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0095 - Yama, der Totengott

0095 - Yama, der Totengott

Titel: 0095 - Yama, der Totengott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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sind, können sich auch noch andere Tiere einfinden. Hier in der Gegend gibt es Wölfe, Panther und Leoparden. Weiß der Teufel…«
    »Es hilft nichts«, unterbrach ihn der Professor. »Nicoles Leben steht auf dem Spiel.«
    »Ich weiß, ich weiß«, erwiderte der Kulturhistoriker heftig.
    »Trotzdem bin ich der Ansicht, dass wir besser beraten wären, dieses Kloster der Blutmönche einfach zu stürmen.«
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Gegen die Dämonen, die das Große Kloster der Bon-po schützen, kommen wir mit normalen Mitteln nicht an. Wir brauchen Beistand aus dem Reich der Finsternis. Und um diesen zu erlangen, muss ich diese Prüfung hier auf mich nehmen. Glaube ja nicht, dass ich es aus wissenschaftlichem Interesse oder gar Vergnügen tue. Aber ich sehe ein, dass es keine andere Möglichkeit gibt.«
    Seufzend zuckte Bill Fleming die Achseln. Er wusste, dass er den Freund nicht von seinem Vorhaben abbringen konnte. Er wünschte dem Professor noch viel Glück und trat dann zusammen mit Padma und Blo den Rückweg ins Kloster an. Zamorra blieb, wie es sein musste, allein zurück.
    Zamorra bemühte sich, sich durch den infernalischen Gestank und die gespenstische Friedhofsatmosphäre nicht irritieren zu lassen. Völlige Gelassenheit war die Voraussetzung für das Gelingen der Tschöd-Prüfung.
    Er blickte zum Himmel empor. Die Abenddämmerung brach an. Dunkle Wolken schwebten über den Bergriesen des Transhimalaja und bedeckten ihre Gipfel. Ein kühler, rauer Wind wehte. Wahrscheinlich würde binnen kürzester Zeit ein Sturm losbrechen. Es wurde Zeit, anzufangen.
    Der Professor konzentrierte sich. Dann begann er mit den sakralen Hand- und Fußbewegungen, die dazu dienten, die Dämonen auf sich aufmerksam zu machen. Es waren fast geometrische Figuren, die er mit tanzartigen Schritten vorführte - Stampfen auf dem Boden, genau bemessene Luftsprünge, auf der Ferse eines Fußes um die eigene Achse herumwirbeln, schlangengleiche Armbewegungen…
    Einem Außenstehenden wären diese sakralen Gesten und Gebärden vielleicht lächerlich vorgekommen. Der Professor jedoch fand nichts Lächerliches daran. Er wusste nur zu genau, dass sich die Magie schon seit jeher strenger, in der Tradition erstarrter Riten bedient hatte.
    Nach dieser Vorbereitung fesselte er sich selbst an einen Felsblock. Dies war nötig, um den Körper aufrecht zu halten, wenn sein Id ihn verlassen hatte.
    Dann fing er mit den Atem- und Meditationsübungen an. Ihr Zweck war es, Körper und Geist ganz ruhig werden zu lassen, alles Diesseitige anzuschalten, sich voll und ganz auf das Jenseitige zu konzentrieren.
    Der Erfolg stellte sich nach geraumer Zeit ein. Zamorra spürte seinen Körper nicht mehr. Nur noch sein Bewusstsein schien zu existieren, isoliert von Fleisch und Blut.
    Schließlich kam die entscheidende Phase, das gedankliche Formulieren der Beschwörungsformeln, mit denen die Dämonen gerufen und herausgefordert wurden, mit denen das Id ganz vom Körper losgelöst wurde, um in den Astralkörper zu schlüpfen.
    Der Zeitpunkt der Transition wurde Zamorra gar nicht bewusst Ganz plötzlich sah er sich selbst, wie er dort an dem Felsbrocken hing, völlig unbeweglich, mit geschlossenen Augen, scheinbar unbelebt. Er sah die schaurige Friedhofslandschaft, sah das Kloster, sah die Berge. Sein Id schwebte über der Welt, unsichtbar und unfühlbar.
    Abrupt kam der nächste Transitionssprung.
    Plötzlich spürte er seinen Körper wieder. Nicht den Körper, der dort auf dem Friedhof weilte, sondern seinen Astralkörper. Und dieser befand sich nicht im Diesseits, er befand sich im Jenseits, im Reich der Geister und Dämonen. Er war völlig nackt, ohne seine Kleidung. Nur das Amulett hatte die Transition mitgemacht.
    Er fühlte, sah und hörte wieder.
    Und was sah und hörte er?
    Es war wie in einem Alptraum. Er stand auf einer flachen Ebene, die bis in die Unendlichkeit zu reichen schien. Ringsum herrschte eine erschreckende Öde, nur aufgelockert von klaffenden Erdspalten und chaotisch herumliegenden Felsbrocken. Die Felsen leuchteten fahl, und aus den Erdspalten quollen brodelnde Nebel in düsteren Farben hervor.
    Nirgendwo rührte sich etwas. Aber Zamorra wusste, dass er von zahlreichen bösen Augen angestarrt wurde. Die Dämonen lauerten, waren bereit, seine Herausforderung anzunehmen. Sie warteten nur darauf, dass er sie rief.
    Und Zamorra rief.
    ***
    Zuerst kamen die Ratten.
    Die erste Tschöd-Prüfung begann.
    Drei der widerwärtigen Nager kamen

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