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0097 - Das Höllentor

0097 - Das Höllentor

Titel: 0097 - Das Höllentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Saupe
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mit ihm?« fragte er voll Furcht.
    »Kurzen Prozeß«, sagte Zamorra trocken darauf. »Er wollte nicht reden. Jetzt ist er ein toter Mann. Und dir wird es genauso ergehen, wenn du meine Fragen nicht beantwortest.«
    »Ich antworte, Sidi«, beeilte sich der Gefangene zu sagen. »Ich werde antworten, und zwar ehrlich.«
    »Das ist deine einzige Wahl, und deine einzige Rettung«, brummte der Professor.
    Als der Wächter seinen Genossen sah, der am Boden lag und den er für tot hielt, verließ ihn der Rest seines Mutes. Unaufgefordert ging er voran und zeigte auf eine kleine Vertiefung in der Wand. Er nahm einen Stein heraus, dann drückte er auf einen Schalter.
    Gleich darauf öffnete sich eine unsichtbare Tür in der Wand. Eine Tür aus Stein, die sich in nichts von der Mauer des Stollens abhob.
    Yamun war als erster in dem großen Raum des Frauentempels.
    Drei Frauen befanden sich darin.
    Und alle drei schrien gleichzeitig auf.
    ***
    Zamorra hörte trotzdem zwei Motive aus den Schreien heraus. Die beiden Frauen, die sich in der Nähe des thronartigen Stuhls aufhielten, kreischten auf vor Angst.
    Das junge Mädchen an einem Tisch, das dabei war, die Tanzkleider der Mädchen zu glätten, schrie vor Freude. Es mußte eine Gefangene sein.
    Auch Yamun begriff den Unterschied. Er ging auf das Mädchen zu, faßte sanft nach ihrer Hand, sah ihr in die Augen.
    »Deine Gefangenschaft ist vorbei, Berbermädchen«, sagte er.
    »Wer — wer seid Ihr?« stammelte das Mädchen, unfähig, an ihre Befreiung zu glauben.
    »Ich bin Yamun«, sagte der Berber schlicht.
    Die Augen des Mädchens weiteten sich.
    »Ihr seid Faziahs Vater?«
    »Ja. Und wie heißt du?«
    »Man nennt mich Nemia.«
    »Lebt meine Tochter?«
    »Ja, Sidi. Sie lebt und ist gesund.«
    »Wieviele Mädchen seid ihr hier im Frauentempel?«
    »Vierzehn.«
    »Du kannst sie holen?«
    »Ja, Sidi. Ich kenne das Zeichen.« Inzwischen war Zamorra mit Nicole und dem jungen Yamun vor die beiden Frauen getreten.
    »Euer Treiben hat ein Ende«, sagte Zamorra. »Ihr seid die Hauptfrauen Ben Jussufs?«
    Eine der beiden nickte zur Bestätigung.
    »Ihr seid meine Gefangenen. Wie eure Furien und eure Wächter.«
    Die Frauen erblaßten, aber blieben merkwürdig gefaßt. Zamorra sah an ihren Gesichtszügen, daß sie besseres Blut in ihren Adern hatten als jene Frauen, die nur als Nebenfrauen dienten und sich für den merkwürdigen Kult der Gelben Furien hergaben.
    »Ich sehe davon ab, euch zu fesseln«, fuhr der Professor fort. »Ihr habt keine Möglichkeit, zu entfliehen.«
    »Ben Jussuf wird uns herausholen«, sagte die eine. »Gleichgültig, wohin ihr uns bringen werdet.«
    »Aus dem Gefängnis von Fes ist noch keiner herausgeholt worden«, erwiderte der Professor. Die Frauen erbleichten noch mehr. Sie waren der Meinung, daß dies ein Kampf Sippe gegen Sippe war. Sie wußten nichts von Zamorras Bedeutung.
    »Laß die Mädchen kommen«, bat Zamorra das eine Mädchen, das immer noch vor dem Tisch stand und mit ungläubigen Blicken auf seine Befreier sah.
    Nemia ging zum Gong, schlug ihn an. Dreimal, dann eine Pause, und noch einmal drei Schläge.
    Da öffnete sich die hintere Tür des Frauentempels, und die anderen Mädchen kamen wie in einem feierlichen Zug herein.
    Auch sie waren verwirrt über die Szenerie.
    Yamun eilte mit seinem Sohn auf die Mädchen zu. Stürmisch nahmen sie Faziah in ihre Arme, küßten sich unablässig, weinten Tränen der Freude.
    Auch den anderen Mädchen traten die Tränen in die Augen, als sie erfaßten, was geschehen war.
    Nicole und Zamorra blieben nicht ohne Rührung.
    Aber der Professor durfte keinen Aufschub dulden.
    Er drängte zum Aufbruch.
    »Wir gehen folgendermaßen vor«, sagte er. »Die vier Berber, die bislang unsere Nachhut gebildet haben, gehen voran. Dann folgen diese Mädchen hier, gemeinsam mit den gefangenen Arbeiterinnen draußen in den Schächten. Dann steigen die Männer der Berberfamilien in den Aufstiegsschacht ein. Es folgen je drei der Wächter, denen man die Fußfesseln abnehmen wird. Hinter je drei Wächtern geht einer von uns. Und ich folge dann als letzter mit diesen Ben-Jussuf-Templerinnen. Sie, Yamun, sagen das bitte den Leuten draußen so an.«
    Er sah dabei auf den jungen Yamun.
    Der Berber nickte und verließ die Tempelhalle.
    Zamorra ging zu den vier Berbern, die vor dem Eingang Halt gemacht hatten. Er erklärte ihnen den Plan. Und er sagte ihnen, wie sie den Türmechanismus am Ende des Aufstiegsschachtes in Gang zu setzen

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