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0095 - Yama, der Totengott

0095 - Yama, der Totengott

Titel: 0095 - Yama, der Totengott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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des elften Tschöd-Grades«, erklärte der Geshe. »Nach dem letzten Tod des Meisters hat er versucht, den zwölften Grad zu erreichen. Jetzt ist er nur noch ein zuckendes Bündel Fleisch, rettungslos dem Irrsinn verfallen.«
    Der Geshe machte eine Handbewegung, und die beiden Mönche brachten das menschliche Wrack wieder weg. Bill Fleming schüttelte sich in stillem Entsetzen.
    »Willst du immer noch versuchen, die zwölfte Tschöd-Prüfung abzulegen, Fremder?«, fragte der hohe Lama.
    »Ja, das will ich«, sagte Zamorra.
    ***
    Der Moment, dem Nicole mit Angst und Bangen entgegengesehen hatte, kam.
    Die Bohlentür des Verlieses wurde geöffnet. Fünf Dämonenpriester betraten den Raum.
    Instinktiv wich Nicole bis in die äußerste Ecke des Felsengefängnisses zurück. Aber die Bon-po schenkten ihr zuerst keinerlei Aufmerksamkeit.
    Einer von ihnen, ein großer, hagerer Mann mit scharf geschnittenen Gesichtszügen und grausamen Augen, wandte sich an den jungen Amerikaner, der in Wirklichkeit der Tschöd-po-Lama des Schlangenklosters war.
    Birch saß mit gekreuzten Beinen auf dem Felsboden und blickte vor sich hin. Er hatte nicht einmal aufgesehen, als die Bon-po in das Verlies gekommen waren. Erst jetzt, als ihn der Dämonenpriester mit knarrender Stimme ansprach, hob er die Augen. Der Bon-po redete weiter auf ihn ein, kam schließlich mit einem Wortschwall, dem deutlich der Frageton anzuhören war, zum Schluss.
    Birch antwortete nur ganz kurz und knapp, mit einem Wort.
    Obwohl Nicole des Tibetischen nicht mächtig war, wusste sie doch ganz genau, wie das Wort; das er von sich gegeben hätte, übersetzt werden, musste.
    Das Wort hieß »nein«!
    Der Hagere drehte Birch brüsk den Rücken zu. Er bellte Befehle, denen die anderen Bon-po unverzüglich nachkamen.
    Zwei von ihnen gingen auf Nicole zu, packten sie an beiden Armen. Obgleich sie wusste, dass Widerstand sinnlos war, versuchte sie doch verzweifelt, sich zu wehren. Natürlich konnte sie gegen die überlegenen Kräfte der Männer nicht ankommen. Innerhalb weniger Augenblicke hing sie wehrlos in den starken Armen der Dämonenpriester.
    Ein anderer Bon-po hatte unterdessen in Kopfhöhe und darüber Bolzen in eine der Wände getrieben. Jetzt bückte er sich und tat dasselbe in Fußhöhe.
    Die beiden Kerle, die Nicole festhielten, schleppten die Frau zu der Wand hinüber. Sekunden später waren ihre ausgestreckten Arme und Beine mit Eisenketten an den Bolzen befestigt. Auch ihr Kopf steckte zwischen zwei Bolzen, so dass sie ihn nicht bewegen konnte.
    Der hagere Bon-po trat vor sie hin. Einen Moment lang blickte er ihr kalt in die Augen und sagte etwas, das Nicole nicht verstand. Dann streckte er die Hände aus und fetzte ihr ruckartig die Kleider vom Körper, bis sie völlig nackt in den Ketten hing, wehrlos, hilflos, ein Spielball, mit dem man machen konnte, was einem beliebte.
    Der Hagere machte einen Schritt zur Seite. Wieder stieß er knarrende Befehle aus. Zwei andere Dämonenpriester näherten sich der Französin.
    Gellend schrie Nicole auf, als ihr klar wurde, was die Männer vorhatten.
    »Mister Birch, Edgar, tun Sie etwas. Um Gottes willen, tun Sie doch etwas!«
    Der Tschöd-po-Lama sah sie an.
    »Es tut mir leid, Miss Duval«, sagte er wieder.
    Nicole schloss die Augen.
    ***
    Die Mönche des Schlangenklosters gaben sich die größte Mühe, Professor Zamorra auf die zwölfte Tschöd-Prüfung so gut wie möglich vorzubereiten. Sie alle hatten inzwischen erfahren, dass er beachtliche Kenntnisse von der anderen Welt - so nannten sie magische Praktiken in der blumigen tibetischen Sprache - besaß. Dennoch glaubte niemand auch nur im Traum daran, dass er die Prüfung bestehen würde. Zu viele Männer mit mächtigen Geistesgaben waren bereits gescheitert.
    Vor allem arbeitete Zamorra mit dem Lama Padma Rig-dzin Dzogs-tschen, den ihm der Stellvertreter des Abts als Guru zur Seite gestellt hatte.
    Padma, selbst ein Tschöd-Mönch des elften Grades, war ein kleiner Mann, dessen Ahnen mit Sicherheit Chinesen gewesen waren. Der Professor lernte ihn als klugen Menschen mit sympathischem Charakter kennen, der ihn bereitwillig in die Praktiken des Tschöd einwies.
    Zamorra lernte von ihm die nötigen Konzentrations- und Meditationspraktiken, die erforderlichen Atemübungen, die unerlässlichen sakralen Hand- und Fußbewegungen und schließlich auch das wichtigste, von allem: die Formeln, die er wissen musste, um die jenseitige Welt anzurufen.
    Der Professor erwies sich

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