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0,1 % - Das Imperium der Milliardäre

0,1 % - Das Imperium der Milliardäre

Titel: 0,1 % - Das Imperium der Milliardäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Jürgen Krysmanski
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selbst dünkt, ebenso wenig kann man eine solche Umwälzungsepoche aus ihrem Bewusstsein beurteilen, sondern muss vielmehr dies Bewusstsein aus den Widersprüchen des materiellen Lebens, aus dem vorhandenen Konflikt zwischen gesellschaftlichen Produktivkräften und Produktionsverhältnissen erklären. Eine Gesellschaftsformation geht nie unter, bevor alle Produktivkräfte entwickelt sind, für die sie weit genug ist, und neue höhere Produktionsverhältnisse treten nie an die Stelle, bevor die materiellen Existenzbedingungen derselben im Schoß der alten Gesellschaft selbst ausgebrütet worden sind. Daher stellt sich die Menschheit immer nur Aufgaben, die sie lösen kann, denn genauer betrachtet wird sich stets finden, dass die Aufgabe selbst nur entspringt, wo die materiellen Bedingungen ihrer Lösung schon vorhanden oder wenigstens im Prozess ihres Werdens begriffen sind. In großen Umrissen können asiatische, antike, feudale undmodern bürgerliche Produktionsweisen als progressive Epochen der ökonomischen Gesellschaftsformation bezeichnet werden. Die bürgerlichen Produktionsverhältnisse sind die letzte antagonistische Form des gesellschaftlichen Produktionsprozesses, antagonistisch nicht im Sinn von individuellem Antagonismus, sondern eines aus den gesellschaftlichen Lebensbedingungen der Individuen hervorwachsenden Antagonismus, aber die im Schoß der bürgerlichen Gesellschaft sich entwickelnden Produktivkräfte schaffen zugleich die materiellen Bedingungen zur Lösung dieses Antagonismus. Mit dieser Gesellschaftsformation schließt daher die Vorgeschichte der menschlichen Gesellschaft ab.« 38
    Von Arbeitskraft und Produktionsmitteln , von Produktivkräften und von Produktionsverhältnissen , Produktionsweisen und Überbauten wird später noch zu reden sein 39 – vor allem vom Begriff der Produktivkräfte. Der Begriff fasst das Wesentliche des Zusammenhangs von Natur, Gesellschaft und Technik besser als jeder andere – und führt im übrigen geradenwegs in das Verständnis der gegenwärtigen informationstechnologischen Revolution. Produktivkraftentwicklung ist als die Dialektik von Produktionsmittel- und Arbeitskraftentwicklung zu begreifen – als die Entwicklung der modernen Maschinerie (bis zu den »Algorithmusmaschinen« der Computernetze) einerseits und von menschlicher Kreativität andererseits. Die Entwicklung der individuellen und gesellschaftlichen Produktivkräfte stößt immer wieder an Grenzen, die durch die Produktionsverhältnisse, Produktionsweisen und Überbauten gesetzt werden. Die menschliche Arbeitskraft, so einst Herbert Marcuse, droht immer wieder »eindimensional« eingeengt zu werden. Heute hängt diese Eindimensionalität an der Fesselung der neuen informationstechnischen Produktivkräfte durch die kulturelle Logik des Spätkapitalismus und eine daraus erwachsende »Simulationskultur« von Parallelwelten im virtuellen Raum. 40
    Durch seine Kritik der politischen Ökonomie des Kapitalismus haben wir Karl Marx bahnbrechende Einsichten in die Gesetzmäßigkeiten des Geschichtsverlaufs zu verdanken. Das Programm des historischen Materialismus wirkt heute – unausgesprochen – in allen gesellschaftswissenschaftlichen Disziplinen weiter, darin ähnlichder Darwinschen Evolutionstheorie. Insofern geht es bis heute – nach und mit Marx – noch immer um die Frage, wie man sich Menschheitsgeschichte (und Naturgeschichte) insgesamt phantasievoll und utopienreich vorstellen kann. Hier lässt sich dann zum Beispiel spielerisch mit vielerlei Modellen und vor allem mit den Möglichkeiten des Internets umgehen, um die menschliche Entwicklung unseres Planeten als Ganzem zu verstehen. 41
    »Marx ist weder aktuell noch veraltet: Er ist klassisch, und die gesamte marxistische und kommunistische Tradition, die ungefähr den gleichen Zeitraum umfasst wie das goldene Zeitalter Athens, stellt in einem ganz präzisen Sinne jenes goldene Zeitalter der europäischen Linken dar, dem es sich wieder und wieder zuzuwenden lohnt – mit verblüffenden, fanatischen, produktiven und widersprüchlichen Resultaten.« 42 Wenn Fredric Jameson mit diesem Satz eine neue Runde der kreativen Kapital -Lektüre einläuten will, so schwingt darin auch – und das ist ein entscheidender Punkt – die Möglichkeit, ja die Notwendigkeit einer digitalen und in diesem Sinne dialektisch-kybernetischen Repräsentation der Rätselschichten des Kapitalismus mit. Es ist nicht müßig zu imaginieren, wie seine intellektuelle

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