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01 - Botschaft aus Stein

01 - Botschaft aus Stein

Titel: 01 - Botschaft aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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und hinterließ rote Flecken auf den grauen Platten.
    Der Mann tat so, als sei nicht das Geringste vorgefallen. Seelenruhig schritt er davon, drehte sich nicht einmal um. Jesus-Ernesto wollte ihm hinterher rufen, brachte aber nicht einmal ein Krächzen über die Lippen. Vor seinen Augen tanzten bunte Flecken.
    Das Küchenfenster wurde aufgerissen. »Heilige Mutter Gottes, was ist los mit dir?«, rief Maria entsetzt.
    Jesus-Ernesto wusste das selbst nicht. Er starrte seine Arme an, die blutenden Wunden, und fragte sich, ob er zu lange in der prallen Sonne ausgeharrt hatte.
    Das konnte doch nicht wirklich passiert sein! Man fiel nicht so einfach durch Menschen hindurch wie durch Nebel! Statt sich wirres Zeug einzubilden, hätte er lieber seinen Sturz abfangen sollen.
    »Mierda!«, ächzte er und schaute die Straße entlang.
    Er konnte den Weißgekleideten nirgends mehr entdecken. Der Mann musste in einem der Hauseingänge verschwunden sein.
    ***
    »Warum haben Sie den Jungen laufen lassen?« Nachdem er sich kurz davon überzeugt hatte, dass nichts beschädigt worden war, klemmte sich Tom Ericson die Tasche unter den Arm.
    Branson hob die Schultern. »Er hat seine Lehre erhalten. Und ihn anzeigen? Hatten Sie jemals mit der mexikanischen Polizei zu tun, Tom? Mir fehlt die Zeit für den Rattenschwanz, den das nach sich zieht.«
    Es war nur ein kurzer Fußmarsch bis zu Bransons Jeep.
    »Eigentlich hatte ich vor, mit Ihnen einen kurzen Abstecher zur Pyramide des Zauberers zu machen«, sagte Seymor unvermittelt. »Und natürlich zur Großen Pyramide. Die Arbeiten dort könnten Sie interessieren.«
    Eigentlich. Das klang wie eine Entschuldigung, ein Alibi dafür, dass Branson diesen Weg eben nicht einschlug. Tom hörte schon am Tonfall, dass der Professor für jeden eingesparten Umweg dankbar war. Branson wollte in den Dschungel zurück ‒ und Tom war allmählich mehr als nur gespannt darauf, was ihn erwartete.
    Branson startete den Motor. Er trat ein wenig zu hastig aufs Gaspedal. Ericson wurde in den Sitz gepresst, als der Geländewagen anfuhr und über den hohen Randstein hinwegsprang.
    Branson fuhr schnell. Außerdem so ruppig, als müsse er sich abreagieren.
    »Es ist nicht einfach, mit einer Bola umzugehen.« Tom hatte schon versucht, das Gespräch wieder in Gang zu bringen, doch Branson schwankte zwischen Mitteilsamkeit und nachdenklichem Schweigen. »Sie beherrschen sie perfekt, Seymor.«
    »Danke.« Für Sekunden stahl sich ein zufriedenes Lächeln auf die Züge des Grabungsleiters. »Ich habe zwei Jahre in Argentinien gelebt… war viel mit Gauchos zusammen…«
    Branson blieb nur für höchstens fünf Kilometer auf der 261, dann bog er ruckartig nach links ab, anscheinend ohne einen einzigen Gedanken an den Gegenverkehr zu verschwenden. Eine Hupe blökte, und kaum dass der Jeep auf die unbefestigte Piste rollte, donnerte hinter ihm ein schwerer Lastwagen vorbei.
    »Das war knapp«, kommentierte Ericson. »Haben Sie den Laster nicht gesehen?«
    Branson schwieg. Unverwandt starrte er auf die beiden teils schon tief eingegrabenen Reifenspuren. Dazu blinzelte er gegen den Schweiß an, der ihm von der Stirn in die Augen rann.
    Die Piste wurde noch holpriger. Schlaglöcher und immer wieder kantige Felsbrocken dicht neben der Spur zwangen den Professor, das Gas zurückzunehmen. Trotzdem wurden die beiden Männer mehrmals heftig zusammengestaucht, wenn das Fahrzeug urplötzlich absackte.
    Eine Zeitlang lief die Piste nahezu parallel neben der Hauptstraße her. Unmittelbar nach einer Hügelkuppe lenkte Branson den Jeep hart herum. Äste peitschten gegen das Blech, Tom riss abwehrend die Arme hoch.
    Dschungel war jetzt rings um sie her. Es war mittlerweile früher Nachmittag, nur vereinzelt fielen flirrende Sonnenstrahlen bis auf den Waldboden. Die Fahrspur schlängelte sich durch das Dickicht. Mehrmals hatte es den Anschein, als wolle Branson das dröhnende Geländefahrzeug gegen den nächstbesten Stamm setzen.
    Plötzlich heulte der Motor auf. Seymor würgte den Rückwärtsgang rein, gab Gas, trat das Pedal bis zum Anschlag durch… ein geradezu urweltliches Dröhnen hallte durch den Wald.
    Festgefahren!
    »Immer hier! Wird Zeit, dass das Sumpfloch aufgefüllt wird. Wir müssen die Winde nehmen.« Branson holte die Kette von der Ladefläche und hängte sie am Fahrzeugrahmen ein.
    Eine Viertelstunde verging, dann war der Jeep wieder frei. Eine halsbrecherische Fahrt durch den Dschungel folgte, als müsse Branson um jeden

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