0097 - Das Höllentor
machte den Mädchen ein Zeichen, in die Zelte zurückzugehen.
»Und wer noch, außer euch?« höhnte Ben Jussuf weiter.
Yamun zeigte in die Runde. Rings um Ben Jussuf und seine Reiter standen die Hütten und Zelte. Die Araber waren so weit vorgedrungen, daß sie unmittelbar umzingelt werden konnten.
»Du antwortest nicht?« fragte Ben Jussuf. »Ich will wissen, wie du dich verteidigen willst, wenn wir uns jetzt deine Töchter wiederholen.«
»Versucht es, Jussuf. Ihr kommt nicht weit. Und um eure Frage zu beantworten: mit diesen da werde ich gegen dich kämpfen.«
Wieder zeigte seine rechte Hand mit dem Krummsäbel ringsum.
Das war das Kommando.
In wenigen Sekunden wimmelte der Platz von Yamuns Reitern. Im Nu waren sie im Sattel. Sie bildeten einen dichten Ring um Ben Jussuf und seine Horde.
Yamun und sein Sohn waren ein paar Schritte zurückgetreten. Dort standen ihre Pferde bereit.
Die Berber sprangen in die Sättel. Yamun und sein Sohn schwenkten ihre Säbel.
»Nun komm, Großmaul!« rief der Alte und stürmte auf Ben Jussuf los.
***
Das alles war so schnell gegangen, daß in Ben Jussufs Reiterschar noch keine Bewegung war. Sie blieben für einige Sekunden erstarrt, als die kühne Schar der Berber sich ihnen entgegenstellte.
Erst als Yamun bei Ben Jussuf war und ihm mit einem schnellen Hieb eine Wange zerfetzte, kam Leben in die Araber. Aber sie waren so gut wie verloren. Jeder von ihnen hatte zwei oder drei Reiter gegen sich. Und einer nach dem anderen fiel den wütenden Klingen der Berber zum Opfer.
Mit Zamorra hatte Yamun abgemacht, daß Ben Jussuf selbst entkommen sollte. Er wollte ihn für sich haben. Nicht, daß ihm daran gelegen war, ihn persönlich zur Strecke zu bringen. Aber er wollte noch das Geheimnis des Tempelausgangs erfahren. Das konnte nur Ben Jussuf ihm selbst zeigen.
Während auf der Oase jetzt die kleine Schlacht tobte, war Zamorra mit Nicole Duval an der Tür im Berg angelangt, durch die man die befreiten Geiseln gebracht hatte.
Ben Jussufs Männer aber mußten kämpfen, wenn sie nicht einfach abgeschlachtet werden wollten. Sie taten es mit dem Mut der Verzweiflung.
Wütend drangen Yamuns Männer auf die Menschenräuber ein. Ein heiliger Ingrimm hatte sie erfaßt. Ihre Klingen bohrten sich in die feindlichen Reiter.
Nach wenigen Minuten lagen zwölf der Araber tot am Boden. Yamuns Männer fingen die ledigen Pferde ein. Die Beute war so angenehm wie verdient für sie.
Da sah Ben Jussuf eine Lücke bei den Verteidigern. Heftig ritt er gegen einen einzelnen Mann an und hieb ihn nieder. Daraufhin sprengte er davon, um sein Leben zu retten.
Sieben Mann folgten ihm.
Das war Yamuns Absicht.
Er nahm ein Dutzend seiner besten Kämpfer und verfolgte den Rest der Horde.
In der Wüste kam es zu einem weiteren kurzen Gefecht zwischen dem Überrest der Araber und ihren Verfolgern. Drei Mann haute der alte Yamun in seiner Rachlust noch tot von den Pferden. Die übrigen vier wurden von seinem Sohn und den anderen ins Reich des ewigen Schlafs geschickt.
Ben Jussuf wandte sich in Todesangst erneut zur Flucht.
Jetzt blieben Yamun und sein Sohn allein hinter ihm. Die übrigen Berber ritten zur Oase zurück. Dort war man bereits bei der Bestattung der Leichen.
Der kurze Verteidigungskampf war ein voller Erfolg. Yamun hatte nur einen Mann verloren. Zwei der Berber waren leicht verletzt.
Voller Stolz sahen sich die Männer an.
Die Oase war frei. Ben Jussuf würde nicht wiederkommen.
Der ritt seinem unvermeidlichen Tod entgegen.
Zamorra hatte an der Tür auf dem Bergkamm eine Sprengladung angebracht. Er wollte sie erst zünden, wenn der Abtransport der ehemaligen Geiseln beendet war. So bald würde Ben Jussuf nicht kommen, rechnete er sich aus.
Er beobachtete mit Nicole, wie unten im Tal das Tor der Höhle geöffnet wurde. Der Offizier in Fes hatte Wort gehalten. Er hatte sechs Mannschaftswagen geschickt.
Jawash hatte sich in aller Frühe eingefunden und bereit erklärt, die Fahrer an die richtige Stelle zu bringen. Sie kamen mit den schweren Wagen nur auf zwei Kilometer an die Höhle heran.
Aber der Gang der jungen Männer und Mädchen war der endgültige Weg in die Freiheit. Sie gingen ihn gern und mit neuem Lebensmut.
Dann zündete Zamorra die Sprengladung. Die Tür flog mit mächtigem Krachen auf. Der Einstieg konnte erfolgen.
Sie hatten sich Fackeln mitgebracht, um nicht in der tiefen Dunkelheit durch den Schacht gehen zu müssen.
Gähnende Leere vor ihnen, wohin sie
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