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0097 - Der unheimliche Richter

0097 - Der unheimliche Richter

Titel: 0097 - Der unheimliche Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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viel erlebt, aber so etwas noch nicht. Fast alle hatten sie Angst vor dem endgültigen Aus, doch Maddox schien sich darauf zu freuen.
    War er noch normal? Nein, der nicht. Er hatte den Satan angebetet und Blasphemie betrieben. Solch ein Mensch gehörte an den Galgen.
    »Legt ihm die Schlinge um!« sagte der Gefängnisdirektor.
    Einer der Bewacher packte den Kopf des Richters und rückte ihn so zurecht, daß er ihm die Schlinge um den Hals legen konnte. Ein anderer umfaßte bereits den Hebel, der aus dem Holz ragte. Wenn er ihn zu sich heranzog, würde sich die Plattform unter den Füßen des Delinquenten öffnen.
    Maddox stand steif wie ein Brett. Das Gesicht war zu einem Grinsen verzerrt, in seinen Augen wetterleuchtete es. »Ihr werdet euch noch wundern!« rief er. »Die Hölle braucht mich, und damit bin ich unsterblich!«
    Parker gab das Zeichen.
    Der Henker legte den Hebel um.
    Noch einmal schrie Maddox. »Satan wird – aggghhh…«
    Die Klappe fiel nach unten. Maddox’ Füße baumelten über der Luke. Kein Laut drang mehr über seine Lippen.
    Der unheimliche Richter war tot.
    Parker, der Gefängnisdirektor, schlug hastig ein Kreuzzeichen.
    Dann lief er fast fluchtartig weg…
    ***
    Niemand wollte den Gehenkten abschneiden. Und so ließen sie ihn baumeln.
    Als Warnung für die anderen, denn die Gefangenen starrten weiterhin durch ihre vergitterten Fenster, auch als Parker und die Henker verschwunden waren.
    Der Mond wanderte weiter, und die Dunkelheit füllte den Gefängnishof aus.
    Irgendwann in den frühen Morgenstunden geschah es.
    Niemand sah den drohenden Schatten, der sich dem Galgengerüst näherte. Er stand plötzlich im Hof, lief die Stufen hoch und nahm den Gehenkten ab.
    Leer bewegte sich die Schlinge im Wind.
    Der Schatten verschwand, als hätte es ihn nie gegeben. Als die Sonne aufging, wurde das Verschwinden des Richters bemerkt. Man alarmierte Parker, der sofort erschien und verständnislos zum Galgen hochschaute.
    Auch der Priester war plötzlich da. Er faltete die Hände zum Gebet und sagte hinterher: »Dieser Maddox war unheimlich. Ein wahrer Teufel, und wahrscheinlich hat ihm der Satan geholfen.«
    Parker nickte. »So wird es wohl gewesen sein.« Dann wandte er sich ab und ging.
    Zehn Tage später fand man ihn tot auf.
    Erhängt…
    Dann erwischte es die Henker. Der Reihe nach starben sie. Und sie waren ebenfalls so aufgehängt worden wie Parker, der Gefängnisdirektor.
    Der Schatten des toten Richters geisterte über das Land. Doch mit der Zeit verblaßte die Erinnerung. Die Jahre vergingen, ein neues Jahrhundert wurde eingeläutet, und auch das alte Gefängnis existierte schon bald nicht mehr.
    Maddox geriet in Vergessenheit.
    Sein Geist spukte ebenfalls nicht mehr herum. Es wurden keine neuen Greueltaten gemeldet.
    Von Maddox sprach bald niemand mehr.
    Und doch lebte er weiter. Denn Asmodis persönlich hatte ihn für eine besondere Aufgabe vorgesehen…
    ***
    Sir James Powell starrte mich an, als wollte er mich fressen. Dabei stopfte er mit dem Nagel des rechten Zeigefingers auf die Schreibtischplatte.
    Wie ein armer Sünder saß ich vor ihm. Ich war regelrecht zitiert worden.
    Nun, bisher hatte niemand von uns ein Wort gesprochen. Auch Powell ließ sich Zeit. Hinter seinen dicken Brillengläsern wirkten die Pupillen unnormal groß. Mit dem rechten Zeigefinger klopfte er weiterhin, die linke Hand hielt das Glas umspannt, in dem sich sein Magenwasser befand.
    »Sie lassen nach, John!«
    Er sprach den Satz, schaute mich an und wartete auf das Echo. Das bestand in einem fragenden Grinsen.
    »Ja, Sie lassen nach.« Er deutete auf den Bericht, den ich am gestrigen Tag abgegeben hatte. »Grimes, dieser Ghoul, ist immer noch nicht gefaßt.«
    »Das ist auch nicht so einfach, wenn man keine Anhaltspunkte hat, wo er sich versteckt.«
    Sir James Powell winkte ab. »Die Entschuldigung ist lächerlich. Meiner Ansicht nach. Grimes hat zahlreiche Spuren gelegt, und das Sinclair-Team war nicht in der Lage, sie erfolgreich auszuwerten. Das wirft ein schwaches Bild auf uns.«
    »Ich habe alles getan, was in meinen Kräften stand«, erwiderte ich. Langsam stieg die Wut in mir hoch. Nicht daß ich Lob und Anerkennung gewünscht hätte, nein, das nicht, aber ich wollte mich auch nicht herunterputzen lassen.
    Andererseits versuchte ich den Superintendenten zu verstehen.
    Sir James Powell stand unter Erfolgsdruck. Die Ghoul-Gefahr, die ihren Anfang in der Horror-Disco genommen hatte, war noch längst nicht

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