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01 Columbus war ein Engländer: Geschichte einer Jugend

01 Columbus war ein Engländer: Geschichte einer Jugend

Titel: 01 Columbus war ein Engländer: Geschichte einer Jugend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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zur Debatte steht, ist eine Perversion wider alle Natur.«
    O nein, genau das steht hier nicht zur Debatte. Die Herren glauben vielleicht, es stünde zur Debatte, aber damit liegen sie gründlich falsch.
    Analverkehr spielt unter Homosexuellen eine weit geringere Rolle, als die Leute allgemein annehmen. Vermutlich findet er unter homosexuellen Partnern kaum häufiger statt als unter heterosexuellen.
    Analverkehr liegt nicht am Ende der goldenen Straße irgendwo hinter dem homosexuellen Regenbogen, er ist nicht der Hauptgewinn, der Zweck, das Ziel und die Erfüllung der Homosexualität. Analverkehr ist in keiner Weise der krönende Abschluß der Homosexualität, der Fluchtpunkt, auf den alles zusteuert; Analverkehr ist weder die Verwirklichung noch das Schicksal der Homosexualität. Analverkehr ist so wenig ein Muß für Homosexualität, wie der Besitz eines Volvo-Kombi ein Muß für eine Mittelschichtsfamilie darstellt und nur im Kopf der Minderbemittelten und Einfallslosen untrennbar miteinander verbunden. Analverkehr gehört genausowenig zwingend zur Homosexualität, wie ein Orangen-Sillabub zwingend zu einem guten Essen gehört: Einige mögen mächtig scharf drauf sein und gleich eine zweite Runde bestellen, andere verzichten lieber ganz drauf, und wieder andere nippen einmal dran und müssen sich gleich übergeben.
    Es gibt Tausende andere Dinge in der Welt der Schwulen außerhalb des Orbits der Analrosette, doch nur eine Sache, die dem Schwulenhasser mächtig aufstößt, die sein Blut in Wallung bringt und bei der sich ihm der Magen umdreht, nämlich der Gedanke an die schrecklichste und fürchterlichste aller menschlichen Empfindungen, die Liebe.
    Die Vorstellung, daß man einen Menschen des gleichen Geschlechts lieben kann, ist das eigentliche rote Tuch des Schwulenfeindes. Und zwar lieben auf der gesamten Klaviatur menschlicher Empfindungen mit all ihren Tönen und Halbtönen. Liebe als Agape, Eros und Philos; Liebe als Zauber, Freundschaft und Bewunderung; Liebe als Leidenschaft, Besessenheit und Lust; Liebe als Qual, Euphorie, Ekstase und Verzückung (das klingt allmählich nach einer Parfumwerbung von Calvin Klein); Liebe als Bedürfnis, Wunsch und Verlangen.
    Alles andere, seinen Schwanz in einen Arsch zu schieben, eine Pokuppel abzuschlecken, zu peitschen, rubbeln, pissen, kacken, aufeinanderzuhocken wie die Hunde, sich mit Plastik und Leder aufzutakeln – all das geschieht auch unter Männlein und Weiblein: und um gleich noch eins zu klären, es geschieht sogar weitaus häufiger – allein weil es viel mehr sind. Man gehe nur in einen Sex-Shop, sehe sich ein paar Pornohefte an, surfe ein wenig im Internet oder spreche mit jemandem aus der Sex-Branche. Und dann will man behaupten, Homosexualität sei widerwärtig? Wenn das so ist, hält man allen Sex für widerwärtig, denn zwischen zwei Männern oder zwei Frauen geschieht nichts, das sich in irgendeiner objektiven Weise von dem unterscheidet, was zwischen Mann und Frau geschieht.
    Und überhaupt, möchte man all den Tony Marlowes, Peregrine Worsthornes und Paul Johnsons zurufen, fragt doch mal bei euch selbst nach. Fragt euch, welche Vorstellungen euch so durch den Kopf gehen, wenn ihr masturbiert. Und wenn euch der körperliche Akt und seine Details umsoviel wichtiger als die Liebe sind, geht zum Arzt, aber verbreitet eure Neurosen nicht in Zeitungskolumnen, was nur als unfein, unfair und unchristlich zu bezeichnen ist.
    Und wenn ihr euch schon mit Vorliebe auf die Bibel stürzt, um eure Vorurteile zu untermauern, seid wenigstens auch konsequent. Das gleiche Buch, das das Beiwohnen zweier Männer verurteilt, enthält genauso Verbote gegen den Verzehr von Schweinefleisch und Schalentieren oder untersagt menstruierenden Frauen, sich in die Nähe heiliger Stätten zu wagen. Es hat auch keinen Sinn, darauf hinzuweisen, daß das Koscher-Gebot einem regionalen, klimabedingten Zweck entsprang, der heute überholt ist, oder daß man das Vorurteil gegen die Ovulation als Aberglaube abtun kann, die Bibel, mit der ihr uns aufs Haupt schlagt, erklärt vieles von eurem Tun für unrein: Zerpflückt die Bibel also nicht nach eurem Sinne – oder wenn ihr sie schon zerpflücken müßt, wählt die guten Sätze, Sätze wie »Werfe der, der ohne Sünde ist, den ersten Stein«, oder »Liebe deinen Nächsten wie dich selbst«.
    Doch was immer ihr auch tut, kommt uns bitte nicht mit dem Spruch, das, was wir tun, ob nun aus Liebe oder Lust, sei widernatürlich . Sollte

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