hielt er einen rosigen Säugling, der bereits abgenabelt war.
    Catherine lag lang ausgestreckt im Bett, reglos, wie tot.
    Die ganze Szenerie kam Birch vor wie ein Dia bei einer Lichtbildervorführung. Und er wurde sich bewusst, dass er selbst ein Teil dieser zur Pose erstarrten Figurenansammlung war.
    Dann löste sich alles wieder in Bewegung auf.
    Der Säugling - sein Sohn oder seine Tochter - schrie den ersten Schrei seines Lebens. Die Krankenschwester zuckte zusammen und schlug eine Hand vor den Mund.
    »Die Schlange«, quetschte sie hervor. »Haben Sie gesehen - da war eine Schlange!«
    Henry Birch achtete nicht auf sie und dachte in diesen Sekunden auch nicht an das Reptil, das den Kanarienvogel verschlungen hatte. Er rannte ins Zimmer hinein, stürzte zum Bett seiner Frau. Sie sah erschöpft und verstört aus und hatte die Augen geschlossen. Birch konnte überhaupt keine Atemtätigkeit feststellen.
    »Catherine!«
    Bishop wandte sich ihm zu, den schreienden Säugling in den Armen.
    »Alles in Ordnung, Henry«, sagte er bedächtig.
    Catherine bestätigte seine Worte. Sie schlug die Augen auf, quälte ein Lächeln auf ihre Züge.
    »Henry… es ist ein Junge!«
    Ein Junge, also, dachte Birch, ein Junge. Eine oft gehörte Phrase ging ihm durch den Kopf: »Mutter und Kind wohlauf!« Und wie es schien, hatte die Phrase hier ihre Berechtigung.
    Tief atmete er auf. Alles war gut gegangen. Seine Befürchtungen hatten sich als grundlos erwiesen.
    Ein neuerlicher Schrei der Krankenschwester lenkte seine Aufmerksamkeit jetzt wieder auf die mysteriösen Umstände, die die Geburt begleitet hatten. Das unmögliche Gewitter, die Schlange…
    Die Schlange!
    »Da!«, schrie die Schwester entsetzt und zeigte auf den Fußboden.
    Ja, da war sie. Sie schlängelte sich, unter einem Schrank hervorkommend, über den Perserteppich und kam genau auf Doktor Bishop zu. Der Arzt machte einen wilden Sprung rückwärts, wäre dabei beinahe gestürzt.
    »Mein Kind!«, gellte Catherine. »Geben Sie mir mein Kind!«
    Bishop, den das Reptil offensichtlich zu Tode ängstigte, beugte sich über das Bett, hielt Catherine Birch den schreienden Säugling hin. Die junge Frau richtete sich mit dem Oberkörper auf, streckte die Hände nach dem Neugeborenen aus, nahm es entgegen und drückte es

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